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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dass ich diese Rosenbüsche geschnitten habe«, hatte er ihr zugerufen. Dann hatte er sich an der Mauer herabgelassen, Schere und Rasiermesser aufgehoben und sich neben Sheila gebückt, um das Ende des Stacheldrahts aufzuheben. »Bittu hintefallen?«, hatte er in Babysprache gefragt.
    Keine Antwort von Sheila. Nur ein verkniffener Blick.
    Sie rang schwer nach Luft. Stanley hatte eine Weile beobachtet, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte, wie sich ihre Brüste bewegten. Sie glänzten vor Schweiß und Blut. Sie hatte Gänsehaut, und ihre Nippel waren aufgerichtet.
    »Hat dich das angemacht? An der Kälte kann es nicht liegen. Am Ende gefällt dir das alles? Magst du Schmerzen ?«
    Sie hatte geblinzelt, dann ihre Beine übereinandergeschlagen und sich aufgesetzt.
    »Ah, du möchtest lieber weitergehen. Ich wette, du hast Angst, dass ich jetzt bei dir ans Werk gehe.«
    Der Vorwärtsschwung ihrer Bewegung hatte sie auf die Knie fallen lassen, gleich darauf war sie aufgestanden. Statt zu fliehen war sie einfach nur mit dem Rücken zu Stanley stehen geblieben, der Stacheldraht hing zwischen ihren Beinen ins Gras.
    Stanley hatte sich den Draht gegriffen und sie zu sich herangezogen.

    »Willkommen in meinem Garten. Das ist mein Haus dort - na ja, was davon übrig ist. Aber immerhin ist es ihm besser ergangen als deinem Haus, meins ist nur zur Hälfte eingestürzt. Dort drüben ist meine Garage, die es noch schlimmer erwischt hat als das Haus. Mutter ist in dem Haus. Mausetot, wie man so sagt. Und das ist auch gut so. Mein Verhalten heute hätte sie nicht gutgeheißen. Nicht im Geringsten. Die alte Schachtel hat immer schon gedacht, ich wäre pervers.«
    Lachend hatte er ein paarmal die Stacheldrahtleine strammgezogen. Sheila war aufgeschreckt und hatte gestöhnt.
    »Und los geht’s.«
    Vornübergebeugt hatte Sheila begonnen, vorwärtszuhumpeln.
    »Nach rechts, nach rechts. Unser nächstes Hindernis ist die Mauer dort bei meiner Einfahrt. Aber ich glaube, wir werden außen herumgehen. Wäre dir das recht? Du hast bereits einen hässlichen Sturz bei der letzten Mauer hinter dir, deswegen werden wir versuchen, dir das zu ersparen. Ich glaube, wir schaffen es bis zum Zaun, ohne ungewollte Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, oder? Wir gehen einfach die Einfahrt entlang.«
    Unter Stanleys strenger Bewachung war sie vorangegangen, sie hatten sich der Vorderseite von Stanleys Haus genähert. Er hatte sie warten lassen, sie dann überholt und das Tor geöffnet, das durch die Ziegelsteinmauer zu Judys Grundstück führte.
    Sie waren an Judys Haus vorbei in ihren Garten gegangen.
    »Das ist das Haus meiner Freundin Judy. Ich glaube nicht, dass du sie kennst. Ich habe sie seit dem Beben
ziemlich gut kennengelernt. Es war ihre Säge, mit der wir dich befreit haben. Eine sehr nette Frau. Natürlich nicht in der gleichen Liga wie du. Niemand ist in der gleichen Liga. Vielleicht besuchen wir sie später mal. Ihr zwei habt eine Menge gemeinsam - mich zum Beispiel. Und ob du’s glaubst oder nicht: Sie ist immer noch in ihrer Badewanne. Nicht, dass ihr Haus auf sie draufgefallen wäre. Ihrem Haus ist nichts passiert, da hat die Schlampe Glück gehabt. Aber ich bin auf sie gefallen. Ha! Vielleicht lassen wir sie später mal raus und fragen, ob sie Lust hat, sich uns bei Cocktails und Hors d’œuvres anzuschließen. Warum nicht? Es käme ja aus ihrem Kühlschrank.«
    Stanley hatte seinen Monolog den ganzen Weg durch Judys Garten über ausgeweitet, Sheilas Rücken angelächelt, dabei ab und zu gekichert und sich gefragt, ob er sie mit seinem sprühenden Sprachwitz beeindruckte.
    Unter diesen Umständen, dachte er, kann ich wohl kaum erwarten, dass sie sich sonderlich amüsiert zeigt.
    »Wir sind gleich da«, sagte er. »Der Pool liegt gleich auf der anderen Seite dieses Zauns. Schau, dort habe ich einen Durchgang für uns geschaffen. Wir müssen nicht über die Mauer klettern, wir können dort durch. Aber pass auf deinen Kopf auf.«
    Gebückt stieg Sheila über die untere Querlatte und schlüpfte durch die Lücke im Rotholzzaun. Auf der anderen Seite blieb sie stehen. Stanley folgte ihr nach. Er duckte sich. Aber nicht tief genug. Er stieß mit dem Kopf an die obere Querlatte.
    »Au!«
    Sheila ignorierte ihn.
    »Ich habe mir wehgetan.«

    Sie tat, als ob sie taub sei.
    »Sag, dass es dir leidtut.«
    »Es tut mir nicht leid«, murmelte sie.
    »Du bist nicht gerade sehr nett zu mir.« Stanley schlug den Stacheldraht gegen die Innenseite ihrer

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