Das Inferno Roman
strahlte. »Jemand hat deine Klamotten geklaut?«
»Ja, und ich weiß auch, wer.«
»Wir nicht«, sagte Heather. »Das glaubst du doch selbst nicht, du hast dir nämlich in die Hosen gepisst.«
»Sicher.«
»Hast du«, bestätigte Heather, die sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte.
»Blödsinn.«
»Das stimmt«, sagte Pete.
»Das sind drei Stimmen gegen eine«, erläuterte Heather. »Und du warst bewusstlos, also kannst du gar nicht behaupten, dass du es nicht warst. Dein kleiner Schniedel hat Pipi gemacht.«
»Leck mich.«
»Schluss damit«, forderte Lee.
»Die Sache ist die«, blieb Barbara hartnäckig, »wir waren es nicht, die das mit deinem Kopf angestellt und deine Klamotten gestohlen haben. Jemand muss vorbeigekommen sein und das getan haben, nachdem wir weg waren.«
»Was haben sie geklaut?«, fragte Pete.
»Was glaubst du denn?«
»Alles?«
»Genau.«
»Gott.«
»Sie haben deine Uho geklaut?«, fragte Heather.
»Meine was?«
»Deine Unterhose.«
»Wer trägt schon Unterhosen?«
»Und so einer nennt mich Piggy. Wenigstens trage ich Unterhosen.«
»Sie haben dich nackt zurückgelassen?«, fragte Barbara Earl.
»Ja. Und weiter?«
»Was hast du dann getan?«
»Was glaubst du denn? Ich bin im Adamskostüm herumgelaufen, bis ich das Zeug hier gekriegt habe.« Er wedelte mit seinen Fingern vor der Hemdbrust herum. »Es war kein Zuckerschlecken, neue Klamotten zu finden, das kann ich euch sagen. Es ist ja nicht so, dass die Leute besonders versessen darauf sind, ihre Kleidung herzugeben, und ich habe keinen Klamottenladen finden können, der noch nicht ausgeplündert war.«
»Lass mich raten«, sagte Barbara. »Du hast einen fetten Bankmanager überfallen?«
»Ich weiß nicht, was er von Beruf war. Und überfallen habe ich ihn auch nicht. Er war schon tot, als ich ihn fand.«
»Tot?«, fragte Barbara und rümpfte die Nase.
»Ja, aber ich war’s nicht.«
»Da bin ich mir sicher«, meinte Heather.
»Hey, ich laufe nicht rum und bringe Leute wegen ihrer Hosen um.«
»Dieser Mann, von dem du die Hosen hast«, fragte Lee, »sah der aus, als ob er angegriffen worden wäre?«
»Ihre Meute war es jedenfalls nicht, falls Sie darauf hinauswollen.«
»Das ist nicht meine Meute.«
»Es ist Heathers Meute«, mischte sich Barbara ein.
»Mein Mann war noch an einem Stück. Ich meine, ich glaube nicht einmal, dass er Schnittverletzungen hatte. Wahrscheinlich ist er an einem Herzanfall gestorben oder so was. Es überraschte mich aber, dass er noch seine gesamte Kleidung anhatte. Jedem Kadaver der Stadt haben sie die Kleider vom Leib gerissen, so weit ich das gesehen habe. Bei diesem Typen fehlte nur das Portemonnaie, aber die Klamotten hatte er noch an. Ich verstehe auch, warum - der Typ war ein Elefant. War ganz schön anstrengend, bis ich …«
»Stopp, stopp, stopp«, griff Lee ein. »Was meinst du mit Kadavern? Du meinst Leichen?«
»Was glauben Sie denn?«
»Wie viele hast du gesehen?«
»Keine Ahnung. Wer soll das zählen?«
»Wie viele?«, wiederholte Lee.
»Glauben Sie vielleicht, ich hätte Buch geführt? Aah, lassen Sie mich mal nachdenken. Zwanzig? Vielleicht dreißig?« Er rümpfte die Nase. »Es war ziemlich eklig. Auch bei den Weibern. Bei den Weibern war es sogar noch schlimmer, wissen Sie?« Seine Stimme brach, er blickte auf den Boden. »Man sollte meinen, es wäre irgendwie cool, die … alle ohne Kleider zu sehen. Es war aber nicht so, es war … ich weiß nicht, mir ist davon schlecht geworden. Wie sie so tot herumlagen. Ich bin nicht geil geworden oder so, ich fühlte mich nur übel
und niedergeschlagen.« Mit einem Mal schien sich seine Laune zu bessern. »Aber, hey, das Gute daran ist, ich weiß jetzt, dass ich nicht nekrophil bin.«
Lee schien das nicht sehr witzig zu finden. »Diese Frauen, die du gesehen hast, sahen die aus, als ob sie angegriffen worden wären?«
»Ja. Und wie. Angegriffen von einstürzenden Gebäuden. Aber wer weiß das schon? Ich weiß nicht, wie sie umgekommen sind. Bei den Männern auch nicht. Ich habe ja keinen genauer untersucht. Es gab ein paar, bei denen mir Einschusslöcher aufgefallen sind, und in einem Typen steckte ein Messer. Aber das waren eher Ausnahmen. Meistens lagen die Toten in der Nähe von Häusern, die das Erdbeben plattgemacht hat. Sahen ziemlich fies aus, ich habe’ne Menge zerquetschter Köpfe gesehen.’ne Menge böser Schnittwunden. Einen Kerl hat so ein großes Glasding mitten im Gesicht erwischt. Da gab es eine
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