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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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raus, aber bei dem Gedanken, dass er unten an der Treppe auf sie warten würde, wäre es ihr fast lieber gewesen, aus den Mansardenfenstern zu krabbeln.
    Die Krankenstation der Schule befand sich im Erdgeschoss der Graedon Hall, einem dreistöckigen Turm am östlichen Ende des hufeisenförmigen Gebäudes. Mattie schien die einzige Schülerin zu sein, die in einem der Krankenbetten des Traktes lag, womit sie leben konnte, nachdem ihre Freundin Jane aufgetaucht war und ihr stolz die Schrammen präsentiert hatte, die sie sich beim Sturz auf der Turmtreppe zugezogen hatte. Der Hausmeister hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt.
    Mattie lutschte an einem Eiswürfel und genoss die Erleichterung, als die Schmerzen in ihrer Zunge nachließen. Sie war vielleicht vor einer Stunde zu sich gekommen, roch nach Jod und trug einen Krankenkittel, aber sie hatte keine Ahnung, wo ihre Kleider waren. Nach dem schlimmen Sturz aus dem Dachbodenfenster sei sie ohnmächtig geworden, sagte Jane. Irgendwie war Jane an der Arzthelferin vorbeigekommen, die im Büro der Krankenstation saß.
    "Wie lange bin ich schon hier?", krächzte Mattie.
    Jane machte ihr ein Zeichen, ruhig zu sein, während sie die Vorhänge um das Bett zog. "Miss Rowe hat uns gestern beim Abendessen erzählt, dass du einen allergischen Anfall hattest", flüsterte sie. "Sie sagte, du wärest in der Krankenstation, aber wir sollten dich nicht besuchen, weil deine Zunge wie ein Tennisball aussähe und es dir peinlich wäre."
    Mattie bedeutete Jane, ihr etwas zum Schreiben zu bringen. Schnell zog Jane einen Notizblock und einen Stift aus ihrem Rucksack hervor.
    Rowe hat mir das angetan,
schrieb Mattie.
Ich habe einen ihrer widerlichen Männer angespuckt.
    Jane schlug sich die Hand vor den Mund, weil sie sonst losgeprustet hätte. "Gut gemacht", kicherte sie.
    Mattie kritzelte noch eine Frage hin.
Wie lange bin ich schon hier?
    "Seit gestern Nacht", erklärte Jane. "Nachdem der Gärtner ohne dich vom Dachboden kam, bin ich hinaufgegangen. Du warst weg, aber das Fenster stand offen. Du hast mich zu Tode erschreckt, Mattie. Ich dachte, du wärest gesprungen, und bevor ich wieder unten war, hatte diese bescheuerte Lane Davison dich in einem Haufen auf dem Boden gefunden. Es ist ein Wunder, dass du dir nicht die Knochen gebrochen hast."
    Da war sich Mattie nicht so sicher. Ihr Arm war fest einbandagiert, und ihr Knie schmerzte, als ob etwas gebrochen wäre.
Ich bin nicht gesprungen,
schrieb sie.
Ich bin zwei Stockwerke hinuntergeklettert, bevor ich gefallen bin.
    "Also, Lane hat Miss Rowe geholt", sagte Jane, eifrig bemüht, die Geschichte weiterzuerzählen, "die so tat, als würde sie Erste Hilfe leisten. Nein, keine Mund-zu-Mund-Beatmung!" Beide Mädchen zogen bei dem Gedanken eine Grimasse. "Sie hat deinen Puls kontrolliert und Ähnliches, und dann sah sie den Gärtner und bat ihn, dich zur Krankenstation zu tragen. Ich war ihnen so dicht auf den Fersen, dass ich hören konnte, wie sie ihm erzählte, dass du eine schwere allergische Reaktion gehabt hättest, sonst wäre deine Zunge nicht so angeschwollen. Er hat nichts gesagt, aber er musste ja wissen, dass sie log."
    Auweia!,
schrieb Mattie.
Er hat mich getragen? Darth Vader?
    Jane nickte, die Arme um sich geschlungen, als würde sie zittern.
    Wo sind Ivy und Breeze?,
schrieb Mattie, neugierig auf die anderen zwei Mitglieder ihrer kleinen Bande von Außenseitern. Alle vier Mädchen hatten ein Stipendium für Rowe, das sie von der Gemeinschaft der neureichen und blaublütigen Mädchen ausgrenzte. Aber das machte Mattie nicht mehr so viel aus. Sie hatte das erste Mal im Leben echte Freunde, auf die sie sich verlassen konnte.
    "Sie sind in Breezes Schlafsaal, haben Kerzen angezündet und schicken Gebete für deine schnelle Erholung an die Göttin."
    Das zauberte ein Lächeln auf Matties Lippen, was ihr schwer fiel, weil ihre Zunge sich immer noch wie ein Tennisball anfühlte. Die Mädchen hatten Artemis in einem Unterstufenbuch über Mythologie entdeckt und die böse griechische Gottheit als ihre Schutzpatronin adoptiert. Mehr noch als die Göttin der Jagd und der Fruchtbarkeit war Artemis die Schutzheilige der jungen Frauen. Sie hatte verfügt, dass sie und ihre Dienerinnen nie von einem Mann gesehen werden durften. Aber der arme Actaeon, ein Jäger, machte den Fehler, Artemis und ihre Frauen zu beobachten, als diese nackt badeten. Daraufhin verwandelte Artemis ihn in einen Hirsch und sah zu, wie seine eigenen Hunde ihn in

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