Das Inferno Roman
Wir konnten nicht zulassen, dass sie die Frau töten.«
»Ich konnte nicht zulassen, dass sie dich töten. Was hattest du vor, sollte das Selbstmord werden?«
»Ich wollte, dass sie aufhören.«
»Das hast du geschafft.«
»Da drüben ist sie.«
Die Frau lag umgeben von den leblosen oder schwer verwundeten Körpern ihrer Angreifer mit dem Gesicht nach unten auf der Straße. Die Arme hatte sie über dem Hinterkopf gekreuzt. Ein Biker lag ausgestreckt über ihrem Hintern.
Barbara blieb neben der Schrotflinte von Schädelfresse stehen und rief: »Lady?«
Die Frau bewegte sich nicht.
»Lady? Es ist alles vorbei. Wir wollen ihnen helfen.«
Sie reagierte immer noch nicht.
»Oh Mann«, murmelte Pete, »ich wette, ich hab sie erschossen.«
»Glaube ich nicht«, meinte Barbara. Die cremefarbene Bluse der Frau war blutbefleckt, aber an keiner Stelle davon durchtränkt. Zwar hatte man ihr einen Ärmel abgerissen, doch Einschusslöcher konnte Barbara keine entdecken.
»Warum wartest du nicht hier?«, schlug Pete vor.
»Ich komme mit dir.«
»Manche von den Typen sind noch nicht tot.«
»Ich weiß. Was sollen wir mit ihnen tun?«
»Einfach sicherstellen, dass sie nicht auf dumme Gedanken kommen, schätze ich.«
Sie betrachtete den Colt in ihrer Hand. »Ich habe keine Munition mehr. Wie steht’s mit dir?«
Pete schüttelte das Gewehr vorsichtig, als ob er dessen Gewicht überprüfen wollte. »Ich habe noch was drin.«
»Bist du sicher?«
»Eine habe ich noch im Lauf, da bin ich mir sicher. Es könnte die letzte sein, aber …«
»Yo! Compadres! Mannomann, was habt ihr denn da angestellt?«
Barbara sah im Schulterblick, wie Earl anspaziert kam. Schnell schloss sie den mittleren Knopf an ihrer Bluse. Dann kniete sie nieder und hob die abgesägte Schrotflinte auf.
»Schön geschossen, Pizzaboy.«
»Warum bist du nicht einfach weitergerannt?«, fragte Pete. Er hatte Earl im Blick, Barbara behielt die Biker und die Frau im Auge.
»Ich habe auf euch gewartet , aber dann hörte ich das ganze Geballere. Deshalb bin ich zurückgekommen, um euch beizustehen.«
»Ja klar.«
Earl lachte. »Nicht wirklich. Ich wollte nur sehen, wer gewonnen hat. Und sehen, wer wem was antut, wenn ihr wisst, was ich meine. Sieht aus, als ob du ziemlich aufgeräumt hast. Hey, Banner.«
Sie sah ihn an. Er war auf Petes anderer Seite stehen geblieben. Grinsend erhob er die Hand zum Gruß. »Seid ihr nicht froh, dass ich wieder da bin?«, fragte er.
»Wir können uns kaum noch halten.«
»Jetzt seid ihr auch Killer, genau wie ich. Fühlt sich gut an, was?«
»Halt den Mund!«, wies ihn Barbara zurecht.
»Sieht aus, als ob ihr ein paar verfehlt habt.«
»Wir haben sie nicht verfehlt«, sagte Pete.
»Aber tot sind sie auch nicht. Soll ich das für euch erledigen?«
»Lass sie bloß in Ruhe«, sagte Pete zu ihm und ging auf die am Boden Liegenden zu.
»Ich helfe dir«, sagte Earl, der ihm folgen wollte.
»Nein«, befahl Barbara, »du bleibst, wo du bist.«
»Was hast du für ein Problem?«
Sie ignorierte ihn. »Pete, nimm ihnen die Waffen ab. Ich gebe dir Feuerschutz.«
Er nickte und hängte sich das Gewehr um. »Was ist mit der Frau?«
»Die kann warten. Ich möchte nicht, dass du von einem ›Toten‹ erschossen wirst. In Filmen passiert so was dauernd.«
Er drehte sich um und lächelte Barbara an. »Du kennst dich ja auch gut aus im Totstellen, was?«
Zwar erwiderte sie Petes Lächeln, doch die Erinnerung an die Ereignisse auf der Pick-up-Ladefläche trieb ihr die
Schamesröte ins Gesicht. »Ja, kann man wohl sagen.« Mit lauter Stimme rief sie: »Falls mich eine von euch Kreaturen hört, ich blase jeden weg, der eine hektische Bewegung macht. Kapiert?«
Keiner antwortete. Keiner bewegte sich.
Sie fragte sich, ob alle Überlebenden in den letzten Minuten entweder ohnmächtig geworden oder gestorben waren.
Nicht sehr wahrscheinlich.
»Vorsichtig«, sagte sie.
Pete nahm langsam die am Boden liegenden Biker in Augenschein, blieb bei jedem stehen, kniete immer wieder nieder und hob die Waffen auf, die er sah: Pistolen und Messer, die er ihnen aus den Händen wand oder die zu Boden gefallen waren, Messer, die noch in Gürteln steckten. Die Pistolen steckte er in seine Hosentaschen, die Messer warf er weg.
Aber seine Vorgehensweise blieb oberflächlich. Er schien die Leichen nicht anfassen, geschweige denn sie zu filzen oder umdrehen zu wollen.
Nicht gerade eine gründliche Durchsuchung, dachte Barbara.
Ich wollte sie
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