Das Intercom-Komplott
vier Hauptverdächtige.
THEODORE CARTER
Hier endet Latimers Manuskript.
Wie Nicole Deladoey aussagte, arbeitete er mit Notizzetteln, die er in einem kleinen Kasten aufbewahrte. Wahrscheinlich waren hier die Namen der vier von ihm verdächtigten Firmen zu finden. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen nach seinem Verschwinden wurden diese Karten jedoch aus seinem Hotelzimmer entfernt. Auch sie sind also verschwunden.
Intercom wurde zum Schweigen gebracht.
Charles Latimer wurde zum Schweigen gebracht.
Diejenigen, die das taten, sagen nichts.
Ich bin der einzige, dessen Stimme noch nicht verstummt ist.
KAPITEL 10
THEODORE CARTER
Der letzte, von dem man weiß, daß er Charles Latimer lebend gesehen hatte, ist der Avis-Angestellte im Flughafen, dem er die Schlüssel seines Leihwagens zurückgab. Das war gegen zwölf Uhr gewesen.
Ein französischer Grenzposten am nahe gelegenen Übergang nach Ferney-Voltaire sagte aus, er habe einen älteren Herrn gesehen, auf den die Personenbeschreibung Latimers zutraf. Er habe die Grenze in einem Wagen, in dem außer ihm noch zwei Männer saßen, gegen 12.30 Uhr überschritten. Wenn sich der Grenzer aber auch noch an die Uhrzeit erinnern konnte, hinsichtlich des Tages war er sich nicht sicher. Vor allem sei ihm dieser Mann, der sich mit einem Paß des Vereinigten Königreiches auswies, wegen seiner tiefdunklen Sonnenbrille aufgefallen. Der Beamte hatte ihn gebeten, seine Brille abzunehmen, damit er die Fotografie im Ausweis mit seinem Gesicht vergleichen konnte. Über die beiden anderen Wageninsassen wußte er nichts auszusagen.
Man ermittelte, daß dieser Beamte sich gegenüber Trägern von Sonnenbrillen außerordentlich pedantisch gab und Reisende schon oft gebeten hatte, sie abzunehmen. Sein Hinweis wurde letzten Endes als unergiebig abgetan, wenn er die Kantonspolizei auch in ihrer Ansicht bestärkte, Latimer habe die Schweiz lebend und wohlauf verlassen – und aus freien Stücken. Ihr Interesse an seinem späteren Geschick war deshalb allenfalls theoretisch, und da über sein Ergehen nach dem 31. Mai nichts bekannt wurde, begann auch die Öffentlichkeit den Fall zu vergessen. Wenn über neue Entwicklungen nichts zu berichten ist, sind ungelöste Rätsel für die Zeitungen nur wenig ergiebig.
Valerie hatte einmal gesagt, ich habe Latimer bewundert und beneidet. Tatsächlich, ich bewundere seine Bücher; sie haben mir viele vergnügliche Stunden bereitet. Und vielleicht beneidete ich ihn auch. Gewiß aber hätte ich ihn gern besser kennengelernt. Auch jetzt kann ich mir nur schwer vorstellen, daß er nicht mehr am Leben ist. Und an die Art seines Todes mag ich überhaupt nicht denken.
Ich bedauere es sehr, daß sich unsere Beziehungen, die früher einmal mehr oder weniger freundschaftlich waren, unmittelbar vor seinem Verschwinden einigermaßen abgekühlt hatten. Meine Weigerung, ihm etwas über die Nachforschungen der Gegenspionage zu erzählen, hatte ihn verärgert, und ich war wütend gewesen, weil er versucht hatte, Valerie darüber auszuhorchen. Sie und Dr. Loriol hatten ein- oder zweimal mit ihm zu Abend gegessen; ich selbst hatte abgesagt, obwohl auch ich eingeladen war.
Aber ich hatte nicht nur deshalb abgesagt, weil ich wütend war – wenn er das wahrscheinlich auch vermutete –, sondern ich war damals vollauf damit ausgelastet, mein Übersetzungsbüro aufzubauen. Mit meiner Wohnung als Büro und Nicole Deladoey als Halbtagssekretärin war es am Anfang ganz gut gegangen, aber als die Arbeit immer mehr anwuchs, wurde es notwendig, sich nach anderen Möglichkeiten umzusehen. Daß Nicole für Latimer arbeitete, beschleunigte alles nur. Ich stellte eine Ganztagssekretärin ein und besorgte mir ein Vervielfältigungsgerät. Die Leute, die in der Wohnung unter mir wohnten, beschwerten sich bald über den Lärm; es ergab sich also die Notwendigkeit, ein richtiges Büro zu mieten. Ich hätte in diesen Wochen wirklich nicht viel Zeit für Latimer gehabt.
Die Nachricht von seinem Verschwinden unterbrach alles. Trotz aller Vernebelungsversuche der Sicherheitsbehörden konnte Latimers Verstrickung in die Intercom -Affäre nicht verborgen bleiben, ebenso die Tatsache, daß er an einem Buch darüber arbeitete. In amerikanischen und englischen Verlegerzeitungen war das entstehende Buch bereits angekündigt worden.
Über diese Meldungen wird später noch zu sprechen sein. Es ist fast sicher, daß die eine oder andere von ihnen schuld an seinem Verschwinden
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