Das Imperium
einen klaren Kopf behalten. König Frederick hingegen wünschte sich die Möglichkeit, seine Furcht zu betäuben. »Ich kann der Öffentlichkeit mitteilen, dass wir Ermittlungen eingeleitet haben, Basil, aber wir haben noch keine Antworten. Genügt das, um wieder Ruhe zu schaffen?«
Basil schlug mit der flachen Hand an eine kannelierte korinthische Säule. »Gute Idee«, erwiderte er voller Sarkasmus. »Sollen alle in der Hanse wissen, dass wir hilflos sind und nicht wissen, was es mit den jüngsten Ereignissen auf sich hat.«
»Aber wir wissen es wirklich nicht«, sagte Frederick.
»Und wenn schon«, brummte Basil. »Ein König darf nie den Eindruck erwecken, von irgendetwas keine Ahnung zu haben.«
Frederick trank einen Schluck Wein und antwortete nicht. Er sah zu dem uniformierten Mann – Lanyan, nicht Lanson, tadelte er sich – und versuchte zu glauben, dass die Terranische Verteidigungsflotte mit jeder Gefahr fertig werden konnte. Der General wollte Vergeltung üben und den geheimnisvollen Aggressor vernichten, damit auf den terranischen Kolonien wieder Frieden einkehrte.
»Vielleicht weise ich auf das Offensichtliche hin, Vorsitzender Wenzeslas«, sagte Lanyan, »aber es könnten die Ildiraner gewesen sein. Die Solare Marine war bei Oncier präsent und hat den Test beobachtet. Möglicherweise fühlte sie sich von einer so mächtigen Technologie bedroht. Wer käme sonst infrage?«
»Das Universum ist groß, General, und voller Dinge, die wir nicht verstehen«, erwiderte der König. »Wir haben nur einen kleinen Teil eines Spiralarms unserer Galaxis erforscht…«
»Frederick«, sagte Basil, und es klang aufgebracht, »die Ildiraner können auf eine lange Geschichte zurückblicken, aber sie sind nie auf ein anderes Volk gestoßen. Wir sollten diese Sache nicht noch komplizierter machen, indem wir irgendwelche Schreckgespenster erfinden. Die Gefahr eines Krieges gegen das Ildiranische Reich ist entsetzlich genug. Andererseits, General: Ich bezweifle sehr, ob die Solare Marine über Waffen verfügt, die so leistungsfähig sind, dass sich damit ganze Monde zerstören lassen.«
»Ja, das stimmt. Dies ist etwas Neues und bei den Ildiranern stagniert die Entwicklung seit Jahrhunderten.« Lanyan ging zu einem der dreieckigen Fenster, durch das man in den Mondstatuengarten blicken konnte. Auf zehntausenden Quadratmetern Palastgelände wuchsen sorgfältig beschnittene Bäume und Sträucher in der Nähe von verzierten Skulpturen. »Und es war kein bunt zusammengewürfelter Haufen wie die Piraten unter Rand Sorengaard. Die Roamer möchten sich vielleicht an uns rächen, aber sie haben nicht das technische Potenzial, um Monde zu vernichten.«
Nach der Zurechtweisung durch Basil Wenzeslas schwieg Frederick und behielt seine Gedanken für sich. Nach der schnellen Erwärmung waren die Monde sehr instabil gewesen und vielleicht hätte einer von ganz allein auseinander brechen können. Gravitationelle Gezeitenkräfte, tektonische Aktivität, Gasexplosionen… Aber es war absurd anzunehmen, dass sich Jack, George, Ben und Christopher praktisch gleichzeitig selbst zerstört hatten, und dass außerdem die Beobachtungsplattform durch eine Kollision mit den Trümmern vernichtet worden war.
»Wir müssen herausfinden, wie es zu dieser Katastrophe kam und wer dahinter steckt«, sagte Basil. »Von irgendwelchen anderen Angriffen ist nichts bekannt, oder?«
Der General schüttelte den Kopf. »Nein. Was allerdings nicht sehr viel bedeutet. Ohne ein ausgedehntes Telkontakt-Netz dauert es Monate, bis uns Nachrichten von den Kolonien der Hanse erreichen.
Mitteilungen aus dem Ildiranischen Reich sind noch länger unterwegs.«
Basils Miene verdunkelte sich, als er daran dachte. »Wenn wir mehr grüne Priester über den Spiralarm verteilen könnten, gäbe es kein solches Kommunikationsproblem.«
Frederick hielt den Zeitpunkt für gekommen, königliches Verhalten zu zeigen. »Bei meinem Zepter und meinem Schwert, Basil, wir sollten diese Sache nicht durch alte Probleme weiter komplizieren. Die Bürger verlangen Antworten. Was soll ich jetzt tun? Ich nehme gern einen Rat von Ihnen entgegen.«
Basil runzelte die Stirn. »Sie nehmen Anweisungen von mir entgegen.«
Der König versuchte, die Abfuhr wegzustecken, ohne verletzt zu wirken. »Dann geben Sie mir Anweisungen, Basil. Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
Des Nachts, von Beobachtungszeppelinen aus gesehen, wirkte der Flüsterpalast wie ein riesiges Lichtermeer. Ewige Fackeln
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