Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
Vom Netzwerk:
machen, doch das verletzte Knie fühlte sich an, als sei das Gelenk eingefroren. Wo war Jameson? Mattie musste von hier verschwinden. Sie ließ den Blick über den Poolbereich schweifen, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. Vielleicht war er hineingegangen. Nur konnte Mattie es nicht riskieren, nach ihm zu suchen. Sie hätte Lane begegnen können.
    Mattie fand ihr Gleichgewicht und versuchte, rückwärts zu gehen und sich in die Menschenmenge zu mischen. Es musste doch einen Seiten- oder Hinterausgang geben. Wenn Lane sie sehen und ihren Namen rufen würde, wäre jede gute Absicht von Frank O'Neill dahin. Er sollte nicht wissen, dass sie Schülerin an der Rowe-Akademie gewesen war.
    Ohne allzu große Schwierigkeiten fand Mattie eine Tür im Zaun hinter dem Pavillon und ging hinaus. Der steinige Untergrund führte zu zerklüfteten Klippen, die über das Meer ragten. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne tauchten die Umgebung in ein schwaches Dämmerlicht. Jederzeit konnte es dunkel werden, Dunst war bereits über dem Wasser aufgestiegen. Mattie sah ihn schon um ihre Fußgelenke schweben.
    Sie stieg aus ihren Pumps und kletterte vorsichtig über die Steine und Büsche. Wenn sie sich richtig erinnerte, befand sich der Parkplatz auf der anderen Seite des Hauses.
    Die Dunkelheit kam schnell, dicke silberne Wolken schoben sich vor den Mond. Nur die Lichter des Hauses waren noch hell, während der Nebel um ihre Beine dichter wurde. Mattie konnte ihre Füße nicht mehr erkennen, und sie hatte Angst, wieder das Gleichgewicht zu verlieren.
    In den Büschen hinter ihr raschelte es, und Mattie erschrak. Nur der Wind, beruhigte sie sich. Oder ein kleines Tier. Sie konnte nicht gut genug sehen, um sich schneller vorwärtszubewegen, aber sie beeilte sich trotzdem. Wenigstens tat ihr Knie nicht weh. Wahrscheinlich wegen des Adrenalins.
    Das Rascheln hörte nicht auf. Es klang, als folgte ihr jemand. Mattie erlaubte sich nicht, darüber nachzudenken. Schließlich war es eine Geburtstagsparty, zu der sie mit Jameson gekommen war. Niemand hätte Mattie hier draußen erwarten können, allein und verletzlich. Alles, was sie tun musste, war, zum Hauseingang zu gelangen, dorthin, wo die Lichter brannten.
    Der Mond beschien fahl die Landschaft. Als die Wolken ihn einschlossen, wurde es augenblicklich dunkel. Mattie bemühte sich, auf den Boden zu sehen, der immer stärker vernebelte. Schwer vorstellbar, dass so wohlhabende Leute wie die O'Neills nicht mehr Laternen auf ihrem Grundstück hatten. Interessant, dass O'Neill überhaupt so wohlhabend war. Von dem Gehalt eines Staatsanwalts? Vielleicht stammte der Reichtum auch aus Lanes Familie.
    "Mattie?"
    "Was?" Sie stoppte, unsicher, aus welcher Richtung das Flüstern gekommen war. Das Rascheln hatte aufgehört, und in der plötzlichen Stille hörte Mattie ihr eigenes Herz galoppieren. Jemand hatte sie angesprochen, da war sie sicher. Als sie sich umblickte, sah sie wenige Meter hinter sich einen Schatten auf dem Weg.
    "Wer ist da?"
    Die Gestalt kam näher, und eine verrückte Sekunde lang glaubte Mattie, sie hätte ein vertrautes Gesicht gesehen.
    "Miss Rowe?", flüsterte sie.
    Mattie ließ die Schuhe fallen, die sie in der Hand gehalten hatte, und rannte, flog förmlich über den Boden, ohne auf ihr Knie Rücksicht zu nehmen. Wie das Kind, das damals auf den Kiefernwald zugelaufen war, rannte Mattie wieder um ihr Leben. Es konnte nicht Miss Rowe gewesen sein. Miss Rowe war tot. Aber Mattie hatte ihr blasses Gesicht mit dem teuflischen Ausdruck gesehen. Ganz sicher hatte sie es gesehen.
    Irgendwie schaffte sie es zum Eingang des Hauses und fand Jamesons Auto in der ersten Reihe auf dem Parkplatz. Die Tür war nicht verschlossen, Mattie glitt auf den Sitz, um zu prüfen, ob sie auf der Ablage einen Schlüssel fand. Als Jameson das Handschuhfach geöffnet hatte, war ihr Blick auf einen Zweitschlüssel gefallen. In dem gedämpften Licht fand sie ihn jetzt nicht.
    Das Herz hämmerte ihr gegen die Rippen und schien mit jedem Schlag größer zu werden. Mattie hatte Angst, dass es explodierte. Hatte sie jemanden hinter sich gesehen? Sie betete, dass es nur Schatten gewesen waren. Trotzdem musste sie von hier weg. Wenn sie erst einmal in Sicherheit wäre, würde sie Jameson anrufen und ihm eine Nachricht hinterlassen.
    Mattie fand den Zweitschlüssel und steckte ihn ins Zündschloss. Das Auto sprang sofort an, aber als sie zurücksetzte, sah sie jemanden im Rückspiegel. Es war Jameson!

Weitere Kostenlose Bücher