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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ICE…«
    Aber Kuhlmann war nicht zu bremsen. »Und heute früh hat dieser Herr Blau in Berlin Kurt Krüger umgebracht. Auch er hatte einen Revolver in der Hand, aber so, wie man ihn nie halten würde, wenn man sich selbst in den Kopf schießt. Ein plumper Versuch, einen Mord als Selbstmord zu tarnen…«
    »Moment mal. Wer ist – oder war – dieser Kurt Krüger?«
    »Der persönliche Referent und Berater unseres Außenministers. Er ist im Auftrag seines Chefs überall in der Welt herumgereist.«
    »Wo in Berlin ist der Mord denn geschehen?«
    »Im Zoologischen Garten, wo bei dieser Hitze nicht viel los ist. Krüger, ein verheirateter Mann, hat sich dort an einem abgeschiedenen Ort mit seiner Geliebten getroffen. Man hat ihn tot am Fuß eines Baumes gefunden.«
    »Wie Jason Schulz«, sagte Tweed. »Der wurde auch in einem Park getötet. Hat Krüger sich mit seiner Geliebten dort regelmäßig getroffen?«
    »Ja. Die Dame hat es uns bestätigt.«
    »Dann hätte Herr Blau ihn über längere Zeit beobachten und sich einen Plan zurechtlegen können.«
    »Richtig. Seit seine Leiche gefunden wurde, ist in Berlin die Hölle los. Man wollte, dass ich sofort hinkomme, aber ich habe mich geweigert und stattdessen einen meiner besten Kriminalisten auf den Fall angesetzt.«
    »Gibt es denn schon irgendwelche Spuren?«, fragte Tweed.
    »Keine, die uns weiterführt. Herr Blau scheint ein sehr gründlicher Killer zu sein. Ich habe mich bei meinen sämtlichen Informanten aus der Unterwelt umgehört, aber niemand weiß Genaueres über ihn. Immerhin konnte ich in Erfahrung bringen, dass er nie Geld für seine Morde nimmt und sich seine Opfer selber aussucht. Was ich höchst merkwürdig finde.«
    »Ich auch. Aber dieses Verhalten könnte irgendwann mal der Schlüssel zu seiner Festnahme sein.«
    »Wie denn?«
    »Das erzähle ich Ihnen, wenn ich noch weiter darüber nachgedacht habe.«
    »Vielen Dank, Tweed…«
    Punkt 18 Uhr erschien Tweed in der Hotelbar, wo Lord Barford bereits an einem kleinen Tisch in der Ecke saß. Tweed hätte sich nicht gewundert, wenn der Ex-General seine Ankunftszeit mit einer Stoppuhr überprüft hätte. Zu seiner Überraschung trug der Lord heute ein deutsches Jackett, deutsche Hosen und ein deutsches Hemd, dessen Kragen offen stand und den Blick auf seinen kräftigen Stiernacken freigab.
    »Zwei doppelte Scotch, und zwar ein bisschen dalli«, bellte Barford dem Mann hinter der Bar zu.
    Als Tweed sich setzte, bemerkte er, dass Barford schon ein fast leeres Glas vor sich auf dem Tisch stehen hatte. Vermutlich war das nicht der erste Scotch, den er sich genehmigt hatte, sein Gesicht war nämlich knallrot, und die Äderchen auf der Nase traten violett hervor.
    »Ich habe untertags auf Ihrem Zimmer angerufen«, sagte Tweed, »aber Sie waren nicht da.«
    »Ich bin nach Bremen gefahren. Habe mir dort einen neuen Zerstörer angesehen. Hübsches Schiff mit jeder Menge neumodischem Schnickschnack. Ich habe mich dumm gestellt, und die Deutschen haben mir alles gezeigt, was ihr neues Spielzeug kann. Wenn die wüssten, wie gut ich mir alles gemerkt habe…«
    »Aber Sie gehören doch gar nicht zur Admiralität.«
    Tweed hatte den Eindruck, als ob Barford heute gesprächiger wäre als normalerweise.
    »Genau das haben sich die Deutschen auch gedacht. Deshalb haben sie mir ja so viel erzählt. Aber ich habe zu Hause einen Freund bei der Navy, den rufe ich noch heute an und erzähle ihm brühwarm, was ich alles gesehen habe. Cheers!«
    Tweed nahm einen Schluck von seinem Scotch, während Barford das halbe Glas hinunterstürzte. Er war zwar nicht betrunken, fand Tweed, aber nüchtern war er auch nicht mehr.
    »Waren Sie schon mal in Berlin?«, fragte er.
    »In Berlin?«
    »Der neuen deutsche Hauptstadt.«
    »Weiß ich doch. Und ich war auch schon dort. Habe mir die neue Architektur angeschaut. Die Stadtmitte ist eine einzige Baustelle. Ein Riesenchaos. Ich halte nicht viel von diesen sonderbaren Glaswürfeln und Häusern, die wie aufgestellte Röhren aussehen. Da kriegt man ja schon Höhenangst, wenn man bloß hinaufschaut.«
    »Von hier nach Berlin ist es nur ein kurzer Flug.«
    »Tatsächlich? Na ja, Sie müssen so was ja wissen.«
    Lord Barford kam Tweed ausgesprochen nervös vor. Ständig blickte er zur Tür der Bar, als könnte dort jeden Augenblick der Teufel hereinspazieren.
    »Na, wie läuft Ihre Untersuchung?«, fragte der Lord und bestellte noch zwei doppelte Scotch.
    »Für mich bitte keinen«, sagte Tweed.

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