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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Spur. Jedenfalls habe ich nichts bemerkt. Das
muss nicht heißen, dass er uns nicht doch findet, aber wir sollten besser aufhören zu rennen. Heather ist am Ende. Und es ist zu heiß.«
    »Heiß? Aber hallo.«
    »Du musst doch eingehen in diesen Hosen.«
    »Ja«, lächelte er. »Willst du tauschen?«
    Überrascht lachte Barbara auf: »Nein, ist schon in Ordnung. Ich behalte meine Shorts.«
    »Die würden mir ohnehin nicht so gut stehen wie dir.«
    Als er das gesagt hatte, richtete sich Heather wieder auf. »Stehen wir jetzt hier nur so rum, oder was?«
    »Kannst du denn wieder?«, fragte Barbara.
    » Ich kann schon die ganze Zeit. Ich bin doch kein Schwächling.« Sie hängte ihre Tasche über die andere Schulter. »Nur weil du anscheinend so eine Art Amazone bist …«
    »Du bringst da zwei Banners durcheinander. Meine Mutter ist die Amazone.«
    Pete ging wieder los. Heather beeilte sich und schloss zu ihm auf.
    Barbara hielt sich hinter den beiden.
    Soll Heather doch auf ihn drauffallen …
    Pete blickte zurück über seine Schulter, blieb stehen und wartete. »Kommst du?«
    »Ja. Klar.«
    »Deine Mutter ist doch nicht wirklich eine Amazone, oder?«, fragte Pete, als Barbara ihn eingeholt hatte. Er studierte ihre Augen.
    Und Barbara blickte tief in Petes Augen. Sie waren blassblau, und weiß, wie Felder von sonnenbeleuchtetem Schnee. Sie erschienenen ihr intelligent, irgendwie ernst.

    »Sie kommt nicht vom Amazonas, falls es das ist, was du meinst. Sie wirft nicht mit Speeren.«
    Pete lächelte. »Feilt sie sich die Zähne spitz zu?«
    »Auch nicht. Und abgeschnitten hat sie sich ihre …« Barbara wollte den Satz nicht beenden. »Sie ist einfach nur groß, das ist alles. Groß und stark, eine Bodybuilderin.«
    Pete schien beeindruckt. »Deine Mutter stemmt Gewichte?«
    »Das tue ich auch. Aber nicht so wie sie. Verglichen mit ihr bin ich ein Winzling.«
    »So winzig siehst du mir gar nicht aus«, sagte Pete. »Wie groß bist du?«
    Kannst du das nicht sehen?, fragte sie sich, als sie ihm direkt in die Augen blickte. Sie entschied sich, seine Frage nicht zu beantworten und zuckte mit den Schultern.
    »Ich bin eins achtzig«, sagte er, »und du bist fast genauso groß wie ich.«
    Sie grinste. Fast? »Mom ist eins fünfundachtzig«, erzählte sie.
    »Wenn ihr mich fragt«, mischte sich Heather ein, »hört sich das ziemlich monströs an.«
    Barbara lehnte sich vor und warf ihr einen bösen Blick zu. »Pass auf, was du sagst, okay? Du kennst meine Mutter doch gar nicht. Wie würde es dir gefallen, wenn ich deine Mom ein Monster nennen würde?«
    »Meine Mom ist tot.«
    Die Bemerkung saß.
    Sie schmerzte. Ziemlich.
    Es fühlte sich an wie letztes Jahr, als jemand Barbara bei einem Basketballspiel den Ellenbogen in den Solarplexus gerammt hatte. Nicht nur war ihr die Luft weggeblieben,
der Schmerz war ihr in sämtliche Glieder gefahren. Wie betäubt war sie in die Knie gegangen. Später hatte ihr der Trainer erklärt, dass der Solarplexus ein so empfindliches Nervenzentrum sei, dass ein Treffer so gut wie jeden umhaut. Und noch später hatte ihre Freundin Lynn sie belehrt, dass es das gleiche Gefühl sei wie ein Tritt in die Eier.
    Noch getroffen von Heathers Worten dachte Barbara: Es tut genauso weh wie damals der Ellenbogen. Und dann: Was weiß denn Lynn, wie sich ein Tritt in die Eier anfühlt?
    Sie murmelte: »Es tut mir leid.«
    »Ich hoffe, du bist jetzt glücklich.«
    »Ich bin nicht glücklich. Ich hab dir doch gesagt, dass es mir leidtut.«
    »Ja, klar.« Heather kehrte an Petes Seite zurück und ergriff seine Hand.
    Pete sah Barbara an. Er schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen und wirkte fast angeekelt. Er richtete den Blick wieder nach vorne.
    Sie blieb an seiner Seite, behielt aber ihre Hände bei sich.
    Niemand sagte ein Wort.
    Auf der Straße am Ende des Gässchens schien der Verkehr zum Stillstand gekommen zu sein. Barbara konnte sehen, dass es niemanden in seinem Wagen gehalten hatte. Die Leute liefen herum, andere entspannten sich auf ihren Motorhauben oder Kofferraumdeckeln.
    »Wie hast du deine Mutter verloren?«, fragte Pete.
    Ich will das nicht hören!
    »Ich habe sie nicht verloren. Sie hat sich umgebracht.«
    Barbara zuckte zusammen.

    »Sie hat Selbstmord begangen?«, fragte Pete erschrocken. Es schien ihn zu beeindrucken. Als ob er noch nie etwas so Erstaunliches gehört hätte.
    Frag bitte nicht, wie sie es gemacht hat, Pete. Bitte.
    »Wie …? Ich meine, vielleicht willst du ja gar

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