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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Garagentor.
    »Wir schleichen uns vorbei«, sagte Earl.
    Er übernahm die Führung, hetzte tief gebeugt an Pete vorbei und steuerte offenbar die Baulücke auf der anderen Seite der Garage an.
    Pete bedeutete ihr, dass sie sich in Bewegung setzen sollte.
    Ich komme ja schon. Macht mal langsam. Ich muss erst sehen, was …
    Von den anderen Bikern umrundet, die Barbaras Sicht teilweise verdeckten, schlug der Hagere das Seitenfenster des Lincoln ein. Kurz darauf öffnete sich die Tür. Die schreiende Frau wurde herausgezogen und verschwand in der Horde, die sich auf sie stürzte.
    »Lasst sie in Ruhe!«, brüllte Barbara.
    Sie brüllte und begann zu rennen.
    Sie rannte, weil sie zu weit entfernt war, weil sie näher rankommen musste, um die Frau zu retten - nahe genug, um ihr Ziel zu treffen, falls es nötig sein sollte.
    »Barb!«, schrie Pete. »Nein!«
    Doch, dachte sie.

    Als sie auf die Biker zustürzte, bereute sie schon, gebrüllt zu haben. Ihr Geschrei hatte keine Wirkung gezeigt.
    Zuerst hatte sie gedacht, dass keiner sie gehört hätte. Dann drehten sich einige der Biker, die am äußeren Rand der Menge standen, zu ihr um.
    Einer von ihnen, dessen Gesicht schwer dem Totenkopf auf der Kutte des Anführers ähnelte, grinste sie an. Ihm fehlten einige Zähne.
    Der andere war fett und bärtig und trug einen Wikingerhelm, der wie eine Suppenschüssel mit Hörnern aussah. Seine Augen schienen aufzuleuchten, als er sah, dass Barbara auf ihn zugerannt kam. Er rieb sich die Hände.
    Ich komme mit einer Pistole auf sie zugerannt, und die sehen aus, als ob sie sich freuten, mich zu sehen.
    Weil deine Bluse sperrangelweit aufsteht, Schwachkopf.
    Gerade als sie dachte, dass sie nicht auf sie schießen würden - bloß nicht ihr gutes Aussehen ruinieren -, hob der Ausgemergelte etwas, das wie eine abgesägte Schrotflinte aussah.
    Barbara hatte keine Zeit zu zielen. Sie streckte den Arm aus, richtete die Pistole auf ihn und feuerte.
    Und sah, wie der Wikingerhelm vom Kopf des Fleischbergs flog.
    Zumindest war Schädelfresse jetzt abgelenkt. Überrascht betrachtete er seinen Bikerkumpel, der mit einem Loch in der Stirn rückwärts in die Meute torkelte.
    Barbara kam schlitternd zum Stehen. Sie sammelte sich und versuchte noch einmal Schädelfresse zu treffen, der seine Schrotflinte auf sie richtete.
    Bevor er schießen konnte, zerriss ein lauter Knall die Luft.

    Sie drückte ab.
    Wenigstens nehme ich ihn mit.
    Sie wartete darauf, dass die Kugel aus der Schrotflinte sie traf, bis ihr klarwurde, dass der Schuss von hinter ihr gekommen war. Schädelfresse feuerte in die Luft, weil es ihm die Beine weggerissen hatte.
    Sie riskierte einen kurzen Schulterblick.
    Pete stand nach wie vor am Garagentor. Er war nicht abgehauen. Er hatte das Gewehr von der Schulter genommen und in die Schlacht eingegriffen.
    Es war eine Schlacht, die schnell ein Ende fand.
    Der gegnerischen Seite gelang es, ein paar Schüsse abzugeben.
    In etwa so viele wie Barbara.
    Kaum hatte sie sich ins Gefecht eingemischt, hatte der Verschluss ihres Colts blockiert, und sie konnte keinen weiteren Schuss mehr abgeben. Aber Pete hatte Lees Gewehr, eine Militärwaffe, mit der man sehr schnell schießen konnte und die eine Menge Munition in sich trug.
    Eine Menge Munition.
    Der Kugelhagel mähte sämtliche übrig gebliebenen Biker sehr schnell um. Unglaublich schnell - sie konnten gerade noch aufhören, die Frau zu malträtieren, sich umdrehen, sehen, wer sie tötete, und drei, vier ungezielte Schüsse abgeben.
    Als alles vorüber war, hörte Barbara nur noch ein schrilles Klingeln, als ob jemand eine Stimmgabel angeschlagen und an ihr Ohr gehalten hätte.
    Die Männer lagen seltsam unnatürlich ausgestreckt vor ihr. Manche bewegten sich noch: Hier hob sich ein Knie, dort ein Kopf oder Fuß. Ein Mann lag zusammengerollt
wie ein Fötus am Boden und zuckte. Niemand versuchte aufzustehen.
    »Bist du okay?«
    Sie drehte sich um. Pete stand neben ihr. Sie nickte. Sie musterte ihn eingehend, fand aber keine Anzeichen von Verletzungen. Trotzdem fragte sie: »Und wie geht es dir?«
    Er zuckte mit den Achseln: »Okay.«
    »Mein Gott, die hast du richtig erwischt.«
    Er rümpfte die Nase und sagte: »Ja. Ich habe versucht, die Frau nicht zu treffen.«
    »Besser, wir sehen nach.«
    Pete nickte. Er begann vorzugehen, Barbara blieb an seiner Seite. Als sie zwischen den Harleys durchliefen, murmelte er: »Ich kann nicht glauben, dass ich das getan habe.«
    »Das hast du gut gemacht.

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