Das Inferno Roman
durchzusägen.
Das schien Jahre zurückzuliegen
Und wer erteilt jetzt die Befehle?
Er sah sich den alten Schnitt an. Nicht sehr tief. Gar nicht tief. Sie hatte ihn gestoppt, bevor er große Fortschritte machen konnte.
Ich könnte trotzdem dort weitersägen, dachte er. Nur, um es ihr zu zeigen.
Scheiß drauf. Ich bin fast fertig.
Aber ihm ging erneut die Kraft aus. Er schnappte nach Luft, Schweiß rann an ihm herab. Sämtliche Muskeln in Hals und Schultern und Armen, in seinem Rücken, im Hintern und den Beinen schienen zu zucken, ohne dass er darauf Einfluss hatte.
Er hörte auf zu sägen, kletterte rückwärts zurück in die Wanne und streckte sich. Mit dem Handtuch trocknete er Gesicht und Haare ab. Er zupfte seinen feuchten Hosenboden vom Hintern, aber als er losließ, klebte er gleich wieder fest.
»Bin fast fertig«, keuchte er. »Verdammt heiß hier.«
»Das glaube ich.«
»Keine Sorge … Ich hol … dich da raus.«
»Ich freue mich drauf«, murmelte Sheila.
»Klar tust du das.« Er wischte sich noch einmal sein Gesicht ab. »Und ich erst. Ich kann’s kaum erwarten. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie … Ich hab dich beobachtet … Hätte nie gedacht, dass ich bei dir eine Chance bekomme, aber … dank des Bebens … ist wohl mein Glückstag. Gott sei Dank gibt es Erdbeben.«
Plötzlich zuckte Sheilas rechter Fuß. Ihr Knie schoss nach oben, und mit ihrer Hüfte warf sie sich gegen die Unterseite des Balkens. Stanley erschrak über das krachende Geräusch des splitternden Holzes. Die Säge sprang aus ihrer Furche und wirbelte durch die Luft. Der Schlitz wurde breiter. Sheilas Oberschenkel bahnte sich von unten seinen Weg. Holzsplitter flogen der Säge hinterher.
»Nein!«, brüllte Stanley.
Der Treffer mit dem Oberschenkel ließ den durchgebrochenen Balken zwischen Sheilas Beine rutschen, wo er aufrecht wie ein sechzig Zentimeter hoher Pfosten stehen blieb.
Stanley sah sich um und suchte seine Säge.
In der Wanne schien sie nicht zu liegen.
Mit den Fäusten ihrer gefesselten Hände hieb Sheila mit aller Kraft gegen den Pfosten. Der Pfosten begann zu wackeln und in Stanley Richtung zu kippen. Stanley wich rückwärts aus, und der Pfosten stürzte auf den Wannenboden, schlitterte weiter und knallte gegen seinen nur durch das weiche Leder des Mokassins geschützten linken Fuß.
Stanley schrie vor Schmerz und sah, wie Sheila am Balken über ihrem Kopf zu rütteln begann. Sie rutschte nach vorne, und als sie den Kopf am Balken vorbeischieben konnte, setzte sie sich auf.
Aber aufstehen kann sie nicht, redete sich Stanley ein.
Sie zog die Beine an, legte sie übereinander und beugte sich vor.
Von wegen nicht aufstehen können, dachte Stanley. Verdammt, sie wird sich aufrichten, selbst wenn sie die Hände dazu nicht einsetzen kann.
Er überlegte, ob er sich auf sie werfen sollte.
Vielleicht wäre das aber genau, was sie will.
Ich kann nicht mit ihr kämpfen, sie macht mich locker fertig.
Sie kniete bereits in der Wanne.
Stanley kauerte nieder und ergriff den abgesägten Holzklotz. Er stand auf. Als er den Klotz über den Kopf hob, sah er, dass Sheila bereits mit den Füßen auf dem Wannenboden Halt gefunden hatte. Immer noch vornübergebeugt war sie dabei, sich zu erheben.
Sie sah ihn an.
Sie wirkte entschlossen - aber auf der Hut.
»Ich schlage dir den Schädel ein«, brüllte Stanley.
Sie erstarrte.
»Ich hau dich um. Zwing mich nicht dazu!«
»Nicht!«, keuchte Sheila. Sie schüttelte den Kopf. »Legen Sie es hin. Bitte legen Sie es hin.«
»Ich schlage zu!«
»Sie haben gewonnen, Stanley. Okay? Ich werde mich nicht mehr bewegen. Sie können den Klotz fallen lassen.«
»Ich schlage dir den Schädel ein!«
»Nein! Bitte nicht.«
»Auf die Knie!«
Sie sank auf die Knie und schaute zu ihm auf.
Er warf den schweren Klotz weg, der polternd in einem Schutthaufen auf dem Boden verschwand.
»Danke«, sagte Sheila.
»Bitte«, antwortete Stanley.
Dann rammte er ihr sein Knie gegen die Stirn. Ihr Kopf prallte zurück, sie fiel nach hinten, wo sie mit dem Rücken gegen den anderen Balken krachte, der ihren Sturz
massiv bremste. Als sie nach vorne niederzusinken begann, kniete sich Stanley vor ihr hin.
Seine Leine aus Stacheldraht ragte zwischen ihren Händen hervor. Er griff danach.
Er zog daran.
Zog Sheilas Arme weg von ihrem Körper.
Zerrte sie zu sich.
Sie öffnete die Augen und warf ihm einen benebelten Blick zu. Sie schien kaum zu registrieren, was passierte.
Er zog
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