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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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erklären. "Ich dachte, dass sie mich vielleicht erkennt und meine Deckung auffliegen lässt, also bin ich durch die Hintertür verschwunden. Es war dunkel und – das ist jetzt peinlich, aber ich glaube, ich bin einfach in Panik geraten. Ich habe gehört, wie jemand meinen Namen flüsterte, und ich dachte, dass mich jemand verfolgt."
    Matties Oberteil war verschwitzt. "Da war wahrscheinlich gar nichts", sagte sie. "Es tut mir leid wegen des Wagens."
    "Um das Auto mache ich mir keine Sorgen."
    Beide schwiegen, und Mattie lauschte dem Wind, der leise an den Autofenstern pfiff. Es war fast so laut wie das Geräusch, das entstand, wenn Luft durch ihre Nasenflügel in ihre Lungen strömte. Was rauschte in ihr – Angst? Schrecken? Es fühlte sich an, als würde sie hyperventilieren und noch einen dieser verflixten Panikanfälle bekommen.
    Der Teil ihres Gehirns, mit dem sie noch logisch denken konnte, sagte ihr, dass jemand versuchte, ihr Angst einzujagen. Nicht sie umzubringen, sondern sie einzuschüchtern. Sie
hatte
ihren Namen da draußen gehört, und sie hatte ein Gesicht gesehen.
    Aber die Direktorin war schon lange tot, und Mattie glaubte nicht an Gespenster, außer an diejenigen, mit denen die Erinnerung sie quälte. Sie versuchten, sie auf diese Weise loszuwerden: Sie beschworen die finstere Vergangenheit, um Mattie zum Schweigen zu bringen.
    "Wir fahren zu mir", sagte Jameson.
    Sie versuchte nicht einmal zu protestieren. Es gab keinen Grund. Sein Tonfall verriet, dass er sich auf keine Diskussion einlassen würde. Ob sie Angst haben oder froh darüber sein sollte, wusste Mattie nicht. Vielleicht hatte Jameson ihr mit den Videos und der Augenbinde keine Fallen stellen wollen. Vielleicht versuchte er einfach nur, dasselbe Rätsel zu lösen wie sie. Außer mit Jane und Breeze hatte sie sich nie mit irgendwem verbündet – und selbst damals war Mattie von keinem der beiden abhängig gewesen. Die meiste Zeit hatte sie für alle gekämpft. Sie hatte nicht riskieren können, dass jemand sich ihnen in den Weg stellte, sie behinderte. Das wäre zu gefährlich gewesen.
    Jetzt schien sie schwächer zu sein. Sie ließ sich von Jameson helfen, obwohl sie stärkere Nerven und mehr Kraft als jemals zuvor brauchte. Sie fühlte sich wieder wie das blutende Kind, das Jane seine Wunden nicht zeigen wollte. Wenn es hart auf hart kam, schlug Mattie sich lieber allein durch. Es war einfach sicherer.
    Jameson lehnte mit der Schulter gegen den Türrahmen, beobachtete Mattie beim Schlafen und fragte sich, warum er das tat – Vögel mit gebrochenen Flügeln retten, Katzenjungen von Bäumen holen, was auch immer am dringendsten Hilfe brauchte. Er hatte die schlechte Angewohnheit, Streuner mitzunehmen und Geld in jede offene Hand zu legen. Dass es damit zu tun hatte, sein schlechtes Gewissen wegen Billy zu beruhigen, das war Jameson klar. Lebenslanges Retten verlorener Seelen als Buße dafür, dass er die seines Bruders nicht gerettet hatte. Das war Jamesons Strafe.
    Aber das mit Mattie war etwas anderes. Ein gewöhnlicher Streuner war sie nicht. Sie könnte sogar die Mörderin seines Bruders sein. Mattie Smith, die knallharte Richterin, hatte möglicherweise selbst Leichen im Keller. Und damit nicht genug, sie brachte Leute ins Gefängnis, während er für gewöhnlich versuchte, diese Menschen mittels seiner Bücher wieder herauszuholen. Jetzt wollte er
sie
ins Gefängnis bringen.
    Was zur Hölle machte er bloß?
    Wenn er sich jemals überlegt hatte, dass es gut sei, nahe am Feind zu bleiben, hatte er diese Gedanken in der Nacht über Bord geworfen, als er Mattie gebadet und neben ihr geschlafen hatte. Sie hatte seinen Namen im Schlaf gerufen, und er wusste nicht, was er tun sollte … also hatte er nichts getan, außer zu flüstern, dass er da war.
    "Ich will bloß wissen, wer du bist."
    Auch das hatte sie im Schlaf gesagt.
    Offensichtlich reichte es ihm nicht, ihr das Leben zu retten. Heute Abend hatte er sie mit auf eine Party genommen, sie getröstet, nachdem sie sein Auto zerbeult hatte, sie zu sich nach Hause gebracht und ihr sein Bett angeboten. Um seine Gedanken zu Papier zu bringen, war er aufgeblieben. Danach hatte er es sich auf einem der Sofas im Wohnzimmer bequem gemacht, aber der Schlaf wollte stundenlang nicht kommen. Jetzt war das ganze Loft dunkel, und Jameson fühlte sich wie ein Gespenst, das in seinem eigenen Haus herumgeistert. Von Raum zu Raum war er gewandert, bis er in seinem Schlafzimmer angekommen war. Er

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