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Das Impressum

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Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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Menschen schleppten sich, wenn nicht doch Trug im Spiel war, mit christlichem Symbolholz.
    Herbert Bleck deutete auf die Abbildung und fragte erstaunlich behutsam: »Aufbaueinsatz?«
    David lachte, und er dachte dabei: Wenn die Frage ein Trick ist, dann hat der Neue doch was unter der Weste, und wenn sie ihm Ernst ist, dann sind wir ihn bald wieder los, und er sagte: »Nein, und in einem gewissen Sinne doch, ja, das hängt hier sehr vom Standpunkt ab, von unserem Standpunkt aus ist es mehr was Mittelalterliches; das ist eine Prozession, weißt du.«
    »Schien mir doch gleich so«, sagte Bleck, »nur, wie kommst du dann da unter die Gläubigen, Genosse Groth; ich meine doch, du bist Parteimitglied, wie gerätst du da unter die Pilger?«
    Gabelbach hatte seine Beschäftigungspantomime aufgegeben und hörte mit einem unfrommen Lächeln zu. Das brachte David in eine Klemme. Er war nicht für den forschen Neuling, aber der war sein Genosse und hatte seinen Auftrag von der Partei; da mußte man ihm helfen. Und Gabelbach brachte ihn oft in Rage, vor allem, wenn er sein Spruchbanner schwenkte, auf dem geschrieben stand: Ich bin parteilos! Zugleich aber wußte David, wieviel er dem ewig nörgelnden Fotografen zu danken hatte und daß er ohne ihn wahrscheinlich nicht weit hineingekommen wäre in die Neue Berliner Rundschau, die eben doch in manchem das vom Botenmeister Ratt beschriebene Troja gewesen war.
    Aber er selbst hatte dies Renkontre mutwillig herbeigeführt; da mußte er nun durch. Er sagte, so leichthin ihm das vom Mund gehen wollte: »Wie gerät man unter die Pilger, wenn man Journalist ist? Weißt du, Genosse Bleck, das geht manchmal ganz schnell, zumal, wenn man sich noch nicht so auskennt. Du siehst dir so einen Umzug genau an, weil du ihn genau beschreiben willst, und du denkst dir: Mal hören,was die Leute sagen, die da mitmachen!, weil das zum genauen Beschreiben gehört; du mischst dich also in den Zug, und wenn dann die Straßen enger werden und die Reihen der Wallfahrer auch, dann merkst du plötzlich: Jetzt bist du unter die Pilger geraten.«
    »Das ist mir schon verständlich«, sagte der Chefredakteur, »natürlich, die Ideen – hier einmal abgesehen von ihrem Gehalt –, diese treten in Erscheinungen zutage, und eine Analyse der Erscheinungen, das ist schon richtig, aber wir wissen: Man darf sich von den Erscheinungen nicht erdrücken lassen. Dies Bild da jedoch, welches man sozusagen als festgehaltene Erscheinung definieren könnte, scheint mir zu zeigen, daß du dich in diesem Falle von den Erscheinungen hast erdrücken lassen, was mir als bedenklich erscheint, zumal wenn ich das Kreuz als die Erscheinung einer uns fremden Idee definiere.«
    »Jaja«, sagte David, »das Ding hat mich wirklich beinahe erdrückt, das war ein schöner Brocken. Aber weißt du, da hatte ich schon keine Wahl mehr. Ich sagte ja schon: Die Straßen wurden immer enger; je näher man an die Wallfahrtskirche herankam, um so mehr verwandelten sich die Straßen in Gassen, da war ich wirklich unter die Pilger geraten, der Ausdruck hat schon den richtigen Nebensinn. Wenn ich gewußt hätte, daß sie zwei Ecken weiter mit so einer Erscheinung der christlichen Idee auf mich warteten, hätte ich noch versucht herauszukommen, aber, wie du schon sagst: Es war erdrückend, und selbst wenn ich gewollt hätte, es wäre nichts geworden, und eine Ecke weiter mußte ich auf die Knie.«
    »Siehst du«, sagte Bleck, »da haben wir es: Du mußtest auf die Knie! Wieso mußtest du? Ich meine, diesen Vorgang kann man in doppelter Hinsicht als erniedrigend definieren. Einmal von der Idee her und dann auch rein räumlich gesehen.«
    »Ich habe es damals vor allem rein räumlich gesehen«, sagte David und fragte sich, ob es unbedingt vonnöten sei, diesen scharfen Denker nun auch noch zu foppen, »aber ich glaube, Erniedrigung oder nicht, da blieb mir gar nichts. Mitgegungen, mitgesungen!, weißt du. Wenn ich aufrecht gebliebenwäre, um das einmal in doppelter Hinsicht zu definieren, da hätten die mich auseinandergenommen, nehme ich an. Weißt du: Oberbayern, Altötting, enge Gassen fromm belebt, lieber nicht. Als Idee ist das schon richtig, aber die Gasse war voller kräftiger Erscheinungen, da blieb nur: Reingerochen, mitgekrochen!«
    »Das war auch noch im Westen?« fragte Bleck, ehrlich erschrocken und nun doppelt wachsam. »Und da hast du dich unter ein Kreuz zwingen und dabei fotografieren lassen? Ist das hier ausdiskutiert worden?«
    »Ist

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