Das innere Kind umarmen
Worte an
sich nicht, aber sie fühlen, dass man etwas von ihnen zurück in die eigene
Verantwortung nimmt. Sie fühlen veränderte Bedingungen. Man sollte niemals die
Wahrnehmungsfähigkeit der Kinder unterschätzen.
Bedeutet das, dass ich als Elternteil
daran schuld bin, dass mein Kind Probleme macht? Aggressiv, unaufmerksam,
provokativ usw. ist?
Schuld
hat damit überhaupt nichts zu tun. Es ist vielmehr so, dass alle Menschen
miteinander vernetzt sind. Die einen mehr, die anderen weniger. Das Leben des
einen hat Einfluss auf das Leben des anderen, sie finden nicht losgelöst
voneinander statt. Wenn man es einfach als naturgegebene Einrichtung versteht
und es nicht bewertet, dann liegt darin eine unglaublich große Gelegenheit zur
geistigen Entwicklung. Wenn man als Mutter oder Vater beispielsweise völlig
überfordert ist, es sich aus Pflichtgefühl aber nicht eingesteht, dann werden
die Kinder unbewusst den Druck auf die Eltern erhöhen, damit es einem bewusst
wird und man die Situation verändert. Denn die Kinder leiden auch darunter,
wenn etwas Derartiges in der Luft liegt, aber nicht zum Ausdruck kommt. Also
tun sie es auch für sich selbst, damit die Atmosphäre zu Hause wieder
wahrhaftiger und tatsächlich harmonischer wird.
Eltern,
die hauptsächlich ihre Pflicht erfüllen, sind für Kinder nicht wirklich
greifbar. Fühlt man sich also beispielsweise überfordert, so muss man sich
fragen: »Was bräuchte ich, damit es mir wieder bessergeht?« und es Stück für
Stück in die Realität umsetzen. Es ist alles nur eine Frage der Organisation.
Es
ist sehr befreiend, das Wort Schuld durch
das Wort Verantwortung zu
ersetzen. Außerdem wird man so erst wirklich handlungsfähig,
denn Schuld lähmt.
Schuld, Selbstverantwortung und Vergebung
Schuld
bedeutet, dass etwas nicht im Gleichgewicht ist. Leider wird das Wort aber
benutzt, um Menschen klein zu halten und zu manipulieren. Schuld ist etwas von
Menschen Gemachtes und ist in aufgelöster Form nichts anderes als
Verantwortung. Schuld hilft niemandem wirklich, es ist ein reines
Machtinstrument. Denn derjenige, der jemandem Schuld zuweist, fühlt sich stark
und mächtig, denn dafür gibt es keine wirkliche Lösung. Es entsteht eine
Abhängigkeit zwischen dem Schuldzuweisenden und dem scheinbar Schuldigen.
Verantwortung
dagegen ist etwas Gewinnbringendes. Jeder muss irgendwann die Verantwortung für
sein Denken und Handeln übernehmen, spätestens, wenn man stirbt. Dann findet
eine Art Lebensrückschau statt, die nichts beschönigt, die aber auch honoriert,
wenn man sich zu Lebzeiten bemüht hat. Es wartet keine Strafe auf die himmlischen
Ankömmlinge.
Daher
ist es sinnvoll, nicht von Schuld, sondern von Selbstverantwortung oder auch
Eigenverantwortung zu sprechen. Es ist nicht nur die Verantwortung gemeint, die
man tagtäglich für die Kinder, am Arbeitsplatz oder dem Partner gegenüber hat.
Es bedeutet, sich selbst zu achten und dafür zu sorgen, dass es einem gutgeht.
Man sollte lernen, Entscheidungen bewusster zu treffen und die Bereitschaft
entwickeln, die Konsequenzen daraus zu tragen.
Das
bedeutet, dass man mitunter sogenannte »falsche« Entscheidungen trifft. Aber
genau durch diese lernt man ja den Unterschied zu sogenannten »richtigen«
Entscheidungen. Sich selbst diese Fehlentscheidungen und die Folgen daraus zu
vergeben, ist einer der wichtigsten, aber auch der schwierigsten Schritte im
Leben. Man kann sich immer wieder selbst vorwerfen, dass man scheinbar falsch
entschieden hat. Das bedeutet allerdings, dass man sich im Kreis dreht und
nicht weiter voranschreiten kann. Man richtet auch in diesen Situationen
wertvolle aggressive Kraft gegen sich selbst.
Sich
selbst zu vergeben heißt zu begreifen, dass man so gut entschieden hat, wie man
es zu diesem Zeitpunkt konnte. Später ist man immer schlauer, da die Erfahrung
bereits gemacht wurde. Fehler sind wichtige Erfahrungen und notwendig, um sich
und sein Bewusstsein weiterzuentwickeln. Wirkliche Weisheit kommt von Wissen,
und Wissen stammt aus Erfahrung. Die Erwartungen an sich selbst sind oft so
groß, dass man sie gar nicht erfüllen kann. Deshalb sollte man liebevoller mit
sich selbst umgehen und sich scheinbare Fehler vergeben, denn die Mitmenschen
haben es wahrscheinlich längst getan.
Es
ist nicht leicht, sich zu vergeben, wenn man erkennt, dass man selbst dazu
beigetragen hat, dass die eigenen Kinder Probleme entwickelt haben. Aber es ist
für diese
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