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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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am Fenster zusammenbrach. Im gleichen Augenblick gellte der Knall des Schusses über die Elbe.
    Butler riss das Handy aus der Tasche und rief Newman an.
    Nachdem er ihm die entsprechende Anweisung gegeben hatte, stützte er sich am Gerüst des Krans ab, hob das Gewehr und richtete das Fadenkreuz des Zielfernrohrs auf die Tür der Führerkabine. Eine ganze Weile lang passierte nichts.
    Dann öffnete sich die Tür langsam, und eine Gestalt trat hinaus auf die kleine Plattform. Als sie mit einem leisen Quietschen die Kabinentür wieder schloss, hätte Butler schießen können, aber er hatte vor, den Attentäter lebend zu fassen. Jetzt begann die Gestalt die Leiter hinunterzuklettern. Sie drehte Butler den Rücken zu, über dem sie nach Jägerart das Gewehr trug.
    Harry nahm seine Waffe in beide Hände und wartete. Als die Gestalt den halben Weg nach unten zurückgelegt hatte, hielt sie inne und schaute nach unten. Dann griff sie, während sie sich mit der linken Hand an der Leiter festhielt, mit der rechten in die Jacke und zog eine Pistole hervor.
    »Nun denn, du willst es ja nicht anders«, murmelte Butler, bevor er die Gestalt ins Fadenkreuz brachte und abdrückte. Die Gestalt zuckte zusammen, ließ die Leiter los und stürzte dann aus beträchtlicher Höhe herab. Harry trat vorsichtshalber ein paar Schritte beiseite und hörte gleich darauf, wie der schwere Körper mit einem furchtbaren Geräusch unmittelbar neben dem unteren Ende der Leiter auf den Beton schlug. Das Gewehr, das sich im Fallen von dem Attentäter gelöst hatte, stürzte ein paar Meter neben ihm zu Boden.
    Mit schussbereitem Gewehr trat Butler an das leblos daliegende Bündel heran. Man konnte ja nie wissen. Erst nachdem er am Nacken des Toten keinen Pulsschlag feststellen konnte, legte er die Waffe beiseite. Die Leiche lag grotesk verdreht auf dem Rücken und umklammerte zu Butlers Erstaunen mit der rechten Hand noch immer den Griff des Revolvers.
    Butler schaltete seine Taschenlampe an und leuchtete dem Toten damit ins Gesicht. Der Attentäter hatte langes Haar und ein slawisch anmutendes Gesicht mit hohen Wangenknochen, einer ausgeprägten Adlernase und einem grausamen Mund.
    Harry nahm sein Handy und rief Newman an.
    »Sie können jetzt herauskommen. Gehen Sie den Fußweg nach unten, und achten Sie auf die Zeic hen, die ich Ihnen mit meiner Taschenlampe gebe.«
    Während er wartete, zog Butler sich Latexhandschuhe über und durchsuchte die Taschen des Toten nach einem Ausweis oder anderen Dingen, mit deren Hilfe man diesen identifizieren konnte. Nichts. Aus der Art, wie der Hinterkopf des Toten eingedrückt war, schloss er, dass dieser wohl an einem Schädelbruch gestorben war.
    Dann ging Butler zum Tor, durch das er auf das Gelände gelangt war, und leuchtete Tweed, Paula und Newman, die gerade den Fußweg herunterkamen, mit der Taschenlampe entgegen. Als sie bei ihm waren, ließ er sie herein. Tweed hatte eine alte Aktentasche in der Hand. Butler leuchtete den dreien mit der Taschenlampe voraus, damit sie nicht über eine der vielen rostigen Ketten stolperten, die überall auf dem Boden herumlagen. Er bat Paula zurückzubleiben, weil er ihr den Anblick der Leiche ersparen wollte, aber Paula bestand darauf, mit den anderen mitzukommen.
    Butler zuckte mit den Achseln. Diese Paula ließ sich einfach nichts mehr sagen.
    Als Paula den Toten sah, fühlte sie kein Mitleid. Immerhin war das der Mörder von Dr. Kefler. Butler leuchtete der Leiche direkt ins Gesicht. »Er war oben in der Führerkabine«, sagte er.
    »Hat er jemanden erschossen?«
    »Ja, Dr. Kefler«, antwortete Tweed. »Den Mann, mit dem wir gesprochen haben. Wissen Sie, wer der Tote ist?«
    »Keine Ahnung.« Butler zeigte Tweed, dass seine Hände in Latexhandschuhen steckten. »Ich habe ihn, so gut es ging, durchsucht. Er hat keine Papiere dabei.«
    »Sieht aus wie ein Kroate«, bemerkte Newman.
    »Das habe ich mir auch gedacht«, stimmte Butler ihm zu.
    »Soll ich ihn in die Elbe werfen? Sein Gewehr liegt übrigens da drüben.«
    »Nein, auf keinen Fall«, sagte Tweed. »Lassen Sie alles so, wie es ist. Die Polizei wird den Mord an Kefler untersuchen, und wenn die Ballistiker beweisen sollen, dass dieser Mann den Doktor erschossen hat, müssen wir das Gewehr hier lassen. Aber ich will nicht, dass Sie in eine Untersuchung der Polizei verwickelt werden, Harry. Zumindest nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Also werfen Sie Ihr eigenes Gewehr möglichst weit hinaus in den Fluss. Das ist

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