Das Inferno Roman
sie und Barbara. Ich muss gut auf sie aufpassen.
Er bekam einen Kloß im Hals, aber der Anblick von Ems T-Shirt-Rückseite brachte ihn wieder zum Lächeln.
Der Stoff war so dünn und so durchgeschwitzt, dass sich darunter ihr Unterarm, ihre Faust und die breite Messerklinge abzeichneten. Die Messerspitze reichte ihr bis zwischen die Schulterblätter.
Das Messer ist fast größer als sie, dachte er.
Was für ein mutiges Mädchen.
Sie sollte es verdammt nochmal nicht nötig haben, mit einem Messer unter dem T-Shirt durch diese Welt zu laufen wie eine Miniaturausgabe der heiligen Johanna.
36
»Was tun Sie gerade?«, fragte Sheila.
»Nichts«, antwortete Stanley. Er hatte sich völlig verausgabt, als er Crashs Überreste aus der Wanne gehievt hatte. Außer Atem, schweißgetränkt und mit rasendem Puls hatte er sich auf seinem Lieblingsplatz am Fuß der Wanne niedergelassen. Er hatte nur ein paar Minuten gebraucht, um sich zu erholen, aber er war sitzen geblieben und hatte Sheila beobachtet, wobei er sich von Zeit zu Zeit den Schweiß mit dem Handtuch abgewischt hatte.
»Wollen Sie einfach so dort sitzen bleiben?«, fragte sie.
»Schätze schon. Hab’ne schöne Aussicht, außerdem lässt du hier die Finger von mir.«
»Klar«, murmelte sie.
»Sieht aus, als ob du Blut schwitzt. Überall glänzt es rot und tropfend. Willst du es abwischen?« Er hob das Handtuch.
»Bitte.« Sie streckte die Hand aus, um das Tuch zu fangen.
Aber Stanley lachte nur und legte das Handtuch um seine Schultern. »Nee. Du siehst toll aus, so wie du bist. Du siehst aus wie eine Wilde. Eine wunderschöne, nackte, wilde Frau.«
»Sie wollen mehr als zusehen, Stan. Sie wissen es, und ich weiß es auch.«
Er grinste. »Und was sollen wir zwei jetzt tun?«
» Sie müssen erst mal diesen Balken durchsägen.«
»Aha.« Er nickte. »Aber was passiert, wenn du nicht länger dort eingeklemmt bist? Da liegt doch der Hund begraben, wie man so sagt. Die traurige Wahrheit ist, dass du nicht nur sehr hübsch bist, sondern auch extrem stark. Muskeln, überall Muskeln. Wenn ich dich befreie, könntest du auf die Idee kommen, mich umzuhauen.«
Sie starrte nach oben. Ihr Gesicht war blutig. Der Schatten des darüberliegenden Balkens verlieh dem Weißen in ihren Augen einen blassblauen Stich.
»Vielleicht können wir eine Abmachung treffen«, schlug sie vor.
»Was für eine Abmachung?«
»Sie helfen mir hier raus, und … ich werde Ihnen nichts tun. Ich werde Sie nicht angreifen.«
»Darf ich dich dann ficken?«
Sie presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und nickte. »Ja«, sagte sie. »Okay. Wenn es das ist, was mich hier rausbringt.«
»Du wehrst dich nicht? Ich habe deine volle Kooperation?«
»Ja.«
»Versprochen?«
»Versprochen.«
»Das ist gelogen! Ob sich da jemand nicht vor Angst ins Höschen macht? Ups! Welches Höschen denn?«
»Ich lüge nicht, Stan. Hören Sie mit den Spielchen auf. Lassen mich einfach hier raus. Ich tue alles, was Sie wollen.«
»Warum glaube ich dir das nicht?«
»Glauben Sie mir.«
»Wenn du nicht nach meinen Knöcheln geschnappt hättest, als ich nur ein bisschen mit deinen Titten füßeln wollte …«
»Es tut mir leid. Das war ein Fehler.«
»Ein großer, großer Fehler.«
»Was soll ich tun?«
»Es gäbe da etwas.«
»Was denn? Sagen Sie es.«
»Die Sache ist die, ich hätte gute Lust, dich dort unten liegen zu lassen, meine Verluste abzuschreiben und mal abzuwarten, wer sonst noch hier auftaucht. Vielleicht kommt dein Ehemann. Du hast gesehen, wie leicht es mir fällt, Leute umzubringen. Aber weißt du, was ich glaube, wer früher oder später hier erscheinen wird? Barbara. Egal, wo sie ist, mittlerweile müsste sie auf dem Heimweg sein. Ich habe sie mal im Bikini gesehen, mit ihrem süßen jungen Körper. Ist sie noch Jungfrau? Da wette ich drauf. Ich wette, sie hat …«
»Sie wollen nichts von ihr«, sagte Sheila. Ihre trockene, heisere Stimme klang einigermaßen gefasst, aber Stanley konnte die Beunruhigung darin hören. »Ich bin es, die Sie wollen. Sie wäre nur ein miserabler Ersatz. Und das wissen Sie auch.«
»Aber sie hat nicht so viele Muskeln wie du. Wenn sie sich wehrt …«
» Ich werde mich nicht wehren. Ich werde alles tun, was Sie von mir verlangen.«
»Wirst du das? Das wollen wir mal sehen.«
»Das werden Sie sehen.«
»Beim ersten Anflug von Widerstand ist es gelaufen. Dann gehörst du der Vergangenheit an, und ich lege deine Tochter
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