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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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zerbrochene Mandoline dabei hatte, die Nachrichten David Groths, M. habe sich um das Eisenbahnwesen und um das Telegrafenwesen verdient gemacht und auch um die Kartographie, doch ein hinkender Heimkehrer, ein polternder Förster und ein Pastor, der sich die Hände rieb, brachten die nun schon sehr sarkastisch gehaltenen Entgegnungen des Bürgermeisters Andermann: Durchaus, durchaus, eine moderne Nachrichtentechnik habe so einer schon gebraucht, der die Parole erfunden: »Getrennt marschieren und vereint schlagen«, verläßliche Geländemappen habe einer wohl haben müssen, wollte er Dänemark überfallen oder Österreich oder auch Frankreich, und daß ein Blitzkriegplaner mit der Eisenbahn etwas anzufangen gewußt, das sollte man nur glauben.
    Diese Folgerungen ärgerten David um so mehr, als er sah: Auf die hätte er auch ganz gut selber kommen können, und als er bemerkte, daß ein Mensch, der unzweifelhaft ein Dichter war oder eine andere Art Künstler, außerordentlich lange beim Bürgermeister gesessen hatte, da gab ihm dies und die Verzweiflung eine letzte Botschaft ein, und die Sekretärin trug sie persönlich hinein und brachte die Antwort persönlich heraus, und dies war der Wortlaut des letzten Briefwechsels zwischen dem Assistenten der NBR-Herausgeberin und dem Bürgermeister der Moltke-Stadt:
    David, hinein: »Und außerdem soll M. ein sehr begabter Schriftsteller gewesen sein!«
    Fritz Andermann, heraus: »In der Tat, und ein Idealist dazu! Hier eine Probe aus den künstlerischen Briefen des Generalfeldmarschalls von M.: ›Der ewige Friede ist einTraum, und nicht einmal ein schöner, und der Krieg ist ein Glied in Gottes Weltordnung. In ihm entfalten sich die edelsten Tugenden der Menschen, Muth und Entsagung, Pflichttreue und Opferwilligkeit mit Einsetzung des Lebens. Ohne den Krieg würde die Welt im Materialismus versumpfen.‹ – Mensch, gib’s auf!«
    Da gab David es auf, und auf dem Weg vom Tisch bis zur Tür durchsiebte ihn die Sekretärin mit weiteren einundsiebzig Worten vom Kaliber 7,62 – Feuergeschwindigkeit etwa neunhundert Schuß pro Minute: »Wenn Sie vielleicht geglaubt haben Sie sind der erste der uns hier mit diesem Moltke kommt und Sie können das schaffen was die halbe Stadt und der Stadtkommandant oft und vergeblich versucht haben dann sind Sie jetzt hoffentlich belehrt und Ihrer Zeitung können Sie sagen wenn sie einen Artikel über Militarismus drucken wollen und brauchen fachlichen Rat dann sollen sie sich an uns wenden wir sind hier nämlich dafür gründlich präpariert!«
    Der baschkirische Posten warf einen Blick auf Davids vergrämte Züge, drückte eine Kippe an der Trommel seiner Schpagin aus und seufzte wissend: »Fritze Andermann!«
    Dann fuhr er David zur Kommandantur, und der Hausherr dort sprach zunächst nicht einmal so viel, wie sein Fahrer gesprochen hatte; als David ihm stumm die leeren Hände wies, winkte Wassilij Wassiljewitsch nur müde ab und zeigte dann zum Fenster hinüber.
    David spähte durch die Scheiben – wenn er nun schon Moltke nicht hatte rehabilitieren können, so wollte er doch wenigstens das Abbild des widersprüchlichen Feldherrn zu Gesichte kriegen; aber zu Gesicht bekam er das überlebensgroße Abbild des Generalissimus Stalin. Und auch die Schrift darunter war von enormer Größe, die Schrift zum historischen Wort: »Die Hitler kommen und gehen, das deutsche Volk aber bleibt!«
    David hörte, wie der Major ein scharfes russisches Kommando gab und dann seufzend ans Fenster kam. Dort standder Stadtkommandant und wies über den Platz auf seinen höchsten Vorgesetzten. »Da siehst du es, mein tapferer Kamerad, und nicht mehr siehst du Moltke dahinter. Das hat Fritze Andermann da hingestellt – oi, was für ein Stratege! Da kann ich gar nichts machen, das weiß er genau, oh, wie er das weiß! Nur herumgehn kann ich noch um das Transparent und den Marschall von hinten besehen, euren – und ein bißchen Taktik kann ich machen, gerade noch ein bißchen Taktik, und selbst die ist nicht ohne Risiko, weil … ach, Fritze Andermann!«
    Dann legte er den Arm um Davids Schultern und wies mit dem anderen auf vier Soldaten, darunter den Baschkiren, die mit einem beschrifteten Tuch in den Händen über den Platz in Richtung Stalin-Moltke marschierten. Die Soldaten machten sich nagelnd und glättend zu Füßen ihres obersten Kriegsherrn zu schaffen, und als sie zurücktraten, ihr Werk zu betrachten, betrachteten auch Spiridonow und David das Werk und

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