Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
Vom Netzwerk:
konnte mit der angeschwollenen Zunge nicht sprechen. In der verzweifelten Hoffnung auf Rettung presste sie ein gequältes Krächzen heraus und begann mit den Beinen zu zappeln. Aber sie hatte immer noch Angst, einen elektrischen Schlag zu bekommen.
    "Pst, sei ruhig! Ich kann dich hören, aber ich kriege dich hier nicht allein raus. Ich muss Hilfe holen."
    Nein, nein! Lass mich nicht allein, Jane!
    Mattie konnte sie wegrennen hören. Dann fiel eine Tür ins Schloss. Matties zenartige Ruhe war verschwunden, und sie kam nicht wieder. Die Stille empfand sie jetzt so schneidend wie die Hitze. Schweiß tropfte ihr von der Stirn und brannte in ihren Augen wie Salz in einer Wunde. Aber sie wagte es nicht, ihn wegzuwischen. Sie traute sich auch nicht, einen Muskel zu bewegen, als sie wenig später sich nähernde polternde Schritte hörte. Alles, was sie sich vorstellen konnte, war die Klinge eines Beils, die ihren Sarg zerschlug und ihre Brust entzwei teilte.
    Was hatte Jane getan? Den Feueralarm ausgelöst? Mattie betete, dass sie nicht Miss Rowe zu Hilfe geholt hatte, denn in dem Fall würden sie und Jane für die Ewigkeit hinter diesen Wänden verschwinden.
    Ein dumpfer Schlag erschütterte Mattie und entrang ihrer Kehle einen stummen Schrei. Noch einmal erzitterte die Abseite, und das Elektrokabel hinter ihr fing wieder an, Funken zu sprühen. Ein greller Blitz erhellte den Bereich, aber es war keine Elektrizität. Der Metallrost war aufgebrochen worden, und Licht strömte herein.
    Jemand zog Mattie an den Fußgelenken und zerrte sie aus ihrem stickigen Verließ. Sie landete mit dem Gesäß auf dem Boden und rang inmitten der Staubwolken nach Luft. Ihr Arm blutete. Es sah wie eine Schnittwunde aus, aber sie hatte keine Zeit, sich um Verletzungen zu kümmern. Der Staub legte sich, und sie starrte geradewegs in das furchterregende Gesicht ihres Retters.
    Der kleine Raum war abgedunkelt, aber Mattie erkannte die mürrische Gestalt sofort. Wie konnte sie die blutunterlaufenen Augen, diesen kalten wütenden Mund vergessen? Sie kannte seinen Namen nicht, aber er war der Hausmeister und Gärtner der Schule. Seit sie eines Tages gesehen hatte, wie er mit seiner Spitzhacke eine kranke Kiefer mit einem Schlag in zwei Teile gespalten hatte, ging Mattie ihm aus dem Weg. Jeder außer Miss Rowe hatte Angst vor ihm.
    Mattie wollte ihm danken, aber sie konnte nur die Lippenbewegungen dazu machen. Sie fragte sich, wo Jane war. Vielleicht hatte Jane ihm aber gar nicht Bescheid gesagt, sondern er war von ganz allein gekommen. Mattie begann zu zittern.
    Schließlich brachte sie heraus: "Wo ist meine Freundin?"
    "Ist hingefallen und hat sich verletzt", murmelte er.
    "Wie?" Mattie war sich nicht sicher, ob nicht er Jane verletzt hatte. Er hatte sie aus dem Weg geschafft, und jetzt würde er sie genauso beseitigen.
    "Was zum Teufel machst du auf dem Dachboden?" Verächtlich verzog er den Mund. "Ich habe gewusst, dass sie hier etwas versteckt. Habe nicht gedacht, dass das eine ihrer Schülerinnen sein könnte. Was hast du gemacht? Die falsche Gabel benutzt?"
    Es erschien Mattie sicherer, nicht zu antworten. Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
    "Diese verdorbene kleine Schlampe hat eine Lektion verdient", brummte er.
    Mattie zuckte zusammen. Sie rappelte sich hoch, und er machte absolut keine Anstalten, ihr zu helfen. Er sah so angewidert aus, als hätte er sie am liebsten wieder zurück hinter die Wand geschoben.
    Zorn loderte hinter ihrer Angst auf. Böse starrte Mattie ihn an. "Eine Schlampe vielleicht", krächzte sie, "aber verdorben bin ich nicht."
    Sie war überrascht, weil sie die Worte herausgebracht hatte, aber noch mehr weil sein Gesichtsausdruck weicher wurde. Nur eine Sekunde lang, bevor er sich umdrehte und ging, ohne einen Funken von Interesse. Seltsam, wie schnell er zur Tür eilte, so als ob er nicht erwarten könnte, von dort zu verschwinden, als ob er sich sonst Ärger einhandeln würde. Vielleicht bedeutete das, dass er über den Vorfall schweigen würde.
    Die Tür schlug krachend zu, und ein Schauer der Erleichterung lief Mattie über den Rücken. Sie hatte erwartet, dass er sie genauso in Stücke schlagen würde wie den Baum.
    Der Raum, den er als Dachboden bezeichnet hatte, war voller Staub und Spinnweben. Er war leer, bis auf ein paar aufeinandergestapelte Metallstühle. Mattie stöhnte und stellte sich auf die Füße, den Blick auf die Tür gerichtet, durch die er gegangen war. Die einzige Tür. Mattie musste hier

Weitere Kostenlose Bücher