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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ich glaube jetzt, dass Delgado mich bemerkt und über die Feuerleiter das Weite gesucht hat. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Flug…«
    Jetzt fuhren sie den Neuen Jungfernstieg entlang, wo Paula einen Blick auf die Binnenalster erhaschte, den kleineren der beiden Seen in der Stadtmitte. Beim Anblick des in der Sonne glitzernden blauen Wassers strahlte sie vor Freude. An der Landungsstelle Jungfernstieg legte gerade ein kleines Passagierboot ab.
    »Wir sind gleich da«, sagte Tweed.
    Als die Limousine vor dem Hotel zum Stehen kam, zog ein Motorrad, das ihnen vom Flughafen aus hinterhergefahren war, eilig an ihr vorbei. Tweed zuckte mit den Achseln und betrat die große Empfangshalle.
    »Guten Tag, Mr. Tweed«, sagte der Mann am Empfang.
    »Schön, dass Sie uns wieder einmal mit Ihrem Besuch beehren.«
    »Wir haben beide je eine Suite im dritten Stock«, sagte Tweed mit gedämpfter Stimme zu Paula. »Sehen wir uns doch einmal kurz im Hotel um. Es war seit Generationen im Familienbesitz, bevor eine ausländische Hotelkette es gekauft hat. Ich will mich nur davon überzeugen, dass die neuen Eigentümer die einzigartige Atmosphäre hier bewahrt haben.«
    Während sie durch die geräumige Lobby spazierten, ereignete sich ein seltsamer Zwischenfall. Einer der Aufzüge kam gerade im Erdgeschoss an, und ein gut gebauter Mann Ende fünfzig mit einer Goldbrille blickte zu Tweed kurz, bevor er einen Knopf drückte und wieder nach oben fuhr.
    »Merkwürdig«, sagte Paula.
    »Vielleicht hat er ja nur was auf seinem Zimmer vergessen.«
    Tweed zeigte Paula eine Galerie mit in Goldrahmen gefassten Porträts, unter denen luxuriös bezogene Stühle zum Ausruhen einluden, und danach das Restaurant mit seinen weiß gedeckten Tischen und seiner gepflegten Atmosphäre.
    »Wunderschön ist das alles hier«, sagte Paula. »Ich würde gern einmal dort droben sitzen.«
    Sie deutete auf einen Balkon im ersten Stock, von dem aus man das ganze Restaurant überblicken konnte. Auf dem Weg zurück zu den Aufzügen zeigte Tweed ihr noch einen kleineren Raum. »Das Café Condi«, erklärte er. »Schön für einen Nachmittagstee, aber man kann hier auch zu Mittag essen. Der Service ist exzellent und das Essen sehr gut. Aber ich glaube, wir sollten jetzt auf unsere Zimmer gehen. Ich würde gern Dr. Kefler anrufen, Keith Kents Finanzgenie. Je früher wir mit ihm sprechen, desto besser…«
    Als sie an der Rezeption vorbeikamen, sahen sie, wie Marier, der vom Flughafen aus ein Taxi genommen hatte, gerade eincheckte. Er bemerkte Tweed und Paula, sah aber an ihnen vorbei, als würde er sie nicht kennen.
    »Wie lautet noch mal meine Zimmernummer?«, fragte er den Mann am Empfang mit lauter Stimme. Als dieser antwortete, wussten Paula und Tweed, wo Marier zu finden war.
    Auf seiner Suite angekommen, trat Tweed als Erstes hinaus auf den Balkon. Die Bäume vor dem Hotel trugen dichtes Laub, reichten aber nicht bis zum dritten Stock hinauf, sodass Tweed einen ungehinderten Blick auf die Binnenalster hatte.
    Er ging wieder hinein und wählte die Nummer, die Kent ihm gegeben hatte.
    »Wer spricht da?«, fragte eine barsche Stimme auf Deutsch.
    »Mein Name ist Tweed. Wir haben einen gemeinsamen Bekannten…«
    »Sie sind aber schnell«, unterbrach ihn der andere, der jetzt schon viel freundlicher klang. »Keith hat mir Ihren Besuch bereits angekündigt. Eine notwendige Vorsichtsmaßnahme. Ich bin Dr. Kefler.«
    »Ich wohne im Vier Jahreszeiten, Dr. Kefler«, sagte Tweed und gab ihm die Nummer seiner Suite. »Ich möchte Sie so schnell wie möglich sehen. Außerdem würde ich gern meine Assistentin, Miss Paula Grey, und Robert Newman, einen bekannten Auslandskorrespondenten, mitbringen.«
    »Sie sind mir alle willkommen. Aber warten Sie bis nach Einbruch der Dunkelheit. Nehmen Sie ein Taxi und sagen Sie dem Fahrer, er soll sie kurz vor dem Fischmarkt aussteigen lassen. Dann müssen Sie nur die Große Eibstraße entlanggehen, bis Sie rechts eine hohe, grasbewachsene Böschung sehen. Dort führt ein Fußweg hinauf zu einer Reihe alter Häuser. Ich wohne in Nummer dreiundzwanzig. Wenn Sie um elf Uhr da sein könnten, wäre mir das am liebsten.«
    »Heute Abend?«, fragte Tweed.
    »Ja, heute Abend. Wer kann schon sagen, ob es überhaupt ein Morgen geben wird? Danke für Ihren Anruf…«
    Es klopfte an der Tür, und als Tweed öffnete, kam Paula herein. Sie sah sich in der Suite um, holte draußen auf dem Balkon, wo es immer noch sehr heiß war, tief Luft und kam

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