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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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aus blickte sie noch einmal zurück und sah, wie der Dicke und der Dünne ihr vom unteren Teil der Rolltreppe aus hinterherstarrten.
    Draußen an der frischen Luft verspürte Lisa eine enorme Erleichterung. Sie rannte die Tottenham Court Road entlang, bog in eine Seitenstraße ab und kam so auf den Bedford Square, wo sie tief Luft holte und ihre Schritte verlangsamte. Der von schönen alten Häusern umstandene Platz war menschenleer.
    »Fast hätte ich es nicht mehr geschafft«, seufzte sie leise, während sie zu der Grünanlage in der Mitte des Platzes ging. Im Schutz der Bäume sah sie sich noch einmal um und erblickte tatsächlich ihre beiden Verfolger wieder, die gerade aus einer Seitenstraße kamen. Der Dünne hatte sich offenbar von dem Tritt ans Schienbein erholt und ging wieder ganz normal, ohne zu humpeln. Fieberhaft suchte Lisa nach einem Versteck. Die beiden hatten sie bisher noch nicht entdeckt, aber das konnte sich jeden Augenblick ändern.
    Wo sollte sie sich nur verstecken, um alles in der Welt?
    Plötzlich fiel ihr etwas ein, woran sie eigentlich schon längst hätte denken können: Jedes der Häuser rings um den Platz hatte ein Tiefparterre, zu dem ein paar Stufen hinunterführten. Nach einem weiteren Blick auf ihre Verfolger rannte Lisa zum nächstbesten Haus und sprang die Stufen hinab ins Tiefparterre.
    Erst als sie unten war, sah sie, dass dort ein alter Penner hockte.
    Er hielt eine Flasche Whisky in der Hand und begrüßte sie, indem er zwei schmutzige Finger an seine abgewetzte Mütze legte.
    »Auch ein Schlückchen, schöne Frau?«, fragte er in breitem Cockneyakzent und streckte ihr die Flasche entgegen. In seinem faltigen, verbraucht aussehenden Gesicht funkelten intelligente und hellwache Augen. Lisa beschloss spontan, dem Mann zu vertrauen.
    »Ich werde von zwei üblen Typen verfolgt«, hauchte sie mit übertrieben ängstlicher Stimme, was ihr angesichts ihrer Lage aber nicht weiter schwer fiel. »Sie wollen mir wehtun.«
    Lisa sagte absichtlich nicht, dass die beiden offensichtlich vorhatten, sie umzubringen, weil sie unter allen Umständen wollte, dass der Penner ihr glaubte. Der Mann deutete mit der Flasche in der Hand auf eine kleine Nische unterhalb des Straßenpflasters.
    »Da hinein, schöne Frau. Stinkt zwar ein bisschen, aber sonst gibt’s hier nichts, wo man sich verstecken könnte.«
    Lisa schlüpfte in das dunkle Loch, das dem Geruch nach der Abstellplatz für die Mülltonnen sein musste. Gleich würden ihre Verfolger hier sein.
    Zum Glück habe ich ja meine Beretta bei mir, dachte sie.
    Aber die zeige ich dem Penner lieber nicht, sonst kriegt der am Ende noch Angst vor mir.
    Dann hörte sie, wie auf dem Gehsteig über ihr schwere Schritte immer näher kamen. Lisa lief es eiskalt den Rücken hinunter. Der Penner hob seelenruhig die Flasche, nahm einen tiefen Schluck und zog sich die Mütze tief ins Gesicht.
    »He, du da unten«, schnarrte eine unsympathische Stimme unmittelbar über Lisa. »Hast du vielleicht eine Rothaarige hier herumlaufen sehen?«
    Der Penner schob die Mütze zurück und öffnete die Augen.
    Und dann tat er etwas, was Lisa schon befürchtet hatte. Er drehte sich um und sah sie an. Schlagartig erkannte sie, dass sich eine Strähne ihres Haares aus dem Schal gelöst hatte. Wenn ihr der Penner jetzt die beiden Killer auf den Hals hetzte, war sie in diesem Loch gefangen wie eine Maus in der Falle.
    Als Tweed mit Paula und Newman zum Eingang des großen, alten Reihenhauses am Eaton Square hinaufstieg, öffnete sich auf einmal die Tür, und ein Mann in einem altmodischen Anzug trat heraus. Mit einem abschätzigen Seitenblick ging er, seinen Spazierstock mit Silberknauf schwingend, an Tweed vorbei, der gerade die Namen auf dem Klingelschild studierte.
    »Überlassen Sie mir das Reden«, flüsterte er Newman zu, während sie ins Haus traten.
    »Kein Problem. Dann werde ich heute mal den stillen Teilhaber mimen.«
    Ein kalter Wind fegte über den Platz, und die kahlen Bäume im Park auf der anderen Straßenseite wirkten auf Paula wie schwarze Skelette. Drinnen im Haus suchte Tweed die richtige Tür und drückte dann dort auf den Klingelknopf. Kurz darauf hörten sie, wie drinnen ein Schlüssel umgedreht und eine Sicherungskette entfernt wurde.
    »Ja bitte?«, fragte eine Frau mit kurz geschnittenem braunem Haar, die vorsichtig durch die einen Spalt weit geöffnete Tür spähte.
    »Mein Name ist Tweed, und das hier sind meine Mitarbeiter Paula Grey und Robert

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