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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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nicht darüber reden.«
    Vielleicht wollen wir es ja gar nicht hören.
    »Nein, ist schon in Ordnung.« Heather beugte sich vor, um an Pete vorbeisehen zu können. »Ich wette, ihr wollt alles darüber wissen.«
    »Eigentlich nicht«, entgegnete Barbara.
    »Sie ist aus dem Fenster gesprungen, so ist das passiert. Sie hat sich im Motel eingemietet, aber das einzige freie Zimmer in jener Nacht lag im dritten Stock. Im dritten Stock«, lachte Heather. Ihr Lachen klang grell und übertrieben. Barbara sah Tränen in ihren Augen.
    Warum erzählt sie uns das?
    »Mom ist aber trotzdem aus dem Fenster gesprungen. Drei Stockwerke sind natürlich nicht hoch genug. Sie landete flach auf ihrem Rücken auf dem Bürgersteig. Irgendwie hat es ihr alles aufgerissen, aber es hat sie nicht umgebracht. Sie war immer noch bei Bewusstsein. Und sie schrie. Ihr Hirn quoll heraus, und Blut kam aus ihren Ohren und Augen.«
    Sie waren alle stehen geblieben.
    Pete und Barbara glotzten das Mädchen an.
    Sie grinste und weinte beim Reden. Ein langer Rotzfaden hing ihr aus der Nase.
    Warum erzählt sie uns das? Woher weiß sie überhaupt das ganze eklige Zeug? Was geht hier vor?
    »Und wisst ihr, was Mom getan hat? Sie konnte nicht mehr aufstehen, weil sie alles gebrochen hatte, also
kroch sie wie ein Wurm über den Bürgersteig und robbte auf die Straße, wo ihr ein Auto über den Kopf fuhr, der aufplatzte wie eine Traube.«
    Mit freudig erregtem Gesichtsausdruck schniefte Heather und putzte sich die Nase.
    Durchgedreht, dachte Barbara. Das Mädchen ist völlig durchgedreht.
    Pete schien ihre Meinung nicht zu teilen. Er wirkte erstaunt. »Das … das ist furchtbar. Das ist das Schlimmste, was ich je gehört habe.«
    Heather stürzte sich plötzlich auf ihn. Sie drückte den Kopf an seine Brust, umarmte ihn und heulte. Mit einer Hand tätschelte Pete ihr den Rücken. Mit der anderen streichelte er ihr Haar.
    Der Wahnsinn hat Methode.
    Wahrscheinlich hat sie die ganze Geschichte erfunden.
    Zumindest schien Pete nicht viel Gefallen an der Aufmerksamkeit zu finden, die ihm zuteilwurde. Sobald Heather aufgehört hatte zu heulen, schob er sie von sich weg. »Geht’s wieder?«
    Sie blinzelte ihn an und schniefte.
    »Können wir jetzt gehen?«, fragte Barbara. Sie wartete nicht auf eine Antwort. Sie ging bis zum Ende des Gässchens und drehte sich dann um. Die anderen folgten ihr, waren aber weiter entfernt, als sie gedacht hatte. »Vielleicht sollten wir noch mal abbiegen«, rief sie. »Damit Earl uns nicht so leicht findet.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Pete. »meinst du wirklich, das ist nötig?«
    »Wenn er uns findet, wird das sehr unschön.«
    »Und wohin sollten wir … Vorsicht!«

    Barbara nahm links von sich eine Bewegung wahr und riss den Kopf herum. Sah ein Fahrrad auf sich zuschießen, einen Jungen, tief über den Lenker gebeugt. Er sah nicht älter aus als zwölf. Er hatte ein gewaltiges Grinsen im Gesicht. »Biep, biep, Baby!«, rief er.
    Sie sprang zur Seite und schrie: »Hey!«
    Der Radfahrer verfehlte sie.
    Im Vorbeifahren schoss der Arm des Jungen vor. Er erwischte ihre Bluse unterhalb ihrer rechten Schulter. Die Bluse und den Tragegurt ihrer Jeanstasche. Sie spürte ein heftiges Zerren. Knöpfe sprangen auf. Die rechte Hälfte ihrer Bluse wurde zur Seite und von ihrer Schulter gerissen, bevor sie nach dem Handgelenk des Jungen greifen konnte. Einen kurzen Moment konnte sie ihn halten, dann hatte er sich befreit.
    Der Junge raste davon, Barbaras Tasche in der Hand.
    »Du Bastard!«, schrie sie. Sie zog ihre Bluse hoch und nahm die Verfolgung auf.
    Der Junge entfernte sich schnell. Den Hintern hochgereckt und den Kopf gesenkt trat er so kräftig in die Pedale, dass das Fahrrad hin und her wackelte.
    Barbara sprintete hinter ihm her.
    Ein Typ, der an der Seite auf der Motorhaube seines Wagens saß, klatschte in die Hände und schrie: »Recht so!« Hinter ihm stand eine kleine Gruppe von Leuten um einen langen weißen Wagen, die Barbara beobachteten. Sie gaben ebenfalls ihren Senf dazu. Eine Frau deutete auf Barbara, ein Mann starrte sie an, ein anderer stieß einen Freudenschrei aus. Zwei Gartenarbeiter, die auf der Ladefläche ihres Pick-ups Bier tranken, pfiffen ihr hinterher. »Yo Baby«, rief der eine. »Heirate mich«, forderte der andere. »Ich mach dich glücklich.«

    Diese Arschlöcher, dachte sie. Sie können meinen BH sehen. Na und?
    Starke, erwachsene Männer. Und was tun sie , um einen Jungen auf einem Fahrrad

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