Das Inferno
Frühstück?«
Nachdem Lisa im Bad verschwunden war, bestellte er Orangensaft, Kaffe, Toast, Rührei mit Tomaten, Croissants und Orangenmarmelade für zwei Personen. Dann strich er sich den Anzug glatt und warf einen Blick in den Spiegel. Er würde wohl keine Zeit haben, sich zu rasieren, aber auch mit einem Anflug von Bart sah er nicht allzu schlecht aus.
»Das Bad ist frei«, sagte Lisa, die schneller fertig war, als er gedacht hatte.
Sie trug einen weißen Flanellbademantel, den sie im Bad gefunden hatte, und sah wieder aus, wie Tweed sie kannte.
»Entschuldigen Sie bitte, dass ich den Bademantel angezogen habe. Ich habe das Kleid darunter an.«
»Ich muss mich beeilen, unser Frühstück kommt gleich…«
Sobald der Kellner das Frühstück gebracht hatte, machte Lisa sich mit Heißhunger darüber her. Auch Tweed aß mit großem Appetit, und eine ganze Weile sagten die beiden kein Wort.
Dann fing Tweed an, von unverfänglichen Dingen zu reden, und beschrieb ihr die Außenalster, wie man dort die Fähren benutzen könne und wie sie an ihrem anderen Ende zu einem Fluss mit Weiden und kleinen Parks an beiden Ufern werde.
»Klingt ja richtiggehend idyllisch«, sagte Lisa.
»Wir sollten einen Ausflug dorthin machen«, erwiderte Tweed.
»Das würde ich sehr gern. Ich sehne mich nach Entspannung, und Sie haben mir jetzt richtig den Mund wässrig gemacht. Aber jetzt muss ich erst einmal auf mein Zimmer gehen.«
Sie brachte den Bademantel zurück ins Bad, strich sich ihr verknittertes Kleid glatt und ging zur Tür.
»Bin ich wieder in Ihrem Team?«
»Sie waren nie draußen.«
24
Paula klopfte leise an Lisas Tür. Sie hörte, wie innen aufgeschlossen wurde und lobte Lisa insgeheim dafür, dass sie abgeschlossen hatte. Lisa öffnete und bat Paula herein.
»Ich sehe fürchterlich aus«, sagte Lisa. »Setzen Sie sich doch, während ich mein Make-up auflege.«
»Sie schauen doch gut aus«, sagte Paula, während sie an dem Tisch mit dem Telefon Platz nahm.
»Aber ich fühle mich nicht so.«
»Haben Sie es schon gehört?«, fragte Paula zaghaft.
»Was? Dass Mark gestern erschossen wurde? Schrecklich, nicht wahr? Ich habe ihn auf dem Gehsteig liegen sehen, es muss wohl, kurz bevor ich ins Hotel kam, passiert sein. Mir war richtig schlecht danach.«
Das Telefon klingelte, und Lisa bat Paula abzuheben, damit sie sich weiter schminken könne. Paula wollte gerade fragen, wer dran sei, als sie aus dem Hörer eine unheimliche Stimme vernahm.«
»Hier spricht Oskar. Ich habe Neuigkeiten…«
Paula ließ den Hörer fallen, als ob er rotglühend wäre, und vermied es, Lisa anzusehen, die sich an ihrem Schminktisch umgedreht hatte.
»War es Tweed?«
»Nein. Jemand hat sich verwählt.«
»Tweed hat mich vor ein paar Minuten angerufen und mir gesagt, dass er mit Ihnen und Newman zu einer geschäftlichen Besprechung fährt. Er meinte, dass Sie in ein paar Stunden zurück seien. Wissen Sie, ich leide immer noch unter dem Anblick des armen Mark. Aber Sie sehen auch nicht besonders gut aus.«
»Ich bin okay. Ich wollte nur bei Ihnen vorbeischauen und fragen, ob Sie schon von Mark gehört haben, und falls ja, wie es Ihnen geht.«
Paula selbst saß der Schreck noch immer in allen Gliedern.
Was hatte Oskar Vernon – und dass er es gewesen war, dessen war sie sich sicher – mit Lisa zu schaffen? Aus Angst, dass ihre Stimme sie verraten könnte, verließ sie das Zimmer, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
Auf dem Gang begegnete sie demselben dicklichen Mann, der schon zuvor dort Staub gesaugt hatte, und bemerkte, dass seine Hosen viel zu lang waren und die Jacke auch nicht allzu gut saß.
»Guten Morgen«, sagte sie im Vorbeigehen.
Der Mann brummte etwas, sah sie aber nicht an, was in diesem Hotel mit seinem ausgesprochen freundlichen Personal sehr ungewöhnlich war. Aber vielleicht war der Mann ja noch neu. Paula ging zu Tweeds Suite und klopfte. Tweed, der einen neuen Anzug trug, bat sie herein. Er hatte einen Mantel über den Arm gelegt.
»Den brauchen Sie bei diesem Wetter nicht«, sagte Paula. »Es ist jetzt schon kochend heiß.«
»Sie haben Recht. Ich weiß auch nicht, weshalb ich den Mantel aus dem Schrank genommen habe. Wahrscheinlich war ich in Gedanken ganz woanders.«
Beim Tod von Mark,
dachte Paula. Oder vielleicht hat er sich auch seine Strategie für das Treffen mit Rondel und dessen Partner zurechtgelegt. Paula setzte sich und wusste nicht, ob sie Tweed von dem seltsamen Telefonanruf in Lisas Zimmer
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