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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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das geschafft?«
    »Gestern Abend. Sie haben einen Wärter niedergestochen – der Mann ringt übrigens mit dem Tod. Wie sie es geschafft haben? Mit einem uralten Trick: Sie haben sich in einem Lastwagen mit schmutziger Wäsche versteckt und auf diese Weise aus dem Gefängnis geschmuggelt. Es war ziemlich starker Verkehr, sodass der Wagen auf dem Weg zur Wäscherei mehrmals im Stau stecken geblieben ist. Bei einem dieser Aufenthalte müssen sie wohl getürmt sein. Ich habe natürlich sofort eine Großfahndung eingeleitet. Die beiden sind zu allem Überfluss auch noch bewaffnet.«
    »Womit denn?«
    »Sie haben ein Messer, mit dem sie dem Wärter siebzehn Stichwunden zugefügt haben, viele davon vermutlich nur deswegen, um den Mann zu quälen.«
    »Wir verlassen morgen das Land. Wohin, will ich allerdings vorläufig lieber nicht sagen. Darf ich Sie aus dem Ausland anrufen?«
    »Könnten Sie mir vielleicht sagen, wie viele von Ihnen weg sein werden?«
    »Auch das möchte ich lieber für mich behalten.«
    »Geheimniskrämerisch wie immer. Aber passen Sie gut auf sich auf. Sind Sie denn überhaupt schon wieder voll auf dem Damm, Tweed?«
    »Ich bin fit wie ein Turnschuh.«
    »Na dann, viel Glück, alter Turnschuh.«
    Wer von Tweeds Leuten bisher mit Delgado in Berührung gekommen war, hätte sich wohl nie träumen lassen, wie dieser lebte. Der Mann hatte sich im vierten Stock eines der alten Lagerhäuser am Reefers Wharf eine schicke Wohnung mit exklusiven Möbeln eingerichtet. Auf den alten Bodenbrettern lag ein teurer perlgrauer Teppichboden, und der Fernseher verbarg sich in einem antiken Schrank aus Mahagoni.
    Delgados Küche war mit den neuesten Geräten ausgestattet, darunter einer Geschirrspülmaschine, einem Umluftherd und einem großen amerikanischen Kühlschrank, und in Schlafzimmer und Bad gab es nur Möbel aus den teuersten Einrichtungshäusern.
    So, wie der riesenhafte Mann jetzt vor dem Spiegel stand, hätte ihn wohl auch keiner von Tweeds Leuten wiedererkannt.
    Er trug einen leichten Sommeranzug von Aquascutum, der ihm das Aussehen eines erfolgreichen Geschäftsmanns verlieh.
    Außerdem war er bei einem neuen Friseur gewesen, dem er seine langen und fettigen Haare damit erklärt hatte, dass er soeben von einer Safari in Afrika zurückgekehrt sei. Der Friseur hatte Delgado daraufhin einen modischen Kurzhaarschnitt verpasst, der ihm ein völlig anderes Aussehen verlieh.
    Außerdem hatte sich Delgado einen Krückstock mit Gummispitze besorgt und eine gebückte Körperhaltung einstudiert, die ihn sehr viel kleiner wirken ließ, als er tatsächlich war. Einen Tag nach seiner gründlichen Verwandlung bekam er um die Mittagszeit den Anruf, auf den er gewartet hatte.
    »Hier Donau. Ich weiß jetzt, wo sie hinfliegen.«
    Donau war der Codename, den Delgado seinem Informanten am Flughafen Heathrow verpasst hatte. Der Informant war ein kleiner, dreißigjähriger Mann mit fahrigen Bewegungen, und er hatte mehrere Tage lang in Delgados Auftrag von einem Gebüsch im Regent’s Park aus Tweeds Büro in der Park Crescent mit einem starken Fernglas beobachtet.
    Als Tweed und seine Leute gegen elf Uhr das Gebäude verlassen hatten und in mehrere Autos gestiegen waren, war er ihnen mit seinem Wagen, den er an einer Parkuhr in der Nähe abgestellt hatte, bis auf den Langzeit-Parkplatz am Flughafen Heathrow gefolgt.
    Mit einem Koffer, der nichts weiter als ein paar Kleidungsstücke enthielt, war er Tweed und seinem Team hinterhergegangen. Im Flughafen hatte er sich ein Ticket nach Paris gekauft, weil am Schalter von Air France gerade niemand angestanden hatte.
    Bewusst langsam gehend – wenn man jemanden längere Zeit verfolgte, war es ratsam, von Zeit zu Zeit seine Gangart zu verändern –, erreichte er Tweeds Gruppe gerade, als diese eincheckte. Weil es gerade Ferienzeit war, wurde er bei der Passkontrolle einfach durchgewinkt, als er seinen Ausweis auf den Namen Donaldson hochhielt.
    Das Einzige, was Donau Unbehagen bereitete, war die Hitze.
    Schon im Park hatte ihm die Sonne ständig von hinten auf den Kopf geschienen, und auch jetzt, als er seinen Zielpersonen bis zum Abfluggate folgte, auf dem
Hamburg
stand, schwitzte er stark.
    Sobald er das gelesen hatte, ging er auf die nächste Toilette und rieb sich weiße Kreide ins Gesicht. Dann suchte er sich jemanden vom Bodenpersonal und erklärte, dass ihm auf einmal schlecht geworden sei und er lieber nicht wegfliegen würde. Er habe am Vorabend einen Hummer gegessen, der

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