Das Inferno
müssen Sie schon selbst tun.«
»Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Aber könnten Sie mir nicht wenigstens einen kleinen Tipp geben?«
»Leider nein, ich weiß nämlich selbst nicht mehr als Sie.« Auf einmal gab Lisa ihre schnippische Art auf und sah Paula offen in die Augen. »Aber ich kann Ihnen sagen, dass sie alle in großer Gefahr sind.«
»In welcher denn?«
»Ihre Art geht mir langsam auf die Nerven, Tweed«, sagte Lisa mit zornesrotem Gesicht. »Das hier ist doch kein Kreuzverhör. Ich
weiß
es nicht. Glauben Sie denn wirklich, ich würde es Ihnen nicht sagen, wenn ich es wüsste?« Sie stand auf und trat ganz nahe an ihn heran. »Haben Sie schon mal was von Vertrauen gehört, oder ist das ein Fremdwort für Sie?
Vertrauen!«
Sie schrie ihm das Wort fast entgegen. »Da Sie mir ganz offensichtlich nicht vertrauen, scheint mir jedes weitere Gespräch mit Ihnen völlig sinnlos zu sein.« Lisa griff nach ihrem Glas, sah dass es leer war und warf es auf den Tisch, wo es in tausend Scherben zersprang. »Du meine Güte! Ich habe mich in London in Lebensgefahr gebracht, um Ihnen zu helfen, und jetzt behandeln Sie mich so!«
»Ich weiß, was Sie für uns getan haben, Lisa…«, begann Tweed.
»Ich verbiete Ihnen, mich Lisa zu nennen. Mein Name ist Trent, verstanden? T-R-E-N-T.« Mit diesen Worten stürmte sie zur Tür, wo sie sich noch einmal umdrehte und zu Paula sagte:
»Sie tun mir Leid, Paula, weil Sie für diesen Mann arbeiten müssen.«
Dann knallte sie die Tür hinter sich zu.
»Ich hab’s vermasselt«, sagte Tweed.
»Das war nicht Ihre Schuld. Lisa hätte sich nicht so aufführen dürfen.«
»Trotzdem hab ich’s vermasselt«, sagte Tweed. Er trat hinaus auf den Balkon, und Paula folgte ihm. »Vielleicht wäre es besser für sie gewesen, wenn sie noch etwas länger im Krankenhaus geblieben wäre, aber die Frau ist ja nicht zu bremsen. Ich persönlich kann es ihr nicht verdenken, ich hätte die Klinik bestimmt schon viel früher verlassen. Wir haben mit ihr einen wichtigen Schlüssel zu unserem Fall verloren.«
»Soll ich ihr nachlaufen?«
»Lassen Sie nur. Lisa wird sich schon wieder beruhigen.
Immerhin dürfen wir nicht vergessen, dass ihre Schwester ermordet wurde, und vermutlich dürfte ihr inzwischen klar geworden sein, dass der Anschlag eigentlich ihr gegolten hat.«
Er atmete tief durch. »Wenigstens treffen wir uns heute Abend mit Dr. Kefler.«
»Und morgen mit Rondel.«
»Das ist schon eine seltsame Art, einen zum Abendessen einzuladen und dann nicht am selben Tisch mit einem zu sitzen.
Irgendwie finde ich das merkwürdig.«
»Wir werden morgen Abend ja sehen, was dahinter steckt«, sagte Paula ruhig.
»Richtig. Aber jetzt sollten wir uns mal zum Hotel Renaissance begeben und wegen heute Abend mit Harry sprechen. Niemand kann sagen, was uns da unten im Hafen erwartet.«
Wie auf ein Stichwort hin erschien kurz darauf Marier, der eine große Tasche bei sich trug. Er grinste und schlug Tweeds Einladung auf ein Glas Champagner aus.
»Ich komme gerade von der Reeperbahn. Newman habe ich schon getroffen und ihm seine bevorzugte Smith and Wessen mit Halfter und Extramunition gegeben. Er meint, dass er sich jetzt viel besser fühlt.«
»Warum? War er nervös?«, fragte Tweed.
»Diese Stadt kann einen schon nervös machen. Ich war übrigens auch bei Mark. Der schwört auf eine Walther.«
»Woher wussten Sie, auf welchen Zimmern die beiden sind?«
»Ich bin ihnen ganz diskret gefolgt. Sie haben es überhaupt nicht mitbekommen.«
»Newman war auch schon mal wachsamer«, sage Paula lachend.
»Sie haben gerade gesagt, dass Hamburg einen nervös machen kann«, sagte Tweed. »Was hat Sie zu dieser Bemerkung veranlasst?«
»Mein Kontaktmann auf der Reeperbahn, von dem ich die Waffen gekauft habe. Er meinte, dass sie hier ohnehin schon genügend zwielichtige Typen hätten und nicht auch noch die Schlägertruppe brauchten, die angeblich in letzter Zeit von England aus hier eingereist ist – manche mit dem Flugzeug und manche mit der Fähre. Aber wir sind gerüstet, ich habe nämlich genügend Waffen gekauft, um eine kleine Armee damit auszustatten.«
Marier griff in seine Reisetasche und holte für Paula eine .32er Browning Automatic mit Munition heraus. Paula prüfte die entladene Waffe, schob ein Magazin hinein und versteckte die Pistole dann in einem speziellen Geheimfach ihrer Schultertasche.
»Jetzt fühle ich mich erst richtig angezogen«, sagte sie.
»Sie sind genauso
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