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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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sie näher.
    Sie kippte nach vorn.
    Er zog so fest, dass ihre Arme gestreckt wurden und sie den Sturz nicht mit den Ellenbogen abfangen konnte. Ihr Körper gab ein schmatzendes Geräusch von sich, als er auf dem Wannenboden landete.
    »Wirst du mir nochmal Schwierigkeiten machen?«
    Sie stöhnte.
    »Heißt das ja oder nein?«
    Sie antwortete nicht.
    »Machen wir uns nichts vor«, sagte Stanley.
    Sie wand sich ein wenig.
    »Bis zum allerletzten Atemzug wirst du mir Schwierigkeiten machen.«
    Das Geräusch, das Sheila von sich gab, ähnelte eher einem heiseren Fauchen als einer menschlichen Stimme, aber Stanley war sich ziemlich sicher, gehört zu haben: »Stimmt.«
    Er entrang sich ein Lachen, aber spürte, wie ihm ein seltsamer Schauer über den Rücken lief und seine Nackenhaare sich aufrichteten.

37
    Clint sah nicht, wie Loreen zu Boden ging.
    Mit ausgebreiteten Armen hatte sie sich dem Autostau genähert, wie jemand, der alle willkommen heißen wollte. Caspar war ihr gefolgt, hatte sich aber ein gutes Stück hinter ihr gehalten. Anscheinend war ihm klargeworden, dass sein Anwesenheit Loreens schützende Aura gestört hätte.
    Caspar musste sie im Auge behalten haben.
    Clint hatte sich seitlich durch eine enge Lücke zwischen zwei Autos gezwängt und stand nun einem Mazda gegenüber, auf dessen Motorhaube eine männliche Leiche lag. Die Kehle des Manns war durchschnitten. Er war nicht nur nackt und skalpiert worden wie die meisten anderen Leichen. Jemand hatte ihm zusätzlich die Genitalien mit schwarzer Sprühfarbe lackiert.
    Em hatte ihn kurz zuvor ebenfalls erblickt und sofort weggeschaut.
    Clint fragte sich, ob er mit ihr darüber sprechen sollte. Aber was sollte er ihr sagen? Es ist alles in Ordnung ? Es war nicht alles in Ordnung, nicht annähernd. Hier sind irgendwelche Wahnsinnigen am Werk, dachte er, und wir laufen mitten durch ihre Hinterlassenschaften, und vielleicht sind sie immer noch in der Nähe.
    Das kann nicht wahr sein.
    So etwas gibt es nicht.

    Nicht einmal in L. A.
    Es ist wie in einem …
    »Loreen!«, schrie Caspar plötzlich.
    Clint entdeckte ihn zwei Fahrspuren vor ihm, wie er sich seitlich zwischen ein paar Autos durchquetschte wie ein Mann, der in einer Kinositzreihe seinen Platz sucht.
    »Sag doch was, Loreen!«
    »Was ist passiert?«, fragte Mary, die sich ein Stück vor Em auf einer freien Fläche befand.
    »Ich weiß es nicht«, schrie Caspar zurück. »Loreen!« Er drehte sich um. »Sie ist einfach weg. Vielleicht hingefallen?«
    »Wo?«, fragte Clint.
    Caspar deutete in die Richtung, der rote Seidenärmel seiner Bluse flatterte im Wind. »Hinter diesem Van.«
    Der graue Van stand auf dem übernächsten Fahrstreifen, etwa fünfzehn Meter von Caspar entfernt.
    Zwar hatte Clint Loreen nicht andauernd im Auge behalten, aber er nahm an, dass sie diesen Weg gewählt hatte, weil sie sich besseres Vorwärtskommen versprach. Seit sie zur Überquerung des Sunset Boulevard aufgebrochen war, hatte sie sich in Schlangenlinien bewegt und häufig die Richtung ändern müssen, um den immer noch rauchenden ausgebrannten Wagen aus dem Weg zu gehen oder weil es zwischen den Stoßstange an Stoßstange stehenden Fahrzeugen kein Durchkommen gab. Die anderen waren ihrem Weg gefolgt.
    Was in aller Welt war mit ihr passiert?
    Es ist meine Schuld, redete sich Clint ein. Ich hätte vorgehen sollen.
    Bei ihm hätte es diese langwierige Suche nach den besten Durchgängen nicht gegeben. Abgesehen davon,
dass er ein paar rauchenden Autowracks ausgewichen wäre, hätte er sie auf geradem Weg zur anderen Seite des Sunset geführt. Sie wären einfach über Motorhauben oder Kofferräume geklettert, wenn zwischen den Fahrzeugen kein Platz gewesen wäre.
    Ich hätte es tun sollen, dachte Clint. Für Mary und die Blotskis wäre es sicherlich hart geworden, aber wir wären schon längst drüben, und keiner würde fehlen.
    »Loreen!«, rief Caspar erneut. Nachdem er sich stolpernd seinen Weg zwischen den Autos gebahnt hatte, rannte er auf den Van zu.
    »Warten Sie auf uns!«, schrie Clint.
    Caspar beachtete ihn nicht.
    Mary war zwischen den Fahrstreifen stehen geblieben und schien Caspar zuzusehen, wie er zum Van stürzte.
    »Mary!«, rief Clint. »Bleiben Sie, wo Sie sind.«
    Em wusste, dass jetzt alles schnell gehen musste. Sie sprang zur Seite und gab den Weg für Clint frei. Er wankte zwischen den Stoßstangen durch und sah zwei Fahrstreifen weiter Caspars Kopf aufblitzen. »Mir nach«, keuchte Clint Mary und Em zu.

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