Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
hatte Angst vor dem Ende jedes Gässchens und vor dem Anblick, der sich ihr bieten würde, wenn sie zur Straße kam. Aber besonders fürchtete sie den Sprint zum Gässchen auf der anderen Straßenseite. Man wusste nie, wer einen dabei beobachtete.
    Wer die Verfolgung aufnahm.
    Bislang hatten sie Glück gehabt.
    Aber sie fürchtete, dass ihr Glück nicht länger anhalten würde.
    Viel länger muss es gar nicht dauern, sagte sie sich. Wir sind fast an der Schule. Nur noch ein paar Blocks. Sehr bald könnten wir zu Hause sein. Vielleicht noch eine halbe Stunde.
    Earl, der an der Spitze ging, drehte sich um und kam auf sie zugelaufen. Barbara sah sich schnell über die Schulter um. Nichts. Nur fünfzehn Meter Gässchen und die Straße, die sie vor ein paar Minuten rennend überquert hatten.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    »Nichts«, grinste er sie an. »Ich genieße nur den Ausblick.«
    Sie sah an sich herab. Ihre Bluse war herausgerutscht, und die Mühe, die Blusenknöpfe zu schließen, hatte sie sich nicht mehr gemacht, seit sie Pete ihren BH geschenkt hatte. Nur der Knopf auf Hüfthöhe war geschlossen. Jede Menge Haut blitzte zwischen den Blusenrändern
auf. Aber ihre Brüste waren nicht zu sehen. Es gab nichts zu sehen, was von besonderem Interesse für Earl sein konnte. Er hatte schon beim Pick-up die beste Aussicht gehabt.
     
    »Fahr zur Hölle«, sagte sie.
    Er grinste: »Da sind wir schon.«
    »Aber ohne Scheiß«, murmelte Pete. Mit umgeschnalltem Gewehr wich er Barbara nicht von der Seite. Er wirkte müde und fiebrig. Und er sah aus, als ob er sich jeden Moment übergeben müsste. »Ich kapier’s nicht«, sagte er.
    »Was?«, fragte Barbara.
    »Es ist immer schlimmer geworden. Es war nicht … die ganzen richtig schlimmen Sachen … passieren erst … seit wir von Lee weg sind.«
    »Vorher war es auch schon ziemlich schlimm«, antwortete Barbara und erinnerte sich an den Jungen, der ihr die Handtasche entrissen hatte und kurz darauf wegen seines Fahrrads getötet worden war.
    »Aber nicht so schlimm«, meinte Pete zu ihr.
    »Das stimmt«, pflichtete Earl bei. »Ich bin der lebende Beweis. In den guten alten Zeiten - heute Morgen zum Beispiel - haben sie dich nur umgehauen und deine Klamotten geklaut.« Er grinste. »Niemand hat mich gefickt oder gekillt. Ich bin noch immer im Besitz meines Skalps, meiner Zähne und meines Schwanzes. Was für einen Unterschied da ein paar Stunden machen. Ich sage euch, wir sind in der Hölle.«
    »Sind wir nicht«, widersprach Barbara. Sie konnte diese Art von Geschwätz nicht ausstehen. »Das ist Schwachsinn, und das weißt du.«
    »Aber irgendwas ist hier passiert, das steht fest«, murmelte Pete.
    »Ja«, gab sie zu, »als ob ich das nicht mitbekommen hätte.«
    »Es ist, als wären sie keine Menschen mehr, diejenigen, die das hier angerichtet haben.«
    »Ich wette, das waren schon vorher keine großen Stützen der Gesellschaft«, sagte Barbara.
    »Trotzdem sind sie vorher nicht rumgelaufen und haben alles abgeschlachtet, was ihnen vor die Flinte kam«, sagte Pete.
    »Oder alles gebumst, was ein Loch hatte«, fügte Earl hinzu.
    Barbara warf ihm einen bösen Blick zu, dann sah sie in Petes ausgezehrtes Gesicht. »Ich glaube eher, dass es so ist … dass sie … jetzt tun, was sie schon immer tun wollten. Nur haben die meisten es vorher nicht getan, weil es Grenzen gab. Jetzt gibt es niemanden mehr, der sie daran hindert. Das Erdbeben … hat alle Barrieren niedergerissen. Es kann keiner mehr die Polizei rufen. Jetzt ist alles möglich. Und immer mehr Leute schlagen ihren Vorteil daraus. Sie machen, was sie wollen, scheiß auf die Konsequenzen.«
    »Willkommen in der Hölle«, sagte Earl.
    »Das ist nicht die Hölle«, widersprach Barbara. »Es sind nur typische Allerweltsarschlöcher, die ihren Trieben nachgeben. Und jetzt laufen sie Amok, weil sie denken, dass sie damit durchkommen werden.«
    Pete starrte sie an. Er sah aus, als ob seine Müdigkeit und Übelkeit nachgelassen hätten. Er wirkte fast belustigt.
    »Was?«, fragte sie.

    Er zuckte mit den Achseln, dann fragte er: »Wo hast du das denn her?«
    »Wo habe ich was her?«
    »Was er meint, Banner, ist, dass ihn deine Analyse der Situation verblüfft. Als hätte er nicht gewusst, dass du so tiefgründig sein kannst. Ich für meinen Teil habe dich schon immer für sehr tiefgründig gehalten. Du bist das reinste Loch .« Er lachte.
    »Halt’s Maul!«, zischte Pete ihm zu.
    »Entspann dich. Ich habe sie Loch genannt,

Weitere Kostenlose Bücher