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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Familie? Das erschien uns noch schlimmer als die Krankheit selbst. Nach der Erblindung erfasste die Nervenschädigung auch andere Teile des Körpers, bis schließlich die Lungen nicht mehr atmen und das Herz nicht mehr schlagen konnten.«
    Dio’sh holte Luft und erschauerte. »Dann starb der Crenna-Designierte und dadurch hatten wir keine direkte Verbindung mehr zum Weisen Imperator. Selbst der geringe Trost des Thism wurde immer schwächer. Wie sollten wir so etwas ertragen? Mit jedem Todesfall breitete sich die Panik weiter aus. Unsere Zahl schrumpfte und das Thism zerfaserte immer mehr. Es dauerte nicht lange, bis die Größe unserer Kolonie unter die kritische Schwelle für einen Splitter sank.
    Jene von uns, die gesund geblieben waren, schlossen sich in ihren Unterkünften ein, aber selbst dann machten wir Fehler, und die Krankheit hielt Einzug in unsere Häuser. Wir verbrannten die Opfer, in der Hoffnung, dass ihnen die Flammen wenigstens symbolisch das Licht zurückbrachten.«
    Dio’sh richtete einen flehentlichen Blick auf Vao’sh und schien ihn bitten zu wollen, diese Geschichte neu zu schreiben. »Wir wussten nicht, was wir tun sollten! Wir waren wie gelähmt und die Seuche breitete sich weiter aus.«
    Vao’sh berührte den Unterarm seines Kollegen. »Das genügt vorerst, Dio’sh.«
    Er schluckte und seine Gedanken rasten. Vao’sh wusste, dass die Krankheit von Crenna und die Aufgabe einer ganzen Kolonie Teil der Saga werden mussten, aber es widerstrebte ihm, zu viele grässliche Details hinzuzufügen – es mochte die Zuhörer zu sehr erschrecken.
    »Vielleicht sollten Sie mir eine Zeit lang Gesellschaft leisten«, schlug er vor. »Wir erzählen etwas Fröhliches, die Geschichte von Bobri’s und der Silbernen Kugel. Sie gefällt den Kindern, und mir gefällt es, Kinder zu unterhalten. Bestimmt kommen Sie dadurch auf andere Gedanken.«
    Dio’sh zögerte unsicher. »Ich möchte lieber still sein und mich in der Nähe von anderen Personen befinden, ohne eine aktive Rolle spielen zu müssen.«
    Vao’sh runzelte die Stirn und Missbilligung verfärbte seine Hautlappen. »Die anderen Geschlechter können sich nicht wie wir an alle Einzelheiten erinnern. Die Saga ist niedergeschrieben, aber als Erinnerer besteht unsere Aufgabe darin, Geschichten zu erzählen und zu lehren, die alten Legenden mit neuem Leben zu erfüllen. Vergessen Sie das nicht. Alle Ildiraner können die Lieder hören und sich Dinge vorstellen, aber wir müssen sie ihnen präsentieren. Das ist unsere Pflicht.«
    Dio’sh ließ die Schultern hängen. »Das ist unsere Pflicht, ja. Und manchmal ist sie sehr schwer.«

39 DAVLIN LOTZE
    Die Ildiraner waren von Crenna geflohen und hatten ihre Einrichtungen zurückgelassen. Die Hanse hatte dem Weisen Imperator viel für das Recht bezahlt, auf dem Planeten zu siedeln, der sich im stellaren Territorium des Ildiranischen Reiches befand. Sie hielt die bereits gezähmte Welt für eine Kostbarkeit und der Weise Imperator sah in dem Geld einen unerwarteten Segen.
    Ganz offensichtlich verstanden sich die beiden Seiten nicht.
    Medo-Forscher und Mikrobiologen stellten genaue Untersuchungen in Hinsicht auf die Krankheit an, die Ildiraner erblinden und sterben ließ – nichts deutete darauf hin, dass sie auch für Menschen eine Gefahr darstellte. Terranische Transportschiffe landeten auf Crenna. Kolonisten hatten ihre Anträge schon vor einer ganzen Weile gestellt, Freiwillige, die es gar nicht abwarten konnten, ihre alte Heimat zu verlassen, um auf einem anderen Planeten ein neues Leben zu beginnen.
    Die offizielle Politik der Hanse förderte die Expansion, indem sie auf zahlreichen Welten Fuß fasste und das Bevölkerungswachstum bereits bestehender Kolonien begünstigte. Zum ersten Mal in der menschlichen Geschichte gab es mehr als genug Lebensraum und Ressourcen und die Menschen bemühten sich, alles zu nutzen, das zur Verfügung stand.
    Als die erwartungsvollen Siedler den ersten Transporter verließen, sah sich Davlin Lotze ruhig und interessiert um. Er schloss sich der ersten Gruppe von Kolonisten an, die damit begannen, die ildiranische Geisterstadt zu erforschen. Er verhielt sich wie die anderen, obgleich er mit einer besonderen Mission beauftragt war.
    Die protzigen ildiranischen Kriegsschiffe hatten Crenna hastig verlassen, an Bord die Überlebenden der Kolonie. Eile und Furcht verleiteten dazu, Fehler zu machen. Unter solchen Umständen blieben vielleicht wichtige Dinge zurück. Genau das

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