Das innere Kind umarmen
Ufern existierte einmal
eine Brücke. Diese Brücke ist seit den schmerzhaften Erfahrungen Ihrer Kindheit
zerstört oder zumindest stark beschädigt. Auf der Seite des inneren Kindes
liegen Dinge wie schöne Erinnerungen, Lebenslust, Mut, Vertrauen, Freude,...
Aber auch unangenehme Erinnerungen befinden sich dort. Das bedeutet, dass man
nichts aus der Kindheit wirklich vergessen kann, lediglich verdrängen. Um an
die positiven Dinge zu gelangen, müssten die Ufer wieder miteinander verbunden
werden. Aber Sie selbst haben sich ja ursprünglich von diesem Teil Ihrer
Persönlichkeit getrennt — wegen all der schmerzlichen Erlebnisse, die auch dort
liegen. Vielleicht hilft es Ihnen jedoch zu realisieren, dass Sie nicht mehr
auf die Gegenwart blicken, sondern in Ihre Vergangenheit, welche nun nach Trost
und Ausdruck sucht.
Wenn
Sie den Mut haben, Schritt für Schritt eine Brücke zu bauen, so gelangen auch
die Geschenke der Lebensfreude, des Mutes und des Vertrauens wieder zu Ihnen,
und Sie können davon profitieren. Diese Verdrängungstaktik hat Sie über Ihre
Kindheit oder Jugend gerettet, hat Sie emotional überleben lassen, aber jetzt
ist es an der Zeit, die Strategie zu ändern, denn Sie brauchen das Potenzial,
welches am anderen Flussufer brachliegt, um wirklich glücklich sein zu können.
Es
ist möglich, dass Sie die wiederhergestellte Verbindung als ein Bei-sich-Ankommen empfinden.
Es bedeutet, endlich wieder mit sich im
Kontakt zu
sein. Es ist ein sehr beruhigendes Gefühl, nicht mehr im Außen nach dem
persönlichen Glück suchen zu müssen.
Was tun, wenn plötzlich alte,
schmerzliche Erinnerungen auftauchen?
Während
dieses Bewusstwerdungsprozesses ist es möglich, dass sich vergessene
Erinnerungen zurückmelden. Es besteht allerdings kein Grund, deshalb Angst zu
bekommen. Es steigen nur so viele Dinge in Ihnen auf, wie Ihre Psyche auch
verarbeiten kann. Das ist ein natürlicher Schutzmechanismus, auf den Sie sich
verlassen können.
Sollte
diese Situation eintreten, dann ziehen Sie sich kurz zurück, nehmen diese
inneren Bilder bewusst wahr und die Körperhaltung ein, die Sie bereits mit
Ihrem inneren Kind vereinbart haben. Atmen Sie so lange bewusst ein und aus,
bis Sie wieder ruhiger werden. Sagen Sie sich selbst, dass Sie sich spätestens
in ein paar Stunden damit auseinandersetzen werden, falls Sie jetzt im Moment
keine Möglichkeit dazu haben.
Wenn
Sie Zeit finden, sich mit diesen Erinnerungen zu befassen, dann lassen Sie die
Bilder und Gefühle nochmals aufleben und bitten Sie eine Person, Ihnen einfach
zuzuhören. Kommentare sind nicht nötig, Sie brauchen nur einen Zuhörer, damit
Sie es loswerden können. Wenn Sie sich alles von der Seele geredet haben,
fragen Sie sich, was Sie damals in der Situation gebraucht hätten, um sich besser
zu fühlen? Wenn es beispielsweise Trost gewesen wäre, dann bitten Sie Ihren
Zuhörer oder jemand anderen in Ihrem Umfeld, Sie einfach nur in den Arm zu
nehmen und festzuhalten. Sie müssen um das, was Sie brauchen, bitten, dann
bekommen Sie es auch.
Das
Traumatische sind nicht die Erfahrungen selbst, sondern die harte Reaktion bzw.
Nicht-Reaktion der Eltern auf Ihre Erfahrung. Das Traurige ist nicht die
negative Erfahrung selbst, sondern der Trost, der Ihnen danach nicht zuteil
wurde.
Genau
deshalb sollten Sie auf sich aufmerksam machen und sagen, was Sie brauchen.
Das, was man als Kind nicht gesagt hat, möchte heute immer noch zum Ausdruck
kommen.
Der Umgang mit Wut und Angst
Wut
ist das meistverkannte Gefühl überhaupt. Es wird überwiegend negativ bewertet.
Wut ist offiziell etwas Schlechtes , obwohl
jeder Mensch diesen Zustand kennt. Das ist eine fatale Situation für die
Menschheit. Denn Wut ist nichts anderes als ungelebte Trauer und Aggression.
Nun taucht mit dem Wort aggressiv noch
eine negativ behaftete Eigenschaft der Natur auf. Man sagt: »Du bist heute ganz
schön aggressiv.« Das ist vorwiegend nicht als Kompliment gemeint. Eigentlich
drückt es Folgendes aus: »Du bist heute sehr bedrohlich.«
Wenn
solche Wörter wie Wut, Aggression und auch Angst negativ besetzt sind, dann
wird man diese Gefühlszustände versuchen zu vermeiden. Lieber ist man
freundlich und unauffällig, damit bloß keiner auf die Idee kommt, man könnte
aggressiv sein. Denn das bedeutet, von seinen Mitmenschen abgelehnt zu werden.
Wie kommt es zu einem solchen Verhalten?
In
der Kindheit sind Aggressivität und Wut etwas Anstrengendes für die
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