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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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hat mir allerdings nicht erlaubt, sie telefonisch auf seinen Besuch vorzubereiten.«

2
    Als Lisa den Dicken und den Dünnen in der Bahnhofshalle der Waterloo Station auf sich zukommen sah, reagierte sie unwillkürlich. Sie packte ihren Koffer, wartete bis eine Gruppe von Geschäftsleuten vorbei war und verließ dann unter deren Schutz die Telefonzelle. Auf diese Weise gelangte sie zu einem großen Zeitschriften- und Bücherladen in der Mitte der Halle, schlüpfte unbemerkt hinein und rannte, nachdem sie sich in Rekordgeschwindigkeit an den Kunden vorbeigeschlängelt hatte, auf der anderen Seite wieder hinaus.
    Hinter einer Reklametafel blieb sie kurz stehen, riss einen gefalteten Schal aus ihrer Tasche und wickelte ihn sich um den Kopf, um ihr rotes Haar zu verbergen. Nun musste sie nur noch den Koffer loswerden, der sie in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkte.
    Nachdem sie ihn in der Gepäckaufbewahrung abgegeben hatte, begab sie sich hinunter in die U-Bahn und kaufte sich dort eine Karte nach Highgate, einer Station, die sie sich willkürlich auf dem Streckenplan herausgesucht hatte. Als sie zur Rolltreppe ging, sah sie aus den Augenwinkeln, wie hinter ihr der Dicke unwirsch andere Fahrgäste zur Seite rempelte und ihr dabei immer näher kam.
    »Mein Gott«, murmelte sie. »Diese Typen sind vielleicht hartnäckig.«
    Schnellen Schritts ging sie auf einen uniformierten Angehörigen der U-Bahnwache zu und sagte mit gespielt zittriger Stimme: »Sehen Sie den Mann dort drüben? Der hat mich soeben belästigt, und jetzt rennt er mir hinterher. Ich weiß nicht, was ich tun soll…«
    »Keine Angst, Lady. Den knöpfe ich mir gleich mal vor.
    Lassen Sie mich nur machen…«
    Als Lisa mit der Rolltreppe nach unten fuhr, sah sie sich noch einmal um. Der Mann von der U-Bahnwache stand vor ihrem Verfolger und sagte etwas zu ihm, woraufhin ihm der Dicke einen Magenschwinger verpasste. Der Wachmann krümmte sich vor Schmerz, und Lisa rannte die fahrende Rolltreppe hinunter auf den Bahnsteig, wo soeben die U-Bahn einfuhr.
    Sie stieg ein, drehte sich um und sah, wie der Dünne mit einem fiesen Grinsen auf sie zukam. Er hatte eine Hand in die Tasche seiner Windjacke gesteckt. Ob er wohl immer so widerlich grinst?, fragte sich Lisa, während sie nun auch den Dicken von der Rolltreppe heranstampfen sah.
    In dem überfüllten Waggon standen die Leute dicht an dicht, sodass Lisa sich, Entschuldigungen murmelnd, an ihnen vorbei ins Innere des Waggons drängeln musste. Dann schlossen sich die Türen, und die U-Bahn fuhr los.
    »Wollen Sie sich setzen, Madam?«, fragte sie ein Mann und machte Anstalten aufzustehen.
    »Nein, danke, ich fahre nicht weit.«
    Drei Haltestellen hintereinander fragte sich Lisa, ob sie nun aussteigen solle, aber jedes Mal kam sie zu dem Schluss, dass sie hier drinnen im Zug sicherer war. Ihre Verfolger hatten sichtlich Probleme, sich in ihre Nähe vorzuarbeiten. Viele der Fahrgäste, die sie zur Seite schieben wollten, protestierten und versperrten ihnen absichtlich den Weg. Als sich der Zug wieder in Bewegung setzte, sah sie, wie ein uniformierter Kontrolleur den Dicken um seine Fahrkarte bat. Er hatte natürlich keine, weil er im Bahnhof ja zusammen mit dem Dünnen einfach über die Barriere gesprungen war.
    »Entschuldigen Sie bitte vielmals«, sagte der Dicke höflich.
    »Mein kleiner Freund hier muss dringend ins Krankenhaus…«
    »Schwarzfahren kostet zehn Pfund Strafe.«
    Der Dicke zog einen Zwanzig-Pfund-Schein aus der Brieftasche und drückte ihn dem Kontrolleur in die Hand, während der Dünne sich weiter durch die Fahrgäste schob und ihr nun doch bedrohlich nahe kam. Auf einmal kam der Waggon Lisa wie eine tödliche Falle vor. Der Dünne brauchte nur zu warten, bis die U-Bahn wieder anhielt, und ihr sein Messer in den Leib zu rammen, um dann seelenruhig auszusteigen, als wäre nichts geschehen.
    Nervös trat Lisa von einem Fuß auf den anderen. Der Zug fuhr gerade in den Bahnhof Tottenham Court Road ein, eine Gegend, in der sie sich auskannte. Kurz nachdem der Zug hielt, hatte sich der Dünne zu ihr durchgekämpft. Die Türen gingen auf, und Lisa trat dem Dünnen mit aller Kraft gegen das linke Schienbein, was ihn vor Schmerz aufschreien ließ. Als Lisa den Zug verließ, packte der Dicke den Dünnen, der vor Schmerz offenbar nicht mehr laufen konnte, unter den Achseln und rief laut: »Platz da, mein Freund hat ein verletztes Bein.«
    Lisa hastete zur Rolltreppe und fuhr mir ihr nach oben. Von dort

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