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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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würde ein Blick auf den Trophäengürtel der Frau die Dinge klarstellen.

    »Okay«, sagte Clint.
    Er führte sie zum Heck des Vans und stellte sich dahinter. Die beiden Klapptüren waren geschlossen. In beiden Türen gab es oben ein rechteckiges Fenster, aber Gardinen machten weitere Einblicke unmöglich.
    Clint verlagerte das Bowiemesser in seine linke Hand. Mit seiner rechten wollte er den Türgriff öffnen.
    »Warten Sie«, flüsterte Em.
    Kurz dachte er, sie wolle sich wieder auf alle viere niederlassen, um unter den umstehenden Fahrzeugen nachzusehen. Stattdessen eilte sie zum Ende des Wagenhecks und spähte ein paar Sekunden lang nach links, dann in die andere Richtung. Schließlich kehrte sie zurück.
    »Erst mal«, sagte sie, »da drüben ist niemand. Also brauchen wir keine Angst zu haben, angegriffen zu werden. Falls sich nicht noch irgendjemand irgendwo darunter versteckt, wisst ihr, wie ich meine? Jedenfalls wollte ich in erster Linie den Van auskundschaften. Auf der anderen Seite gibt es keine Fenster. Aber eine dieser großen Schiebetüren.«
    »Steht sie offen?«, fragte Clint.
    »Mh-Mhm.«
    »Dann werde ich mich mal drum kümmern«, sagte er.
    Mary legte ihm die Hand auf den Arm. »Vielleicht sollten Sie es nicht tun«, meinte sie. »Was, wenn jemand drin ist? Nicht Loreen und Caspar. Vielleicht mehr von denen ?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Clint und zog die Tür auf.
    Er irrte sich.

39
    Barbara hatte versucht, die Überreste des Obdachlosen und der Leiche aus dem Einkaufswagen zu ignorieren. Aber sie hätte die Augen schließen müssen, um nicht wenigstens am Rande das blutige Durcheinander wahrzunehmen.
    Und Earls Kommentaren hatte sie auch nicht aus dem Weg gehen können.
    »Oh, Jessas, seht mal, was sie mit dem gemacht haben. Autsch! Oh, da tut ja schon das Hinsehen weh … Vorsicht, Banner, tritt nicht in ihr … Bääh, die Typen müssen es echt nötig gehabt haben. Würde es dir gefallen, wenn ich das mit dir machen würde?«
    »Hey«, hatte Pete gerufen, »halt deinen Mund!«
    »Ha! Sorry, sorry.«
    Später waren sie auf weitere Leichen gestoßen. Immer, wenn Barbara in der Entfernung einen Toten wahrnahm, hatte sie den Blick auf den Asphalt vor ihren Füßen gesenkt. Aber sie hatte genug gesehen und genug von Earl gehört, sie wusste, dass die Leute ihrer Kleider und Besitztümer beraubt und meist entsetzlich verstümmelt worden waren: Brüste und Genitalien waren abgehackt, Augen ausgestochen, man hatte sie skalpiert und Stücke ihrer Haut herausgeschnitten (wegen der Tätowierungen, hatte Earl gemeint) und Zähne aus dem Mund geschlagen.

    Earls Schilderung nach waren alle vergewaltigt worden - Männer wie Frauen.
    Aber vielleicht übertrieb er, damit sich alles schlimmer anhörte. Schließlich war er der Einzige gewesen, der sich den Toten genähert und sie genauer in Augenschein genommen hatte. Pete und Barbara blieben zusammen und gingen den Leichen aus dem Weg.
    Mehrmals hatte Earl gesagt: »Kommt mal her und schaut euch das an« oder »Zieht euch das mal rein!« oder »Ihr wisst gar nicht, was ihr verpasst, Freunde.«
    Aber sie hatten sich beherrschen können.
    Barbara hatte nicht mitgezählt, schätzte aber, dass sie an mindestens zwölf Leichen vorbeigekommen waren - und das, nachdem sie den Obdachlosen und den Typen im Einkaufswagen hinter sich gelassen hatten.
    Vorher waren ihr die Gässchen ziemlich sicher vorgekommen, mittlerweile war das nicht mehr der Fall.
    Aber sie wusste, dass es auf den Straßen noch viel schlimmer zuging.
    Jedesmal, wenn sie an eine Straßeneinmündung kamen, versteckten sie sich und suchten die Gegend sorgfältig ab, bevor sie die Straße überquerten. An so gut wie jeder Kreuzung verstopften abgestellte Fahrzeuge die Straßen. Die meisten Wagen und Laster schienen verlassen, aber ein paar Leute trieben sich immer noch herum.
    Sie sahen Leichen auf den Straßen, auf den Bürgersteigen, auf Rasenflächen, manche hingen von Ästen herunter, andere hatte man an Zäune gebunden. Sie sahen, wie Plünderer mit vollen Armen aus Häusern und Apartmentgebäuden heraushetzten. Sie sahen bewaffnete Gangs - Suchtrupps auf der Pirsch nach ihrer Beute.

    Kurz zuvor hatten sie mitangesehen, wie ein fetter Glatzkopf einer Gang zum Opfer gefallen war. Sie hatten ihn umstellt, und bald darauf waren seine Schreie in ihrem wildem Geschrei und Gelächter untergegangen.
    In den Gässchen war es furchtbar, aber auf den Straßen regierte der blanke Irrsinn.
    Barbara

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