Das innere Kind umarmen
Erkenntnis nie zu spät, und es ist jederzeit möglich, die eigenen
Themen wieder zurück in die eigene Verantwortung zu nehmen. Wenn Kinder spüren,
dass Eltern wirklich begreifen und sich tatsächlich etwas verändert, dann sind
sie sehr bald versöhnlich. Kinder vergeben sehr schnell, wenn sie fühlen, dass
sich eine ehrliche Wandlung in den Eltern vollzieht. Egal, wie alt die Kinder
sind, es ist jederzeit entlastend, und es stellt die natürliche Ordnung, das
Gleichgewicht in der Familie wieder her.
Und
genauso, wie es sich mit den eigenen Kindern verhält, gilt dies auch für den
Kontakt mit dem inneren Kind. Es spielt keine Rolle, wie alt man ist, es lohnt
sich immer!
Was ist »falsche« Verantwortung?
Das
richtige Maß zu finden — bis wohin braucht jemand Unterstützung, und ab wann
ist er alleine in der Lage, Verantwortung zu tragen — ist nicht immer leicht.
Vor dieser Herausforderung steht man oft mit kleinen Kindern oder bei der
Betreuung alter oder hilfebedürftiger Menschen. Sinnvolle Unterstützung sieht
folgendermaßen aus: Man hilft dem anderen gerade so viel, wie er braucht, um
das angestrebte Ziel zu erreichen; man lässt die Verantwortung für die Handlung
bei dem anderen und hilft nur so viel, wie wirklich notwendig ist. Falsche
Verantwortung wäre, dem anderen die komplette Handlung abzunehmen. So kann der
andere nichts lernen.
Folgendes
Beispiel zeigt, dass es keinem, außer dem eigenen Ego hilft, wenn man den
anderen zu viel abnimmt: Das fast erwachsene Kind wohnt noch zu Hause, und die
Mutter beschwert sich, dass sie sich immer noch um alles Mögliche kümmern muss.
Der Nachwuchs lässt sich hängen und vernachlässigt seine Pflichten. Weil es die
Mutter nervt, bringt sie die Dinge, welche ihr Kind liegen lässt, immer wieder
in Ordnung und nimmt dem Kind damit andauernd die Verantwortung ab. Der
Nachwuchs weiß inzwischen, dass er nur lange genug warten muss, denn Mutter
regelt es ja. Würde die Mutter diese falsche Verantwortung nun nicht mehr
übernehmen, sondern das Kind Bekanntschaft mit den Konsequenzen seines
Nicht-Handelns machen lassen, so würde das Kind die Verantwortung früher oder
später übernehmen müssen.
Man nimmt anderen Menschen große
Entwicklungschancen, wenn man ihnen zu viel abnimmt. Und sich selbst dient man
damit auch nicht.
Direkte Kommunikation
Das
Leben zeigt immer wieder, welche bedeutende Rolle die Kommunikation spielt. Sie
schafft Verständnis füreinander und hilft, sich gegenseitig auszutauschen und
zu unterstützen. Zumindest sollte das so sein.
Die
Praxis zeigt leider immer wieder, dass vielen Menschen die Möglichkeit dieses
wunderbaren Hilfsmittels noch nicht bewusst ist. Eine direkte Kommunikation
setzt nämlich voraus, dass Sie wissen, was Sie eigentlich zum Ausdruck bringen
wollen. Und genau darin steckt auch schon das größte Problem. Wenn Sie genau
wüssten, was Sie fühlen und brauchen, dann könnten Sie es auch sagen. Und
darauf zielt die Arbeit mit dem inneren Kind unter anderem ab. Wenn Sie die
wirkliche Motivation für Ihre Handlung erkennen, dann kann diese auch zum
Ausdruck gebracht werden. Es gibt ein paar einfache und sehr effektive
Kommunikationsregeln. Wenn Sie diese beherzigen und umsetzen, ändert sich
schnell einiges im Miteinander, was vorher unmöglich erschien. Gerade im Umgang
mit Kindern wirkt eine direkte und gewaltlose Kommunikation Wunder. Und nicht
nur im Umgang mit anderen, sondern auch im Umgang mit sich selbst, wäre ein
liebevolleres Miteinander sehr hilfreich. Denn das eine hat auf das andere
Einfluss, ob Sie wollen oder nicht.
Hilfreiche Kommunikationsregeln
Für das
Sprechen:
♦ Fragen Sie
vor Beginn, ob der andere Ihnen gerade zuhören kann. Wenn nicht, vereinbaren
Sie einen anderen Zeitpunkt für das Gespräch.
♦ Verwenden
Sie Ich-Botschaften (»Ich fühle mich...«). Du-Sätze beinhalten meist Angriffe
und Vorwürfe und führen verständlicherweise zu Gegenattacken.
Beispiel:
»Wegen dir geht es mir total schlecht!« Besser wäre: »Ich fühle mich heute
nicht gut.«
♦ Bleiben Sie
während einer Auseinandersetzung in der Gegenwart. Alte Unstimmigkeiten
aufzuwärmen führt lediglich dazu, dass der andere sich verteidigt.
Sätze wie:
»Nie machst du...« oder »Immer machst du...« führen dazu, dass der andere das
Gefühl hat, dass Sie alles an ihm in Frage stellen.
♦ Erwähnen
Sie auch positive Dinge. Geben Sie dem anderen während des
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