Das Inferno
Worte mit der Vermieterin gesprochen. Das Opfer, eine gewisse Helga Trent, wurde vom Fenster des gegenüberliegenden Hauses aus erschossen. Ihr Schäferhund übrigens auch.«
»Das klingt ungewöhnlich«, sagte Tweed.
»Ich habe hier das Phantombild von der Schwester dieser Helga, das unser Zeichner nach Angaben der Vermieterin angefertigt hat. Diese Schwester hatte die Wohnung gemietet, ist aber seit dem Tod ihrer Schwester verschwunden.«
Tweed besah sich mit ausdrucksloser Miene die Zeichnung, die eine Frau mit langen, roten Haaren zeigte und erstaunliche Ähnlichkeit mit Lisa aufwies.
Er stand auf und ging hinüber zu Newman und Paula, wobei er Buchanan den Rücken zuwandte. Dabei machte er eine Grimasse, um die beiden zu warnen. Paula schaute das Bild an und schüttelte den Kopf.
»Nie gesehen, tut mir Leid.«
Tweed zeigte das Porträt auch Newman, der sich mit dem Betrachten aber Zeit ließ. »Sieht gut aus, die Kleine. Schade, dass ich sie nicht kenne.«
»Na ja, einen Versuch war es wert«, sagte Buchanan, während er das Bild wieder in den Umschlag steckte. »Schließlich kommen Sie ja mit einem Haufen Leute zusammen.«
»Das stimmt allerdings«, sagte Tweed. »Wenn Sie mir eine verkleinerte Version des Bildes besorgen, nehme ich sie mit und schaue, ob mir die Frau in der Stadt über den Weg läuft.«
»Ich werde Ihnen drei Kopien zukommen lassen. Eine für Sie und je eine weitere für Paula und Newman.«
Buchanan stand auf und ging zur Tür.
»Halt, bevor Sie gehen, wüsste ich noch gern, ob es irgendetwas Neues aus Dorset gibt«, sagte Marier.
»Wusste ich’s doch, dass da noch was war«, sagte der Superintendent und setzte sich wieder. »Der Chief Constable dort unten hat seinen Hubschrauber die ganze Nacht lang herumfliegen lassen und ihn bei Tageslicht mit einer frischen Crew noch einmal losgeschickt, aber er hat nichts gefunden, weder die illegalen Einwanderer, von denen Tweed mir erzählt hat, noch die Busse. Aber die hätte man natürlich gut in irgendwelchen alten Scheunen verstecken können.«
»Wäre es vielleicht möglich, dass unser Mr. Blue diese Helga Trent getötet hat?«, fragte Marier.
»Es handelt sich wirklich um einen mysteriösen Fall«, sagte Buchanan nachdenklich. »Die Vermieterin hat ausgesagt, dass Helga zwar älter war als ihre Schwester, ihr aber ziemlich ähnlich sah. Auch sie hatte langes, rotes Haar. Die Leiche lag vor einem Fenster mit zugezogenen Gardinen. In der Scheibe waren zwei Einschusslöcher. Eine Kugel für Helga, die andere für den Hund. Mir ist in den Sinn gekommen, dass der Mörder die beiden Schwestern vielleicht verwechselt und deshalb die falsche getötet haben könnte, weil er sie im Gegenlicht hinter der Gardine nicht genau erkennen konnte.«
»Gibt es irgendwelche Beweise für diese Hypothese?«, fragte Tweed.
»Die Tatsache, dass die jüngere Schwester verschwunden ist und dass sie sich nie bei der Polizei gemeldet hat, ist zumindest merkwürdig. Nach Aussagen der Vermieterin sind die beiden nicht gut miteinander ausgekommen. Helga hat ihre Schwester offenbar ziemlich unter der Fuchtel gehabt. Die Vermieterin hat die beiden öfter streiten hören. Aber jetzt muss ich wirklich los…«
Als Monica dem Superintendent die Tür aufhielt, warf sie einen Blick hinunter ins Treppenhaus, wo Sergeant Warden stumm wie ein hölzerner Indianer auf einem Stuhl vor George, dem Wachmann, saß.
Als Monica zurück ins Büro kam, hatte Paula ihren Stuhl an Tweeds Schreibtisch geschoben.
»Buchanan hat mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt«, sagte sie. »Die Frau auf der Zeichnung sah genau wie Lisa aus.«
»Gut, dass Bob und Sie sich nichts haben anmerken lassen.«
»Ich wollte nur nicht, dass Lisa im Krankenhaus von der Polizei belästigt wird«, sagte Newman.
»Das natürlich auch. Aber ich glaube, dass Lisa den Schlüssel zu der Krise hat, in die wir gerade hineinsteuern. Und ich denke, dass Buchanan mit seiner Vermutung Recht gehabt hat. Der Killer hatte es in Wirklichkeit auf Lisa abgesehen. Wir müssen sie rund um die Uhr bewachen.«
»Pete Nield ist gerade zur Klinik gefahren, um Harry Butler abzulösen«, sagte Newman. »Als Nächster bin ich dran. Wir sorgen schon dafür, dass ihr nichts passiert.«
»Ich rufe mal im Krankenhaus an und frage, wie es ihr geht«, sagte Tweed.
Während er mit Master sprach, waren Paula, Marier und Newman ganz still. Paula konnte die Spannung förmlich spüren, die über dem Büro lag. Nach ein paar
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