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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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gestohlen worden. Sogar ein Papagei war dabei, können Sie sich so was vorstellen?«
    »Ein Papagei?«, sagte Paula ungläubig. »Was ist, wenn der zu reden anfängt…«
    »Nein, nein«, sagte Dr. Kefler und winkte lachend ab. »Es war ein getöpferter Papagei, ein ganz billiges Ding. Ich frage mich nur, wer wohl an so etwas Interesse haben könnte.
    Schmeckt Ihnen der Kaffee?«
    Alle bejahten die Frage aus voller Überzeugung. Der Kaffee war wirklich wunderbar, aber Kefler sah sie zweifelnd an, als ob sie das nur aus Höflichkeit gesagt hätten.
    »Sie sind ja gut ausgerüstet«, sagte Paula und deutete auf den Schreibtisch.
    »Das meiste von dem Zeug brauche ich eigentlich nicht, aber meine alte Schreibmaschine verehre ich geradezu.
    Wissenschaftler sind gefährlich. Sie erfinden ständig neue Dinge, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Wie zum Beispiel bei dieser Zeitbombe namens Internet. Alle Leute meinen, es lässt die Welt näher zusammenrücken, und finden es deswegen ganz toll. Aber ist das wirklich so erstrebenswert? Wenn Nationen sich zu sehr auf den Pelz rücken, kommt es leicht zu Meinungsverschiedenheiten und schließlich sogar zu Kriegen.«
    »Da kann ich Ihnen nur zustimmen, so traurig es ist«, sagte Tweed und nützte dabei die Pause in Keflers Redefluss. »Sie haben vorhin von Papieren gesprochen, die Sie mir zeigen wollten.«
    »Ach ja! Sie haben am Telefon gesagt, die Zürcher Kredit Bank gehöre zu den besten und ehrlichsten Banken der Welt.
    Das stimmt aber nicht. Sie haben vorhin meinen alten Schreibtisch eingehend angeschaut, Miss Grey. Sieht nicht sehr deutsch aus, oder? Ich habe ihn in der Portobello Road in London gekauft. Ich liebe London geradezu… aber ich schweife ab…« Kefler starrte Tweed an, als ob er sich davon überzeugen wollte, dass er ihm vertrauen konnte. »Große Summen Geldes werden in dieser Bank gewaschen, außerdem werden Einlagen von reichen Kunden auf geheime Konten in Liechtenstein transferiert.«
    »Wissen Sie das genau?«, fragte Tweed.
    »Bei einhundertfünfzig Millionen Euro bin ich mir jedenfalls sicher.«
    Paula rechnete schnell im Kopf um. Das waren etwa hundert Millionen Pfund Sterling. Wahrlich kein Pappenstiel.
    »Ich werde Ihnen jetzt die Papiere geben«, sagte Dr. Kefler schließlich.
    Er sprang auf, bückte sich unter seinen geliebten Schreibtisch aus der Portobello Road und holte dort eine kleine Ledermappe hervor, die er offenbar mit Klebeband an der Unterseite der Tischplatte befestigt hatte. Nachdem er das Klebeband sorgfältig entfernt hatte, reichte er die Mappe an Tweed weiter.
    »Bitte, sehen Sie doch hinein.«
    Der kleine Mann trat vor lauter Erwartung von einem Bein aufs andere. Tweed öffnete die Mappe und entnahm ihr einen Stapel gefalteter Blätter, die er sich nacheinander ansah. Es waren Bankauszüge der Zürcher Kredit Bank, die lange Reihen von Zahlen und kryptische Buchstabenkombinationen wie beispielsweise
GT
enthielten.
    »Wahrscheinlich wird Ihnen das ziemlich unverständlich vorkommen«, sagte Kefler, »aber wenn sie die Blätter Ihrem cleveren Keith Kent zeigen, wird er sie für Sie bestimmt decodieren können. Habe ich vorhin hundertfünfzig Millionen Euro gesagt? Ich kriege das mit der Umstellung noch nicht so richtig auf die Reihe. Ich meinte
dreihundertfünfzig
Millionen Euro. Das ist die Geldmenge, die ins Ausland verschoben wurde.«
    Paula rechnete wieder nach – und kam auf 230 Millionen Pfund! Sie schaute Newman an, der offenbar ebenfalls die Summe umgerechnet hatte, da er ein erstauntes Gesicht machte.
    »Dr. Kefler«, sagte Tweed ernst. »Sind diese Papiere wirklich für mich?«
    »Natürlich. Sonst hätte ich sie Ihnen nicht gegeben. Keith Kent wird sie zu lesen wissen.«
    »Haben Sie vielleicht eine alte Aktentasche oder etwas Ähnliches, worin ich diese Ledermappe verstauen könnte?«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Die Hafengegend…«
    Kefler langte in eines der Seitenfächer des Schreibtisches und holte eine altmodische Aktentasche hervor. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sie leer war, gab er sie Tweed. Dann stand er auf und ging ans Fenster.
    »Bei Tageslicht hat man hier eine recht interessante Aussicht«, sagte er. »Unten auf der Elbe fahren riesige Containerschiffe, und um halb eins kommt immer die Fähre aus Newcastle, die…«
    Der Schuss gellte entsetzlich laut durch die schwüle Sommernacht. Kefler begann zu taumeln und fiel zu Boden, wo er schließlich mit dem Gesicht nach oben regungslos

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