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Das Implantat: Roman (German Edition)

Das Implantat: Roman (German Edition)

Titel: Das Implantat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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dünnere Kämpfer einen Rückwärtssalto an den Tritt an. Ein kollektives Stöhnen geht durch die Menge, doch auch mit dem tiefen Schnitt in der Brust greift der ehemalige Profisportler weiter an.
    Aus den Augenwinkeln sehe sich, wie Valentine Lyle unauffällig mit dem Ellbogen anstößt. Stilman und Daley schauen beunruhigt zu dem Cowboy hinüber, doch der signalisiert ihnen mit erhobenem Finger, zu warten.
    Mit seinen großen rosa Pranken schafft Brain es, seinen Gegner gerade in dem Moment zu packen, als dieser nach seinem Sprung erst sein Gleichgewicht wiederfinden muss.
    Das Blut fließt in wahren Sturzbächen an Brains durchtrainiertem Oberkörper hinab. Unvermittelt versiegt die rote Flut jedoch. Nun hält Brain seinen Kontrahenten an Ober- und Unterschenkel fest. Blade versucht verzweifelt, sich dem Griff zu entziehen, doch der Fleischberg hebt den Zwei-Meter-Mann mühelos in die Höhe.
    Die enormen Muskeln in Brains Armen und seinem Nacken spannen sich an, und das Gesicht des Kämpfers verdunkelt sich vor Anstrengung.
    Krack!
    Blades mechanisches Kniegelenk zerspringt mit dem Geräusch eines explodierenden Motorkolbens. Die Zuschauer in der ersten Reihe bekommen Karbonsplitter ab und schreien überrascht auf, während weiter hinten die Menge begeistert grölt.
    Lyle gibt mir einen leichten Stoß in die Rippen und tippt sich an die Schläfe, um mir zu zeigen, dass er recht behalten hat. Stilman und Daley haben sich wieder in sitzende Statuen verwandelt. Valentine wirkt unruhig. Doch Lyle macht es anscheinend Spaß, dabei zuzusehen, wie diese zwei Kämpfer sich gegenseitig umbringen. Diese armen Kerle, die sich eigentlich gar nicht so sehr von uns unterscheiden. Ich will wegsehen, schaffe es jedoch ebenfalls nicht, die Augen von dem erleuchteten Ring abzuwenden.
    Der arme Teufel, der sich »Klinge« nennt, wird gerade von ziemlich üblen Zuckungen durchgeschüttelt. Das amputierte Stück Bein war mit seinem Implantat verdrahtet; und obwohl es sich nur um eine Prothese gehandelt hat, ist das zentrale Nervensystem des Kämpfers überzeugt, dass ihm gerade ein echtes Bein ausgerissen wurde. Schweißtropfen fliegen glänzend durchs Scheinwerferlicht, während der lange Kämpfer mit zusammengepressten Zähnen den Kopf hin und her wirft. Aus seiner heftig atmenden Brust dringen abgehackte, grunzende Schreie.
    Doch sein Amp sorgt dafür, dass er bei Bewusstsein bleibt.
    Brain betrachtet sein Opfer mit schiefgelegtem Kopf wie ein Hund einen zappelnden Käfer und bricht auch das andere Kniegelenk durch. Erneut ignoriert der Fleischberg die ausgelassen johlende Menge, als sei sie nicht einmal da. Plötzlich geht mir auf, dass sie für ihn wahrscheinlich wirklich nicht da ist. Wenn Lyles Schilderung stimmt, kann der ehemalige Sportler seine Wahrnehmung dimmen und so die Schreie, die wilden Gesten und die durch die Luft fliegenden Bierflaschen ausblenden. Brain ist ganz allein dort vorne und zwingt seinen alptraumhaften Gegner einsam in einer großen, dunstigen Halle nieder.
    Mir fällt es immer schwerer, zu atmen. Das grausige Spektakel nähert sich langsam dem Ende, doch die Menge hat sich verwandelt. Mit Blut und Kohlefasersplittern getauft, sind wir zu einer einzigen, vielköpfigen Kreatur geworden, die geifernd und kreischend aus der Dunkelheit aufblickt.
    Der Lärm der Menge erreicht die Dezibelstufe eines startenden Düsenjets. Brain ist bei seinen letzten Handgriffen angelangt. Während der Koloss den bebenden Körper seines Gegners in die Höhe hebt, geht mein Blick zum gleißenden Licht der Scheinwerfer hinauf. Lyle und ich haben uns gegenseitig die Arme um die Schultern gelegt und stehen für einen kurzen Moment wie Brüder auf unseren Klappstühlen, um uns dichter, nach Blut und verbrannten Kabeln riechender Zigarettenqualm. Die Scheinwerfer hinterlassen tanzende Lichtpunkte auf meiner Netzhaut, und in meinen Ohren tönen die Schreie der Zuschauer und die der Kämpfer. Und ja, auch meine eigenen Schreie.
    Irgendwo weit vor mir glaube ich zu hören, wie eine Wirbelsäule entzweibricht.
    Dann gleite ich ohne Vorwarnung vom Stuhl, lande auf den Knien und verteile mein Abendessen auf dem schmutzigen Betonboden.
     
    Ich zucke zusammen, als Lyle mit einem Tritt den Nebenausgang öffnet. Sofort dringen wieder die Hitze und der Lärm aus der vollbesetzten Lagerhalle nach draußen, in der es immer noch zugeht wie in einem Tollhaus.
    Lyle kommt zu mir herüber und mustert mich aufmerksam. Er hat einen Zahnstocher im

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