Das Impressum
mal mitarbeiten. Ich hatte zuerst den Eindruck, ihr redet über Verschiedenes, aber nun hört es sich an, als sollte es in den Plan. Das wird eine Devisenfrage, da will mein Ministerium eiserne Gründe hören.«
»Entwicklung der DDR-Wirtschaft«, rief Güldenstern, »Aufschwung, Ansehen, Stolz auf die ökonomischen Erfolge, Ansporn zu weiteren solchen.«
Gerd Korn unterstützte seinen Kollegen und fügte andere Gründe hinzu, die freilich mehr auf die Zuständigkeit seiner Abteilung verwiesen: »Entwicklung des DDR-Ansehens in der Welt, auch in der kapitalistischen, Außenwirtschaft, Außenhandel, Außenpolitik, Anerkennung; müßte doch reichen für den Finanzminister.«
»Finanzminister wollen etwas vor Augen haben«, sagte Gabelbach, »augenfällige Dokumentation der Wege, die das Geld genommen hat; man sollte dem Antrag einige Bilder von den Industrieausstellungen in Bangkok und Wien beifügen; da findet sich der Mann besser zurecht.«
Helga Gengk nickte ihm wieder zu und erinnerte an die Verdienste der Reportergruppe bei diesen und anderen Gelegenheiten und bedauerte nur, daß sie den fabelhaften Titel »Pankow in Bangkok« nicht durchbekommen hatte, weil dem dritten Nachfolger die Ideenverbindung zu gewagt gewesen war.
Der Hauptbuchhalter hörte allen so aufmerksam zu, als käme man ihm zum erstenmal mit solchen Gründen, dann sagte er: »Mich überzeugt ihr immer, nur, mir gehört das Geld nie. Es ist auch keines da. Pfunde! Die sind heute wie Milch bei Gewitter. Wenn man denkt: Bank von England, das war so verläßlich wie die Sternwarte von Greenwich. Wenn die in dem Land so weitermachen, wird man guttun, den Nullmeridian zu verlegen. – Pfunde sind nicht! Für zweie jedenfalls nicht. Einen kann ich beantragen.«
Noch ehe das Ressortkarussell wieder in Fahrt kommen konnte, sagte Johanna Müntzer: »Dann wird es keinen Sinn haben, dann leg das Blatt wieder unters Verschiedene, David. Bei einer Finanzfrage tritt der Mensch an seine Grenzen. Es ist natürlich schade, aber der Verzicht erspart uns auch einen Streit. Es ist nur gut, daß unser Sportmensch fehlt; er hätte schließlich auch noch mitzureden, wenn es eine Sportwaffenausstellung ist – war es nicht auch eine Sportwaffenausstellung, David?«
»Ja, eine Jagd- und Sportwaffenschau.«
»Dann ist es nur gut, daß er nicht da ist; Sport wäre ein sehr wichtiger Grund für den Finanzminister gewesen. Nein, David, leg es wieder unters Verschiedene, aus dem nichts zu machen ist.«
»Einen Augenblick«, sagte Chefredakteur III, »es schält sich vor meinen Augen doch zu einem wichtigen Komplex heraus, es ist eine sehr komplexe Ideenverbindung: Sport, Leichtindustrie, Außenhandel, Außenpolitik, Suhler Wertarbeit, bildhafte Darstellung unserer Rolle, Anerkennung, Vertretung der DDR auf einer internationalen Leistungsschau, es könnte immerhin ein wichtiger Beitrag sein. Solche Dinge standen bei der letzten Beratung im Mittelpunkt, Genossin Müntzer.«
»Ich war nicht dabei«, sagte Johanna, »aber ich glaube es. Nur, wenn wir für zweie nicht die Pfunde haben, ist das Geld für einen zum Fenster hinaus. Außerdem, das sehe ich jetzt erst: Es ist wohl mehr eine Fachausstellung; wie heißen die Leute, David, die das veranstalten?«
»Das ist die British Gunsmith Association.«
»Ja, das klingt sehr fachmännisch. Mit den Menschen muß man sich wohl sehr fachmännisch unterhalten können, anders wäre es nicht gut für unser Ansehen; solche Fachleute sind sehr eigen, nicht wahr, Lilo, meinst du nicht auch?«
»O ja!« rief Fräulein Lilo. »Sehr prägend zwar, aber auch sehr eigen!«
»Seht ihr«, sagte Johanna, »dann hat es keinen Zweck, oder verstehst du etwas von Waffen, Helga? Und unserÖkonomiemensch auch nicht, oder doch? Und die Außenpolitiker? Oder Kollege Gabelbach? Nein, nein, das braucht niemanden verlegen zu machen, ich verstehe auch nichts davon. Wißt ihr, es war so eine Tradition zu meiner Zeit; wir haben noch mit Berta von Suttner ›Die Waffen nieder!‹ gerufen, und ich erinnere mich, welche Schwierigkeiten mein guter Bertram hatte: Kaum hatte er sich von Archipenko gelöst, da hieß es: Kunst ist Waffe!, das ist ihm nicht leichtgefallen, und anders als in diesem Verstand hatten wir auch keinen Umgang mit Waffen …«
»Ja, ja, das ist ganz interessant«, sagte der dritte Chefredakteur, »nur wird es jetzt etwas komplex. Ich sehe aber ein: Für diese Aufgabe brauchten wir einen Spezialisten, und den haben wir nicht, da hat es
Weitere Kostenlose Bücher