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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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da«, sagte Paula sarkastisch. »Auf lauter Kräne, die höher als die Häuser sind.«
    Sie und Newman folgten Tweed, der langsam die Stufen hinaufging. Die kleinen Häuser oben auf der Böschung sahen nicht gerade besonders gepflegt aus. Paula fragte sich, warum ein bedeutender Mann wie Dr. Kefler wohl in einer solchen Gegend wohnte.
    Das Haus Nummer 23 gehörte zur ersten Reihe, die direkt am Rand der Böschung stand. In einem Fenster im ersten Stock war hinter den Gardinen ein Lichtschein zu sehen. Dann ging das Fenster auf, und eine Gestalt leuchtete Tweed mit einer starken Taschenlampe ins Gesicht. Kurze Zeit später wurde die Lampe ausgeknipst.
    Tweed hörte, wie im Haus jemand eilig die Treppe hinunterlief. Newman hinter ihm scharrte nervös mit den Füßen.
    Ihm gefiel es nicht, so exponiert oben auf der Böschung zu stehen. Er ließ die Blicke über den Wald von Kränen schweifen, konnte dort aber nichts Verdächtiges bemerken. Dann hörte er, wie an der Haustür nacheinander zwei Schlösser aufgesperrt wurden. Schließlich öffnete sich die Tür, und die drei konnten im dunklen Hausgang eine kleine Gestalt sehen. Warum machte Dr. Kefler kein Licht?
    »Kommen Sie schnell herein«, sagte eine tiefe Stimme auf Englisch.
    Erst als sie im Hausgang standen und die Tür hinter ihnen wieder fest verriegelt war, schaltete ihr Gastgeber das Licht ein.
    Er war ein kleiner, dicklicher Mann, der Tweed zur Begrüßung die Hand entgegenstreckte.
    »Tut mir Leid, dass ich Sie mit der Taschenlampe geblendet habe, aber ich musste sichergehen, dass es wirklich Sie sind. Keith Kent hat Sie mir gut beschrieben. Ach, übrigens, ich bin Dr. Kefler…«
    Paula fand, dass Kefler tatsächlich wie ein Teddybär aussah.
    Er hatte dichtes, kurz geschnittenes braunes Haar und kleine Knopfaugen hinter der dicksten Brille, die sie je gesehen hatte.
    Als Tweed sie ihm vorstellte, schenkte ihr Kefler ein offenes, freundliches Lächeln. Zum Knuddeln, dachte Paula, auch wenn ihr das nicht so recht zu der Situation zu passen schien. Kefler, der eine Samtjacke und dunkelblaue Hosen trug, tänzelte fast vor Vergnügen, als er seine Gäste über eine schmale Wendeltreppe hinauf in sein im ersten Stockwerk gelegenes Arbeitszimmer führte.
    »Ich habe mir extra englischen Kaffee besorgt«, verkündete er fröhlich. »Vielen Engländern ist unser deutscher Kaffee meist zu stark.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte Paula. »Vielen Dank.«
    »Gerade habe ich eine Kanne aufgebrüht. Ich hole sie mal gleich nach oben, ja? Machen Sie es sich inzwischen bequem.
    Ich habe ein paar interessante Papiere für Sie, Mr. Tweed.«
    Noch bevor Tweed ihn fragen konnte, um welche Papiere es sich handelte, war Kefler schon in Richtung Küche verschwunden. Paula setzte sich in einen Sessel und ließ ihre Blicke durch den Raum schweifen. Auf einem großen alten Schreibtisch, der Paula allerdings nicht besonders deutsch vorkam, standen ein Faxgerät, ein Computer, ein Drucker – und eine alte Remington-Schreibmaschine, die neben all den modernen Geräten irgendwie deplaziert wirkte. An den Wänden des Zimmers standen vom Boden bis zur Decke reichende Bücherregale. Paula erhob sich und sah sich die Bücher an.
    »Dieser Sessel wäre nichts für mich«, flüsterte Newman.
    »Sie sind einfach zu groß dafür«, flüsterte Paula zurück.
    Womit sie richtig lag. Die Sessel waren so niedrig, dass Newman die Beine weit nach vorn ausstrecken musste. Kefler hatte sich die Möbel offenbar nach den eigenen Körpermaßen ausgesucht.
    »Er hat hier eine sechsbändige Geschichte der Familie Frankenheim stehen«, sagte Paula und deutete auf eines der Bücherregale.
    »Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat«, entschuldigte sich Kefler, während er mit einem Tablett wieder in der Tür erschien. Als er es auf dem niedrigen Couchtisch abstellte, bemerkte Paula, dass Tassen und Kanne aus Meißener Porzellan waren. Anscheinend hatte Kefler sein bestes Geschirr verwendet. »Bedienen Sie sich doch bitte«, sagte er lächelnd.
    »Nehmen Sie Milch und Zucker, ganz wie Sie wollen.« Paula nahm die Kanne und begann den Kaffee auszuschenken.
    »Haben Sie die beiden neuen Schlösser an der Haustür bemerkt, Mr. Tweed?«, fragte Kefler, nachdem auch er sich gesetzt hatte.
    »Ja, das habe ich…«
    »Ich habe sie erst kürzlich anbringen lassen, weil sich in letzter Zeit hier viele üble Gestalten herumtreiben. In einem der Häuser ist erst vor einer Woche eingebrochen und alles

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