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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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von Ihnen«, sagte Lisa ruhig. »Man bezahlt mich dafür, dass ich Ihnen hinterherspioniere.«
    »Erzählen Sie mir das morgen früh. Und jetzt muss ich Sie bitten zu gehen.«
    »Na schön, schmollen Sie ruhig weiter«, sagte Lisa, die sichtlich wieder wütend wurde.
    Tweed stand schon an der Tür, bereit, sie für Lisa aufzuhalten.
    »Jemand hat mir gesagt, ich solle vom Hauptbahnhof aus eine bestimmte Nummer anrufen«, sagte Lisa, während sie in ihrer Handtasche herumkramte. Sie holte ein Blatt Papier heraus und ließ es auf die Couch fallen. »Das ist die Mitteilung, die ich bekommen habe. Als ich am Bahnhof von einer Telefonzelle aus die Nummer anrief und mir eine Stimme, die ich nicht kannte, den Vorschlag unterbreitete, Sie zu bespitzeln, drückte mir plötzlich ein zwielichtig aussehender Typ diesen Umschlag mit hundert Fünfhundert-Euro-Scheinen in die Hand. Mein Lohn dafür, dass ich Sie ausspioniere.« Sie warf einen dicken Briefumschlag auf die Couch. »Machen Sie mit dem Geld, was Sie wollen. Sie können es für wohltätige Zwecke spenden oder von mir aus auch selbst behalten…«
    Sie schenkte Newman ein Lächeln, warf Paula einen bösen Blick zu und stürmte aus der Tür, die Tweed für sie aufhielt.
    Tweed schürzte die Lippen, verriegelte die Tür und eilte zum Telefon. Im Telefonbuch suchte er sich die Nummer der Polizei heraus. Paula hatte inzwischen den nicht zugeklebten Umschlag geöffnet und die Banknoten darin gezählt.
    »Lisa hat Recht«, rief sie Tweed zu. »Da sind tatsächlich hundert Fünfhundert-Euro-Scheine drin. Ein Vermögen also…«
    »Die Frau ist verdammt clever«, knurrte Tweed, während er die Nummer wählte. »Das ist doch nur ein Trick, mit dem sie sich wieder unser Vertrauen erschleichen will.«
    »Jetzt machen Sie aber mal halblang…«, sagte Paula entrüstet.
    Sie wollte noch etwas hinzufügen, aber Tweed brachte sie mit erhobener Hand zum Schweigen.
    »Polizei?«, fragte Tweed auf Deutsch.
    »Wer spricht da?«, fragte eine barsche, aber irgendwie vertraut klingende Stimme in derselben Sprache zurück.
    »Mein Name ist Tweed…«
    »Wusste ich’s doch! Ich habe mir gleich gedacht, dass Sie es sind«, sagte Otto Kuhlmann, der Chef des Bundeskriminalamts, auf Englisch. »Ich wollte Sie eben anrufen und hatte gerade herausgefunden, dass Sie im Vier Jahreszeiten abgestiegen sind.«
    »Was machen Sie denn in Hamburg, Otto? Ich wollte anrufen, um einen Mord zu melden…«
    »An einem gewissen Dr. Kefler?«
    »Ja. Deshalb rufe ich an.«
    »Sind Sie allein?«
    »Nein. Paula und Bob Newman sind bei mir.«
    »Ich komme gleich zu Ihnen rüber.«
    »Vielleicht wäre es besser, wenn ich zu Ihnen käme«, sagte Tweed. »Wo genau sind Sie denn?«
    »Auf dem Polizeirevier zwölf. Es ist im Rathaus, fünf Gehminuten vom Hotel entfernt. Der Eingang ist auf der Rückseite. Ist aber leicht zu übersehen.«
    »Wir sind schon unterwegs…«
    Draußen war es jetzt zwar etwas kühler als zuvor, aber immer noch ziemlich schwül.
    »Sie waren vorhin ganz schön streng mit Lisa«, sagte Paula zu Tweed, als sie an der Anlegestelle vorbeigingen.
    »Haben Sie meine Warnung schon wieder vergessen? In diesem Fall können wir niemandem vertrauen außer uns selbst.«
    Paula ließ es für den Augenblick dabei bewenden. Oben in der Suite hatte Tweed zweimal »verdammt« gesagt, was für einen Mann wie ihn, der nur äußerst selten fluchte, sehr ungewöhnlich war. Offenbar hatte Lisa ihn richtiggehend aus der Fassung gebracht, etwas, was sonst nur wenigen Menschen gelang. Sie gingen auf einer Brücke über einen Kanal, der von der Binnenalster zur Elbe führte, und weiter über einen weiten, unheimlich leeren Platz, bis sie das Rathaus erreichten, dessen reich verzierte neugotische Türme düster in den Nachthimmel ragten. Paula war froh, dass der Mond jetzt wieder hinter den Wolken hervorgekommen war.
    »Was wollen wir Otto Kuhlmann erzählen?«, fragte Paula, während sie um das große Gebäude herumgingen.
    »Die Wahrheit, aber nur soviel davon, wie unbedingt nötig.
    Kein Wort über Rhinozeros…«
    Kuhlmann hatte Recht gehabt. Der Eingang zum Polizeirevier war leicht zu übersehen, aber Tweed hatte aufgepasst. Durch eine Einfahrt, die gerade breit genug war, um einen Wagen durchzulassen, gelangten sie in einen Innenhof, in dem an der linken Wand der weiße Polizeistern angebracht war. Gerade als sie den Innenhof betreten hatten, kam ihnen auch schon Kuhlmann entgegen, der, wie immer, in Zivil

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