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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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schiefe Gebäude, fertigte Aufzeichnungen von Wänden und Strukturen an, von Rohrleitungen und längst korrodierten Maschinen, die die Klikiss vor langer Zeit zurückgelassen hatten.
    Margaret hatte einmal die Anasazi-Ruinen von Mesa Verde im Südwesten von Nordamerika auf der Erde besucht, eine berühmte, viele Jahrhunderte alte Felsenstadt. Die Klikiss-Bauten von Rheindic Co erinnerten sie an jene Stadt. Gleichzeitig wirkte sie überaus fremdartig mit einer Architektur, die auf einer anderen Ästhetik basierte: Wände stießen im »falschen« Winkel aufeinander und trapezförmige Türen befanden sich nicht immer auf Bodenniveau.
    Margaret nahm eine Probe von einer Wand, und zwar an einer Stelle, an der sich keine der zahlreichen Markierungen und Ideogramme zeigten, die fast alle Oberflächen bedeckten. Hatte jenes Insektenvolk weder Papier noch ähnliche Dinge benutzt, um schriftliche Aufzeichnungen anzufertigen? War es den Klikiss aus irgendeinem Grund sinnvoller erschienen, ihre Geschichte durch Schriftzeichen und Symbole an den Wänden ihrer Siedlungen festzuhalten, dort sogar Berechnungen anzustellen?
    Auf Corribus, Llaro und Pym, den anderen bereits erforschten Klikiss-Welten, hatte Margaret chemische Analysen von Materialproben aus Gebäuden der Insektenwesen vorgenommen. Sie zweifelte kaum daran, dass sich hier die gleichen Resultate ergeben würden. Die Klikiss hatten eine organische Mineralmischung hergestellt, die einem Gemisch aus Schlamm, Zellstoff und Kieselerde ähnelte. Kombiniert mit einem harzigen Saft – Speichel? – ergab sich daraus eine Substanz, die härter und widerstandsfähiger als Stahl oder Beton war, aber auch absorptionsfähig und dauerhaft genug, um Piktogramme, Schriftzeichen und mathematische Gleichungen auf die Wände zu pinseln.
    Im Lager hatte Margaret den ganzen Abend Zeit, um die aktuellen Daten mit den früheren Aufzeichnungen zu vergleichen. Aber hier zu sein, die trockene und staubige Luft zu riechen, umgeben von Schatten und vielleicht auch von den Geistern eines rätselhaften Volkes… Es fühlte sich herrlich an.
    Vor einem Jahr, in den Ruinen von Corribus, hatte Margaret tagelang die aufgezeichneten Symbole betrachtet, ohne Ergebnis. Dann verbrachte sie einen Abend in einem leeren Raum und beobachtete, wie der Mondschein auf die Zeichen fiel, und plötzlich kam es zum Durchbruch: Sie erkannte Sternkarten-Koordinaten seltener Neutronensterne. Jene eine Entdeckung hatte zu weiteren Erkenntnissen und schließlich zur Klikiss-Fackel geführt. Eine ähnliche Inspiration erhoffte sich Margaret auch hier auf Rheindic Co.
    Louis und sie hatten ihre Arbeit in Ägypten begonnen und dabei einen speziellen ildiranischen Ultraschall-Kartografen verwendet, um tief im Sand der Sahara verborgene Relikte zu entdecken. Mit dieser Technik, von einem fremden Volk entwickelt, war es ihnen gelungen, eine ganze ägyptische Stadt zu lokalisieren. Durch jenen erstaunlichen Fund wurden sie zu berühmten Archäologen.
    Anschließend hatten Margaret und Louis Colicos auf Anfrage der Terranischen Verteidigungsflotte sechs Monate auf dem Mars verbracht, weit entfernt von der militärischen Basis. Die Arbeit in einer ausgesprochen lebensfeindlichen Umgebung war ganz anders gewesen als die im Sand und in der Hitze der Sahara. In Schutzanzüge gekleidet hatten sie die berühmten Pyramiden von Labyrinthus Noctis untersucht, um Aufschluss über ihren Ursprung zu gewinnen. Nach eingehenden Untersuchungen gelangten Margaret und Louis Colicos damals zu dem unpopulären Schluss, dass die Pyramiden keine Relikte einer extraterrestrischen Zivilisation waren, sondern natürliche Artefakte, geschaffen von der ungewöhnlichen kristallenen Struktur bestimmter Mineralien im Boden sowie den Einwirkungen von Wetter und niedriger Schwerkraft über Jahrtausende hinweg.
    Als Xeno-Archäologen hatten sie nur wenige extravagante Wünsche, dafür aber viele gemeinsame Ziele und Interessen. Es machte ihnen nichts aus, in ihrem Leben auf Komfort zu verzichten, und beide fühlten sich recht wohl in ihrer Ehe. Oft vervollständigten sie gegenseitig ihre Sätze, saßen nachdenklich beisammen, jeder auf die eigene Arbeit konzentriert, und sprachen nur gelegentlich einige wenige Worte. Doch wenn sie später gefragt worden wären, hätten sie behauptet, ein langes und faszinierendes Gespräch geführt zu haben.
    Auf Rheindic Co kehrte Louis nun von einer Forschungstour durch die Ruinenstadt zurück, mit einem Imager in der einen

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