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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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werde mich mal zur Ebury Street aufmachen und sehen, was ich dort herausfinden kann. Kann sein, dass ich ein paar Tage weg sein werde. Aber Sie sehen so aus, als ob Ihnen gerade etwas eingefallen wäre.«
    »Stimmt. Ich frage mich, wo wohl Mark Wendover abgeblieben ist.«
    Im Hangman’s Noose war nicht viel los. Herb polierte gerade den Tresen, als Mark Wendover hereinkam und einen trockenen Martini bestellte. Herb sah ihn fragend an.
    »Sie haben einen amerikanischen Akzent, wenn auch nur einen ganz leichten.«
    »Englische Mutter, amerikanischer Vater. Ich habe mein halbes Leben hier verbracht. Irgendwelche Probleme damit?«
    »Nein. Nur dass Amerikaner ein bisschen heikel sind, was Martinis anbelangt«, erwiderte Herb. »Sagen Sie mal, haben Sie nicht gestern bei den Unruhen ein paar von diesen Dreckskerlen vermöbelt?«, sagte er, während er mit größter Sorgfalt den Martini mixte. »Mein Name ist übrigens Herb.«
    »Und ich bin Mark.« Wendover hielt kurze inne. »Ich suche einen Mann namens Delgado, der sich möglicherweise hier in der Gegend aufhält.«
    »Das ist ein übler Bursche. Ich weiß zwar nicht, wo er jetzt grade ist, aber er schnüffelt seit einiger Zeit am Reefers Wharf herum. Das ist da drüben, gleich über der Straße. Und, wie ist der Martini? Wenn er nicht schmeckt, müssen Sie ihn nicht bezahlen.«
    Wendover nahm einen kleinen Schluck, fuhr mit der Zunge über die Lippen und trank noch einmal aus dem Glas.
    »Das ist der beste Martini, den ich seit New York getrunken habe«, sagte er schließlich und prostete Herb zu. »Drüben in den Staaten könnten sie keinen besseren machen.«
    »Vielen Dank. Man tut, was man kann.«
    Herb wandte sich wieder dem Tresen zu. Wendover hatte gehofft, dass sein ehrlich gemeintes Kompliment den Barkeeper vielleicht zum Reden brächte, aber diese Engländer passten verdammt auf, was sie Fremden erzählten. Er musste es auf eine andere Art versuchen.
    »Ganz unter uns: Ich suche diesen Delgado, weil ich bei der CIA bin.« Er zog einen Ausweis aus der Tasche, den er beim Verlassen des Dienstes eigentlich hätte abgeben müssen, und zeigte ihn Herb, bevor er ihn wieder einsteckte. »Ich muss alles über diesen Mann erfahren.«
    »Ich werde niemandem weitersagen, dass Sie bei der CIA sind. Aber dann müssen Sie das, was ich Ihnen jetzt sage, auch für sich behalten. Delgado kommt manchmal in dieses Pub, und eines Tages habe ich ihn belauscht, wie er sich hier an der Bar mit einem anderen unterhalten hat. ›Ich wünschte, wir könnten mehr über diesen Rhinozeros herausfinden‹, hat er gesagt.«
    »Aber ein Rhinozeros ist doch ein Tier«, sagte Wendover.
    »Stimmt, aber
so,
wie Delgado es gesagt hat, schien es sich eher um einen Menschen zu handeln. Mir ist das auch komisch vorgekommen. Wahrscheinlich habe ich es mir deshalb gemerkt.«
    Wendover verließ das Pub und ging in Richtung Reefers Wharf. Auf dem Weg dorthin suchte er sich eine von den alten roten Telefonzellen, die er den hässlichen neuen bei weitem vorzog, und rief in der Park Crescent an. Newman hob ab.
    »Hallo, Bob, hier Mark. Sagt Ihnen der Name Rhinozeros etwas?«
    »Wo haben Sie denn den her?«, fragte Newman in scharfem Ton.
    Jetzt weiß ich wenigstens, dass es wirklich ein Name ist,
dachte Wendover und verlangte, Tweed zu sprechen. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass man sich am besten immer gleich an den Chef des Ganzen wandte.
    »Der ist unterwegs, aber ich weiß nicht, wann er wiederkommt. Aber Sie haben mir meine Frage noch nicht beantwortet. Wo haben Sie den Namen Rhinozeros her? Und wo sind Sie, verdammt noch mal? Wir sind es hier gewohnt, als ein Team zu arbeiten. Alleingänge wie die Ihren mögen wir nicht besonders…«
    Newman sprach mit einer toten Leitung, weil Wendover längst aufgelegt hatte. Er würde später noch einmal versuchen, Tweed an die Strippe zu bekommen. Im Augenblick wollte er sich im Reefers Wharf umsehen und blieb deshalb am Ende der breiten Straße stehen, die hinunter zur Themse führte. Links und rechts von ihm standen hohe, fünfstöckige Gebäude mit steilen Dächern und Mansarden. Die etwas weiter entfernten hatte man modernisiert und dabei versucht, den Charakter der alten Lagerhäuser zu bewahren, was dem Architekten aber nach Wendovers Auffassung nicht gelungen war. Mit ihren großen, bläulich reflektierenden Spiegelglasfenstern erinnerten sie ihn an ähnliche Projekte in der Park Avenue in New York.
    Die Häuser, vor denen er jetzt stand, hatte man

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