Das innere Kind umarmen
mit dem Ergebnis nicht abfinden will.
Überträgt
man dieses Beispiel auf eine andere Situation, dann wird schnell klar, welch
ein Potenzial hinter der Wut steckt: Das gleiche Kind ist nun zu einem
Erwachsenen geworden und hat mit Hilfe der Eltern gelernt, seine Wut zu
kanalisieren. Dieser junge Mensch möchte nun beruflich etwas ganz Bestimmtes
machen und wünscht sich nichts sehnlicher als das. Jetzt erhält er für diesen
Bereich eine Absage. Wieder taucht der Moment der Trauer auf, und im nächsten
Atemzug entsteht Wut. Jetzt nutzt er diese Kraft allerdings, um sein Ziel
trotzdem zu erreichen. Er kann alle Kraft einsetzen, um sich seinen Wunsch
trotzdem zu realisieren. Wichtig dabei ist, immer wieder die tatsächliche
Motivation zu überprüfen, warum man ein Ziel erreichen möchte. Denn die
wirkliche Motivation bestimmt die Qualität der Handlung.
Motivationen
können sehr unterschiedlich sein, von selbstlos bis selbstsüchtig.
Hier einige
Beispiele für den Antrieb zum Erreichen eines Zieles:
♦ Es
verursacht ein gutes Gefühl in mir
♦ Es macht
mich glücklich
♦ Es erfüllt
mich
♦ Ich fühle
mich dann mächtiger
♦ Ich fühle
mich dann wichtiger
♦ Ich fühle
mich dann gebrauchter
♦ Ich möchte
beweisen, dass ich es kann
♦ Ich möchte
etwas Sinnvolles tun
♦ Ich möchte
Geld verdienen und reich werden
♦ Ich möchte
zeigen, was ich weiß
♦ ...
Wie kann man lernen, mit Wut oder
negativen Gefühlen umzugehen?
Wenn
man wütend wird oder sich schlecht fühlt, dann sollte man sich einen Platz
suchen, an dem man zuerst einmal ausrauchen kann. Vielleicht im Wald, im
Schlafzimmer, auf der Toilette oder ähnliche Orte des Alleinseins. Man kann
entweder vor sich herschimpfen, kaltes Wasser über die Handgelenke laufen
lassen oder im Büro die Treppe hinauf- und hinunterlaufen. In diesem Zustand ernsthafte
Gespräche zu führen, ist ziemlich sinnlos.
Vielleicht
besteht ja auch die Möglichkeit, zu Hause eine Wut-Ecke einzurichten. Die kann
von allen Familienmitgliedern bei Bedarf genutzt werden. Es ist übrigens sehr
lustig, zusammen mit der Familie solch einen Bereich einzurichten. Jeder macht
Vorschläge und trägt zur Gestaltung bei. So kann man sich erst einmal
abreagieren, bevor man das schiefgelaufene Gespräch fortsetzt.
Sobald
man sich wieder etwas beruhigt hat, kann man folgende Fragen stellen und so die
Energie in eine sinnvolle Handlung kanalisieren. Ganz nebenbei löst man mit
dieser Fragetechnik alte Verhaltensmuster auf, die sowieso nicht mehr dienlich
sind:
Schritt
1:
Wie fühle
ich mich gerade?
Z.B:
übergangen, ignoriert, machtlos, allein usw.
(genaue
Beschreibung des Ist-Zustandes)
Schritt
2:
Kenne ich
diese Gefühle aus meiner Kindheit? Sind sie mir vertraut?
Schritt
3:
Welche
Situation aus meiner Kindheit fällt mir spontan dazu ein?
Schritt
4:
Wie habe ich
damals reagiert?
Z.B.: mit Rückzug,
Rebellion, Rechtfertigung usw.
Schritt
5:
Wie hätte
ich damals am liebsten reagiert?
Schritt
6:
Übersetzung
und Umsetzung in die gegenwärtige Situation.
Z.B.: Sie
haben als Kind in einer unangenehmen Situation aus Angst mit Rückzug reagiert,
anstatt auf sich aufmerksam zu machen. Dann wissen Sie, was in der aktuellen
Situation zu tun ist: Machen Sie mit Worten auf sich aufmerksam und ziehen Sie
sich nicht wie gewohnt zurück.
Und
nicht vergessen: Behandeln Sie Ihr Gegenüber immer mit Achtung. Ganz gleich, ob
er oder sie es auch so hält. Auch im Kampf sollte Ihr Herz offen sein!
Dann können wenigstens Sie mit
einem ruhigen Gewissen schlafen gehen.
Persönliche Notizen
Durch
diese sechs Schritte wird die Energie nicht unterdrückt, sondern man erlaubt
sich die Wut und nutzt den Schwung für eine befriedigende Handlung, mit der man
zu sich selbst steht und das eigene, tiefe Bedürfnis ernst nimmt. Diese Fragen
zu beantworten, dauert im Übrigen nicht lange. Es ist jederzeit möglich. Man
kann sich anschließend wieder besser auf seine Arbeit oder Familie
konzentrieren. Es kostet nämlich permanent Kraft, Wut zu unterdrücken. Es ist
in etwa so, als versuche man konstant, einen Ballon unter Wasser zu drücken.
Mit
Hilfe der sechs Schritte lässt sich auch mit Ängsten umgehen. Ängste sind
nichts anderes als fehlendes Vertrauen in sich selbst oder in das Leben. Ängste
sind andererseits manchmal auch sinnvoll, damit man nichts tut, dem man noch
nicht gewachsen ist. Kinder müssen auch
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