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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ihnen gutging, sie in seinen Armen halten.
    Jede Verzögerung konnte schuld daran sein, dass man erst an einer Kreuzung ankam, nachdem sie verstopft war.
    Bald wären sowieso alle verstopft. Die meisten jedenfalls.
    Weil die Ampeln nicht mehr funktionierten.
    Leute, die sich an Verkehrsregeln hielten, würden abwechselnd die Kreuzung befahren, aber diejenigen, die nur an sich selbst dachten, würden alles ruinieren und auch dann fahren, wenn sie gar nicht an der Reihe waren. Jede Kreuzung, auf der nicht ein Cop den Verkehr regelte, wäre bald verstopft.
    Was nicht mehr lange dauern würde.

    Noch fünf bis zehn Minuten, dachte Clint. Mehr haben wir nicht, bis die Straßen unpassierbar sind. Wir müssen Kilometer schaffen, solange wir noch können.
    Hauptsache ist, wir bewegen uns grob in die richtige Richtung.
    Wenn wir es nur über die Berge schaffen … bis Sunset … könnten wir von dort laufen … vielleicht sechs Kilometer, allerhöchstens acht. Ist nicht so schwer. Das könnten wir in einer Stunde oder so schaffen. Mary wird noch weit weg sein von zu Hause, aber …
    Als er um die Ecke bog, versperrten Streifenwagen und Feuerwehrlaster den Weg.
    Clint hielt an.
    Etwa einen halben Block weiter stand ein riesiger zweistöckiger Apartmentkomplex in Flammen.
    Vierzig oder fünfzig Menschen standen herum und sahen zu: ein paar Männer, zumeist Frauen und kleine Kinder. Viele trugen Nachthemden oder Bademäntel. Ein Mann, dessen Haare noch nass waren, trug nichts als ein um die Hüfte gewickeltes blaues Handtuch.
    »Können Sie außen herum fahren?«, fragte Mary.
    »Glaube ich kaum.«
    Außerdem bedeutete ihnen ein Polizeibeamter, dass sie wegfahren sollten.
    Clint legte den Rückwärtsgang ein. Er begann zurückzustoßen, dann bemerkte er die Frau. Sie rief nach irgendjemandem, als sie auf die Straße lief.
    Ruft sie uns?
    Sie hielt ein Baby an die Brust gedrückt. Ihr Haar hatte sie mit einem pinkfarbenen Handtuch umwickelt und trug einen langen Hausmantel mit Paisleymuster sowie pinke Hausschuhe.

    Clint stieg auf die Bremse.
    »Was will die denn?«, fragte Mary.
    »Das werden wir gleich herausfinden, schätze ich.«
    »Besser nicht. Fahren wir weiter.«
    »Wir warten besser und sehen, was sie …«
    »Sie will, dass wir sie irgendwo hinbringen. Das weiß ich. Wir haben keine Zeit. Jede Minute …«
    »Stimmt.« Er nahm den Fuß vom Bremspedal und schüttelte den Kopf, als er die näher kommende Frau anblickte. Verzweiflung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.
    »Warten Sie!«, rief die Frau. »Nicht wegfahren!«
    Mary drückte seinen Oberschenkel. »Wollen Sie nun nach Hause zu Ihrer Frau und Tochter oder nicht?«
    Clint setzte zurück, drehte den BMW in einer Querstraße und nahm die Fahrt wieder auf.
    Die Frau lief hinter ihm her und winkte, das Baby zappelte an ihrer Brust, ihr bunter Hausmantel klaffte unter dem Gürtel weit auf, die Mantelschöße flatterten. Ihre Beine waren sehr bleich, ihr Schamhaar ein tiefdunkles Gestrüpp - ein überraschender Anblick, der ihn aber nicht im Geringsten erregte. Es war vielmehr verstörend und abstoßend. »Nein!«, brüllte sie. »Warten Sie!«
    Er wartete nicht.
    Er zwang sich wegzusehen, gab Gas und ließ die Frau zurück.
    Dann brummelte er: »Scheiße.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken«, sagte Mary. »Wenn es so wichtig gewesen wäre, dann wäre sie zur Polizei gegangen. Die sind doch da, um den Leuten zu helfen.«

    Recht hat sie, dachte Clint. Er fühlte sich besser. Aber nicht viel.
    »Ich wünschte nur, ich wüsste, was sie wollte.«
    »Mitfahren. Oder Geld. Sie hätte auf die Tränendrüse gedrückt, und wir würden immer noch dastehen und ihr zuhören.«
    »Vielleicht haben Sie Recht.«
    »Ich weiß, dass ich Recht habe.«
    Aber Clint wünschte, er hätte abgewartet und die Frau erzählen lassen.
     
    Wenn du eine Minute verlierst, weil du einer verstörten Frau zuhörst, könntest du am falschen Ende eines Unfalls landen, der die Straße unpassierbar macht.
    Dummkopf.
     
    Ihm war schlecht.
    Er schämte sich.
    Nicht nur, weil er vor der Fremden geflohen war, sondern weil er zugelassen hatte, dass Mary ihm ausredete, was er für richtig hielt.
    Hatte er sich schon so sehr daran gewöhnt, dass Sheila und Barbara ihre Meinungen durchsetzten, um nicht mehr zu wissen, wie er einer Frau Paroli bieten konnte?
    Natürlich haben meine Frauen meistens Recht.
    Erst musste er lächeln, als er das dachte, doch dann überkam ihn furchtbare Traurigkeit.
    Wenn ihnen

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