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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Kopie. Dann rief er seinen Assistenten und sagte ihm, er solle sie sofort per Kurier zu Otto Kuhlmann, dem Chef des deutschen Bundeskriminalamtes, bringen lassen.
    Kuhlmann, der eine rasche Auffassungsgabe besaß, las sich die Akte aufmerksam durch, und als er bei Marins handschriftlichem Kommentar auf der letzten Seite angekommen war, schrieb er nur ein einziges Wort darunter.
    Dummkopf.
    Am selben Tag bekam Tweed in der Park Crescent einen Anruf von seinem alten Freund und Sparringspartner Superintendent Roy Buchanan. Obwohl Buchanan nicht in allen Dingen mit Tweed übereinstimmte, war er der beste Kriminalist in ganz England.
    »Schauen Sie doch auf einen Sprung bei mir vorbei, wenn es Ihnen passt«, sagte Tweed zu Buchanan.
    »Das mache ich glatt«, antwortete der Superintendent. »Ich würde Ihnen nämlich gern etwas zeigen.«
    Keine fünfzehn Minuten später kam Buchanan mit einem großen Umschlag in der Hand in Tweeds Büro. Er war Mitte vierzig, ein großer, schmalgesichtiger Mann mit einer schlanken Figur. Sein Haar war dunkelbraun, und unter seiner langen Nase trug er einen exakt geschnittenen Schnurrbart derselben Farbe.
    Buchanan musterte mit seinen klugen Augen die im Büro Anwesenden, die er alle kannte. Paula saß hinter ihrem Schreibtisch, Newman in einem Sessel und Marier lehnte mit dem Rücken an der Wand.
    »Ich habe Sergeant Warden unten gelassen«, sagte Buchanan.
    Tweed bot ihm einen Stuhl an, und Monica eilte nach draußen und holte eine Tasse Kaffee. Wer ihn nicht kannte, hätte den schlacksigen Buchanan leicht für einen ebenso harmlosen wie unbedarften Menschen halten können – eine Fehleinschätzung, die schon so manchem Verbrecher zum Verhängnis geworden war.
    »Geht es um die Krawalle, Roy?«, fragte Tweed.
    »Ja und nein. Es würde mich interessieren, wie Sie das einschätzen, was Sie selbst davon miterlebt haben. Einer meiner Beamten hat Sie in der Nähe von Reefers Wharf gesehen.«
    »Komisch, wir haben nicht einen einzigen Polizisten gesehen«, sagte Newman bissig. »Erst als alles vorbei war.«
    »Stimmt. Das liegt aber nur an einer unorthodoxen Entscheidung, die ich getroffen habe. Ich habe mehrere Trupps in Zivil ins Eastend geschickt, die auch zwanzig von den Rowdys festgenommen haben. Uniformierte Kräfte wären viel zu auffällig gewesen.«
    »Das war ein kluger Schachzug«, sagte Tweed anerkennend.
    »Also, was haben wir gesehen…?«
    Während er Buchanan in groben Zügen berichtete, was er und seine Leute erlebt hatten, machte sich dieser laufend Notizen.
    Allerdings erwähnte Tweed bei seiner Erzählung Lisa mit keinem einzigen Wort. Als Buchanan sein Notizbuch wieder einsteckte, kam Monica mit dem Kaffee. Buchanan trank die Tasse halb leer, bevor er seine Frage stellte.
    »Haben Sie schon eine Ahnung, wer hinter den Unruhen hier und in den Staaten stecken könnte? Schade, dass wir niemanden aus Amerika hier haben.«
    Mark Wendover war wieder einmal nicht gekommen. Und er hatte Tweed, der sich langsam an die Eigenheiten des Amerikaners gewöhnte, einmal mehr nicht Bescheid gesagt.
    Tweed schüttelte den Kopf.
    »Nein, keine Ahnung, was dahinter steckt. Aber ich versuche herauszufinden, wer das Ganze finanziert.«
    »Gute Idee. Eine sehr gute sogar. Aber jetzt mal zu etwas ganz anderem. Hat jemand hier schon einmal von einem Mr. Blue gehört?«
    »Ja, ich«, sagte Marier. »Was wissen Sie über ihn?«
    »Ich kenne lediglich seinen Namen. Einer meiner verdeckten Ermittler hat gehört, wie jemand den Namen in einem zwielichtigen Nachtclub hat fallen lassen. Es war ein Mann, der normalerweise mehr weiß als alle anderen. Ich habe nur gefragt, weil mir der Name seltsam vorkam.« Er schaute Marier auffordernd an. »Jetzt sind Sie dran.«
    »Mr. Blue«, sagte Marier, »ist der seltsamste Fall, der mir je untergekommen ist. Man munkelt – aber wohlgemerkt, das sind nur Gerüchte –, dass er einer der hochkarätigsten Killer sein soll, die es gibt. Das Besondere an ihm ist, dass man ihn nicht engagieren kann – nicht für alles Geld in der Welt. Mr. Blue sucht sich seine Opfer selbst aus und bringt sie um, wann und wie er will. Das ist wirklich bizarr.«
    »Danke, Marier«, sagte Buchanan. »Mal sehen, ob wir noch mehr über ihn herausfinden können. Aber nun möchte ich noch ein drittes Thema anschneiden. Einen Mordfall, der sich hier in der Stadt ereignet hat, und zwar in einer Wohnung in der Nähe der Ebury Street. Weil ich gerade in der Gegend war, habe ich ein paar

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