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Das Implantat: Roman (German Edition)

Das Implantat: Roman (German Edition)

Titel: Das Implantat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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läuft durch die Menge der Umstehenden.
    Der Cop hält inne und bekommt einen harten Ausdruck um den Mund. »Das war ein Fehler«, sagt er leise.
    Er stößt den Jungen zu Boden. Dann tritt er ihm mit dem Fuß seines Bein-Exos zwischen die Schulterblätter. Ein heiseres Grunzen ertönt, als es dem Jungen die Luft aus der Lunge drückt. Japsend versucht er, zu Atem zu kommen.
    »Du bist verhaftet«, sagt der Cop.
    Eine vertraute Wut steigt in mir auf, und ich mache einen Schritt vorwärts. Doch Jim berührt mich am Arm und schüttelt den Kopf. Unauffällig weist er mit dem Kinn in die Dunkelheit.
    Als ich sehe, was er meint, kriege ich plötzlich ein seltsames Gefühl im Bauch. Es ist, als würde ich ins Bodenlose fallen.
    Ein Schwarm bunter Glühwürmchen scheint auf uns zuzufliegen. Ich brauche einen Moment, um zu erkennen, dass jeder leuchtende Punkt zu einer Schläfe gehört. Die Punkte leuchten in Blau, Gelb und Rot. Manche der aufgemotzten Wartungsbuchsen wechseln auch die Farbe. Eine Gruppe junger Amps kommt dort anmarschiert und baut sich um den Polizisten herum auf. Es ist ein ziemlich bunter Haufen. Ein paar der Typen tragen schlabbrige Kapuzenpullis und Baseballkappen, andere Jeans und Cowboystiefel. Die Gesichter werden von ungepflegten Bärten geziert, und in den glasigen Augen spiegeln sich die bunt leuchtenden Schläfen der anderen Jugendlichen. Es sind die Amp-tragenden Halbstarken, die immer vor Lyles Wohnwagen und den drei oder vier benachbarten Mobilheimen herumlungern. Seine Gang.
    Der Polizist nimmt den Fuß von dem Jungen, zieht sich das Funkgerät von der Schulter und spricht mit abgewendetem Kopf leise hinein. Der Junge krümmt sich auf dem Boden zusammen und schnappt weiter verzweifelt nach Luft.
    »King eins null drei. Alles stopp. Ich bin in der nordwestlichen Ecke von Eden. Brauche ein paar Wagen.«
    Rauschen.
    Trotz der Dunkelheit sieht man, wie die Augen des Polizisten sich weiten. Zwischen den leuchtenden Punkten hat sich eine Lücke aufgetan, aus der eine dunkle Gestalt hervortritt.
    »King eins null drei. Hört mich jemand?«
    »Was ist los, Kumpel?«, fragt eine rauhe Stimme.
    Die dunkle Gestalt ist niemand anders als Lyle Crosby.
    »Halten Sie Abstand, Sir«, erwidert der Cop und drückt mehrmals hektisch auf den Sprechknopf des Funkgeräts. »Alle Mann zurückbleiben.«
    Grinsend nähert Lyle sich ihm. »Stimmt was nicht mit deinem Walkie-Talkie?«
    Der Cop will das Funkgerät wieder an seiner Schulter befestigen, doch es fällt herunter und baumelt an dem Spiralkabel in der Luft wie an einer schwarzen Nabelschnur. Immer noch dringt nichts als Rauschen aus dem kleinen Kasten.
    »Ich meine es ernst, Sir. Sonst verpasse ich Ihnen eine Kugel. Da zögere ich keine Sekunde.« Der Polizist öffnet das Halfter an seinem Gürtel und legt drohend die Hand an den Griff seiner Pistole. »Das ist meine letzte Warnung. Treten Sie alle einen Schritt zurück.«
    Ein ruhiger, unheimlicher Ausdruck huscht über Lyles Gesicht. Wut, die rauswill. Er setzt zu sprechen an, doch da wird sein Unterarm von einer blassen Hand gepackt. Lucy. Der Cowboy dreht leicht den Kopf, während sie ihm etwas ins Ohr flüstert. Dann schüttelt er ihre Finger sanft ab.
    »Meinetwegen«, sagt er. »Ist schon gut, Lucy.«
    Lyle legt den Kopf schief und schließt die Augen. Ein verträumtes Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. Mit nach oben gewendeten Handflächen hebt er die Arme. Der Cop zieht seine Waffe und zielt damit auf Lyles Brust.
    »Auf die Knie«, befiehlt der Polizist ihm.
    »Psst«, erwidert Lyle. »Sonst kann ich nichts verstehen.«
    Der Cop schaut verwirrt in die Gesichter der anderen Gangmitglieder. »Tickt der nicht richtig?«
    »Rauschen«, sagt Lyle. »Ich höre nichts als Rauschen.«
    Mit geschlossenen Augen macht Lyle einen weiteren Schritt vorwärts. Der Cop weicht nicht zurück. Lyle presst die Brust gegen die Waffe. Die Mündung wirft Falten auf seinem Hemd und drückt sich in seine Brustmuskulatur.
    »Da kommt keine Verstärkung«, meint Lyle und öffnet die Augen wieder. »Dein Funk ist gestört. Kannst du nicht das Rauschen hören?«
    »Schluss mit dem Quatsch«, sagt der Cop. »Auf den Boden! Und zwar sofort!«
    Der Polizist will Lyle an der Schulter packen, doch der weicht geschickt aus. Plötzlich ist sein Gesicht nur noch einen Zentimeter von dem des Polizeibeamten entfernt.
    Er spricht leise und schnell: »Zweihundert Millisekunden. So lange braucht dein Gehirn, um deinem Finger zu

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