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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ja immer besser.«
    Auf dem Fußweg die Alster entlang ging Tweed in der Mitte, eingerahmt von Nield und Newman. Bis auf die Hitze war es ein herrlicher Sommernachmittag mit strahlend blauem Himmel.
    Passagierboote auf dem Weg zum Anlagesteg zogen ihre Bahn über die spiegelglatte Wasseroberfläche, und auf dem Spazierweg spendeten hohe Bäume angenehmen Schatten.
    Tweed führte die beiden zu einer Fußgängerbrücke über einen Kanal und dann weiter durch einen Tunnel in einen Park, der sich an der Alster entlangzog.
    »So kommen also die Boote in die Außenalster«, sagte Nield.
    »Ich wusste gar nicht, dass da ein Kanal existiert.«
    »Sagen Sie mal, Bob«, sagte Tweed, »Sie haben doch die beiden cremefarbenen Mercedes-Limousinen gemietet. Vernon hat die Wagen am Fernsehturm bestimmt gesehen und weiß deshalb, dass wir damit unterwegs sind. Geben Sie also bitte eine davon zurück, und mieten Sie genau dasselbe Fabrikat in blau. Diesen Wagen stellen Sie dann in der Tiefgarage des Hotels ab, während wir weiterhin mit dem cremefarbene n Mercedes herumfahren.«
    »Darf ich fragen, weshalb?«
    »Ich habe meine Gründe dafür. Vorausschauende Taktik würde man so was beim Militär nennen.«
    »Sie haben mir noch immer nicht meine Frage beantwortet weshalb Oskar Vernon ins Atlantic umgezogen ist.«
    »Der Mann ist ebenso durchtrieben wie gefährlich. Immer, wenn man glaubt, ihn irgendwo ausfindig gemacht zu haben, ist er schon woanders.«
    Die drei gingen weiterhin am Ufer entlang, wo eine große Frau mit bläulich gefärbtem Haar die Enten fütterte. Sie trug ein Kleid mit Blumenmuster und eine dicke Brille, und als sie aufblickte und Tweed sah, bedachte sie ihn mit einem Lächeln auf ihren dünnen Lippen.
    »Schöner Tag heute«, sagte Tweed.
    »Wie im Paradies«, antwortete sie auf Englisch mit ausländischem Akzent, bevor sie sich wieder den Enten widmete.
    »Die Frau hat Sie angeschaut, als ob sie eine alte Bekannte von Ihnen wäre«, sagte Newman und runzelte die Stirn.
    »Ist nicht mein Typ«, sagte Tweed.
    »Aber sie hat Sie trotzdem angeschaut«, sagte Newman beharrlich. »Und sie hat die Walther in Ihrem Hosenbund bemerkt.«
    »Ach, das ist doch nur eine Einheimische«, sagte Tweed, der sich sein Jackett ausgezogen hatte. Sein Hemd war unter den Achseln durchgeschwitzt. »Langsam fangen Sie an, überall eine Gefahr zu wittern, Bob. Das grenzt ja fast schon an Verfolgungswahn.«
    »Vielleicht hat er ja Recht«, mischte Nield sich ein. »Ich habe vorhin gesehen, wie die Frau auf der Straße aus einem Auto gestiegen ist.«
    Sie gingen noch ein paar Minuten weiter, bis Tweed vorschlug, den Rückweg anzutreten. Seine Verabredung mit Lord Barford rückte langsam näher. Als sie wieder an der Stelle vorbeikamen, an der die Frau die Enten gefüttert hatte, war diese nicht mehr da. Nield schaute hinauf zur Straße. Auch der Wagen der Frau war verschwunden. Newman bückte sich und hob eine Papiertüte voller Brotstücke auf.
    »Die scheint sich ja nicht mehr besonders lange mit den lieben Entlein abgegeben zu haben, nachdem Sie ihr eine Abfuhr erteilt haben«, bemerkte er. »Die Tüte ist noch fast voll.«
    »Stellen Sie sie wieder hin, Newman. Wir wollen jetzt nicht Enten füttern.«
    »Verstehen Sie denn nicht, was ich sagen will?«, sagte Newman verärgert. »Die Frau muss uns schon vorher gesehen haben – vielleicht, als wir aus dem Hotel kamen – und ist dann hierher gefahren, um uns abzufangen. Wenn sie Sie jetzt irgendwo wieder trifft, wird sie Sie erkennen. Und heutzutage können viele Frauen gut mit Schusswaffen umgehen. Nicht nur Paula.«
    Vor seinem Treffen mit Lord Barford ging Tweed noch einmal in seine Suite, wo er duschte und sich einen frischen Anzug anzog. Den durchgeschwitzten ließ er von einem Hoteldiener in die Reinigung bringen.
    Gerade als er auf die Uhr sah – es war zehn Minuten vor sechs –, klingelte das Telefon. Es war Otto Kuhlmann, der fuchsteufelswild war.
    »Was ist denn los, Otto?«, fragte Tweed.
    »Ich habe schon vor Wochen die Gerüchte gehört, dass ein gewisser Mr. Blue diesen Jason Schulz ermordet haben soll. Als Nächstes bringt er Jeremy Mordaunt in Sussex um, und etwas später als Monsieur Bleu – wie die Franzosen ihn nennen – Louis Lospin in Paris. Alle drei Morde wurden als Selbstmord getarnt, und alle drei Opfer waren enge Mitarbeiter von mächtigen Politikern ihrer jeweiligen Länder…«
    »Nicht so schnell, Otto, Sie sitzen nicht im Führerstand eines

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