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Das Impressum

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Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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sein, sonst kämest du nicht zu mir; dann lies vor, du Mensch!«
    David las: »Auf Einladung der British Gunsmith Association wird sich die volkseigene Jagdwaffenindustrie der DDR an einer Jagd- und Sportwaffenschau in London beteiligen.«
    Sie überlegte, nickte und sagte dann: »Manchmal möchte man sich versündigen und rufen: Dieser verfluchte Klassenkampf! Da müssen wir nun auch noch mit Mordwaffen prahlen jetzt hier, damit man draußen einen Blick wirft auf die Republik; versündigen möchte man sich da!«
    »Jagd- und Sportwaffen«, sagte David sanft.
    »Daß dir nicht die Zunge zerreißt bei so einem Wort: Sportwaffen! Ich bin für den Sport; ich habe mehrere Allunionsspartakiaden gesehen … ach was, und du willst da hin zu diesen britischen Kanonenkönigen?«
    »Die Gunsmith Association hat nichts mit Kanonen zu tun; das sind Büchsenmacher, die haben mit …«
    »Ja, ich weiß, mit Sportwaffen haben die zu tun, ein sprachlicher Zynismus ist das, du weißt schon: Zynismus!«
    »Ja«, sagte David, »ich weiß: Hundephilosophie.«
    Sie lachten beide, dann fragte Johanna: »Und er weiß noch nichts davon?«
    »Nein.«
    »Und dieser ökonomische Mensch weiß auch nichts?«
    »Jochen Güldenstern? Nein, der weiß auch nichts.«
    »Und die Reportergruppe?«
    »Auch die nicht. Es kam eben aus dem Schreiber.«
    »Dann trag es morgen auf der Beratung vor, aber nicht so laut, hörst du, misch es unter Verschiedenes, aber mach dich gefaßt, es kostet Devisen, und es ist überhaupt ein Fall, bei dem alle mitzureden haben werden: der Buchhalter, die Reporter, der ökonomische Mensch, dieser Rosenkrantz, die Kaderleitung, Gabelbach wegen der Bilder aus Albion, die Außenminister auch, und natürlich er, der Genosse Chefredakteur; mach dich gefaßt!«
    Sie hatte recht: Alle wollten mitreden, als die Gunsmith Association zur Sprache kam, auch wenn vorher beim allgemeinen Wochenplan nicht alle mitgeredet hatten.
    Nachfolger III sah auf Ressortscheidung; es förderte die Effektivität, wenn zur Sache nur Fachleute sprachen, und an Fachleuten hatte es jetzt die Menge im Kollegium. So war die Rede in dieser Sitzung schön der Reihe nach und ruhig gegangen, bis David sein Verschiedenes verlesen und Johanna Müntzer sich aus dem Verschiedenen ein Item herausgefischt hatte, das sie zu interessieren schien: »Nicht so hastig, David, man kommt ja nicht mit. Möglich, daß anderemitkommen, aber ich bin etwas älter. Hast du nicht eben etwas von einer Industrieausstellung vorgelesen?«
    »Industrieausstellung? Nein, davon war nichts dabei. Die gehörte auch nicht unter Verschiedenes, die hätte ich Jochen Güldenstern weitergereicht.«
    »Aber du hast eben etwas von einer Ausstellung gesagt.«
    »Ausstellung? Nicht daß ich wüßte, das heißt, doch, du hast recht, Genossin Müntzer, da ist eine Jagdwaffenschau, natürlich; entschuldige bitte, du hattest recht.«
    »Gib mal rüber«, sagte Jochen Güldenstern, »das ist Leichtindustrie, da könnten wir ruhig mal wieder was machen.«
    Gerd Korn von der Außenpolitik meldete sich: »Ich würde es auch gern sehen; soll es nicht in London sein?«
    »Ich geb es dir«, sagte David, »ich suche es gleich raus, nur, weißt du, es waren, glaub ich, Jagdwaffen. Sind die auch Außenpolitik? Waffen, das möchte sein, aber Jagdwaffen auch?«
    »Eindeutig Leichtindustrie«, rief Jochen Güldenstern, »schmeiß rüber, das muß sich die Wirtschaft näher ansehen.«
    »Ansehen ist mein Stichwort«, sagte Gabelbach, »mag auch ungeklärt sein, ob es sich um Außenpolitik oder Wirtschaft handelt, das geht ohnehin unübersichtlich ineinander über, aber zum Ansehen ist so eine Jagdwaffenschau zweifelsfrei geeignet, und London ist dazu auch recht geeignet, aber ansehen kann man nur, was fotografiert worden ist. Machte ich mich deutlich?«
    Helga Gengk von der Reportergruppe nickte ihm zu. »Sehr deutlich, Kollege Gabelbach, und ich unterstütze Ihre Ansicht: Es wäre ein schöner Gegenstand für eine Reportage in Wort und Bild; es böte sich mir schon ein Titel an: ›Suhl in Soho‹!«
    »Ich weiß nicht«, sagte der dritte Chef, »das ist eine etwas gewagte Ideenverbindung: Suhl in Thüringen, im grünen Herzen Deutschlands, und dann diese englische Kneipengegend. Dieses Soho ist doch so ein Verbrecherviertel, unddiese Ideenverbindung: DDR-Waffen in der britischen Gangsterhochburg, das müßte noch bearbeitet werden.«
    »Seid ihr schon beim Bearbeiten?« fragte der Hauptbuchhalter. »Dann will ich

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