Das Inferno Roman
hob sie auf. Als die Sonne das glänzende Sägeblatt traf, musste er die Augen zusammenkneifen.
»Excalibur«, rief er und streckte die Säge in die Höhe.
Er machte sich auf den Weg zur Einfahrt der Bensons.
Warum eigentlich einen Umweg nehmen?, fragte er sich. Also änderte er seine Richtung und steuerte auf den Zaun zu, der den Garten der Bensons von Judys Hof trennte.
Beim Laufen schwang er die Säge in der Luft und verkündete: »Dies ist mein Schwert Excalibur. Kein.22er Kaliber, kein.38er Kaliber, sondern Ex-Kaliber!«
Er lachte.
Hätte Sheila den Witz doch hören können.
Ich muss ihn ihr erzählen, dachte er.
Als er den Rotholzzaun erreichte, griff er über die Zaunspitze und ließ die Säge auf der anderen Seite herunterfallen. Mit einem hohlen Boing schlug die Säge auf dem Boden auf.
Stanley rüttelte am Zaun, der knirschte und wackelte.
Über dieses Ding klettere ich nicht, dachte er.
Mit beiden Händen ergriff er eine Zaunlatte und riss sie mit seinem ganzen Körpergewicht zu sich hin. Er hatte die Latte in der Hand. Die Nägel am Oberende der Latte quietschten, als sie aus dem Querbalken gezogen wurden. Am unteren Ende der Latte kamen die Nägel nur teilweise aus dem Querbalken. Sie bogen sich geräuschlos, als er die Latte in den Boden stampfte.
Zwei weitere Latten riss und trat er vom Zaun.
Dann bückte er sich und zog alle drei am unteren Ende aus dem Querbalken. Vielleicht würde er später noch einmal auf diesem Weg zurückkommen, vielleicht sogar im Dunkeln. Es wäre nicht gut, die Latten dort zu lassen, wo er drauftreten würde, wenn er zurückkam.
Nicht mit den ganzen Nägeln, die herausragten.
Er stapelte die Latten nah am Zaun. Dann kehrte er zur Öffnung zurück, die er geschaffen hatte, und zwängte sich hindurch.
Seine Säge war auf einem schmalen Grasstreifen zwischen Judys Seite des Zauns und der Begrenzung ihrer Einfahrt gelandet. Er hob die Säge auf.
Er war nur wenige Schritte entfernt von der Stelle, an der er stand, als Judy ihm das Wasser gebracht hatte.
Er betrachtete ihre Küchentür.
Es würde nur ein paar Minuten dauern, reinzugehen und nach ihr zu sehen. Sich zu versichern, dass sie sich nicht losreißen konnte.
Das haben wir doch alles schon mal durchgemacht, erinnerte er sich. Ich gehe rein, um nach ihr zu sehen, dann muss ich sie anfassen, mit ihr rummachen, und schon ist eine Stunde vergangen, bevor ich rauskomme.
Vergiss es. Bin ich verrückt? Lege ich es eigentlich selbst darauf an, mich um Sheila zu bringen?
Judy ist es nicht wert. Nie im Leben. Sie hat nicht annähernd die gleiche Klasse wie Sheila.
Aber er fragte sich, ob er einen kurzen Abstecher in die Küche machen sollte. Sheila war mittlerweile wahrscheinlich furchtbar hungrig. Sie wäre dankbar für etwas zu essen.
Ich könnte auch was zu essen vertragen, dachte Stanley. Von einem Drink gar nicht zu reden.
»Nein«, sagte er.
Wir warten ab, entschied er. Wir warten ab, bis Sheila frei ist, und dann kommen wir zusammen hierher und feiern eine nette Party in Judys Küche. Vielleicht mit Wodka und Tonic. Und Sandwiches mit Salami und Käse.
Er eilte weiter. Durchquerte Judys Garten. Am anderen Ende angekommen, legte er die Säge auf der Ziegelsteinmauer ab. Dann stemmte er sich hoch. Auf der Mauer kauernd, griff er nach der Säge und richtete sich langsam auf, die Arme zur Balance ausgebreitet.
Aus dieser Höhe konnte er in seine eigene Einfahrt sehen, über das Tor hinweg bis zur Straße vor seinem Haus.
Wo keine Autos vorbeikamen.
Wo sich keine Menschen herumtrieben.
Sein halbeingestürztes Haus, seinen Innenhof, Garten und die völlig zerstörte Garage würdigte er kaum eines Blickes.
Hier gab es keinen Brand.
Niemand schnüffelte herum.
Alles sah gut für ihn aus.
Er richtete seinen Blick auf Sheilas Haus. Stünde seine Garage noch, würde sie ihm die Sicht versperren. Aber sie hatte sich in Schutt aufgelöst wie ein höflicher Schaulustiger, der sich gebückt hatte, um Stanley den Blick freizugeben.
Beim Anblick von Sheilas Haus durchlief ihn ein kurzer Schauer.
In der Hausruine wimmelte es nicht von Hilfskräften.
Er konnte niemanden sehen.
Exzellent, dachte er. Das ist exzellent.
Natürlich bestand die Möglichkeit, dass irgendjemand da drin war, außer Sichtweite, zusammengekauert hinter einem Schutthaufen oder einem Mauerrest. Aber von da, wo er stand, sah die Situation gut aus für Stanley.
Was, wenn Sheila nicht da ist?
Sie muss da sein.
Jemand könnte sie
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