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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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was empfand, dann könnte sie sich in echter Gefahr befinden. Denn inzwischen wusste sie Dinge über ihn, von denen sie von Herzen wünschte, sie hätte sie nie erfahren.
    "Ich werde nicht gern verarscht, Mattie."
    "Und – was ist das für ein Gefühl?" Ihre Augen mussten in diesem Moment böse funkeln. Niemals hatte sie jemanden mehr verletzen wollen, nicht einmal Miss Rowe. "Offenbar bin ich nicht die Einzige mit dunklen Geheimnissen."
    Er hob den Kopf, erwiderte aber nichts.
    Matties Herz klopfte so heftig, dass sie fürchtete, ohnmächtig zu werden. Sie fürchtete, dass sie nicht in der Lage wäre, den Rest über die Lippen zu bringen. Aber sie musste es tun. Allein weil er es verdiente, wenn er so schmutzige Spielchen spielte.
    "Du bluffst", sagte er. "Welche Geheimnisse? Wen soll ich denn ermordet haben?"
    Jameson oder die Tür, eine leichte Wahl. Seine Eingangstür war der einzige Fluchtweg. Mattie drehte sich so, dass sie sie im Blick behielt.
    Sie wiederholte, was David Grace ihr gesagt hatte, fast Wort für Wort. "Du bist verantwortlich für den Tod einer jungen Frau. Du hast sie gefesselt und sie in einer Höhle am Strand zurückgelassen, um ihr eine Lektion zu erteilen. Als die Flut kam, ist sie ertrunken. Ihre Leiche wurde zwei Tage später gefunden, immer noch gefesselt."
    Er widersprach nicht. Die Stille war so schneidend, dass Mattie nur an ihn denken konnte. Wo er war, wie nah, das wusste sie nicht. Nachzuschauen, wagte sie nicht. Sie wollte der Angst nicht nachgeben. Sonst würde er vielleicht denken, dass er sie genau dort hatte, wo er sie wollte. Doch das Schlimmste, was er tun konnte, war: ihr Leben zu ruinieren. Sie konnte seine Seele zur Hölle verdammen. Sie wusste, was er war.
    Sie drehte sich nicht um.
    "Das war ein Unfall." Seine Stimme klang rau.
    "Wirklich? Da habe ich etwas anderes gehört. Sie war deine Freundin, und du warst verrückt nach ihr. Und dann schlief sie mit deinem Bruder."
    "Ich habe sie nicht umgebracht. So war es nicht."
    Mattie hasste Männer, die Frauen verletzten. Sie war damit aufgewachsen, und sie betrachtete diese Kerle als die schlimmsten Feiglinge. "Du warst rasend vor Eifersucht, und du wolltest sie bestrafen. Du warst darauf versessen."
    "Wer hat dir das erzählt?"
    "Es ist wahr, oder?"
    Dass er darauf nicht antwortete, riss an Matties Nerven. Sie hatte Wut und eine Abwehrhaltung erwartet, vielleicht sogar Angst. Die endlose Stille war quälend, und wenn Mattie sie nicht mehr ertragen könnte, würde sie sich umdrehen und sich auf das Schlimmste vorbereiten.
    Ihr Blick traf seinen, einen Moment lang. Jameson wirkte eher verblüfft als wütend. Seine grauen Augen hatten einen trüben Ausdruck angenommen, und er hatte den Kimono geschlossen, als hätte er nicht gewusst, was er sonst tun sollte.
    "Billy hat ihr Drogen gegeben und mit ihr geschlafen. Er hat sie abhängig gemacht, und sie hätte für die Droge alles getan." Ihm versagte die Stimme, Mattie konnte ihn kaum verstehen. "Ich war ein dummes vierzehnjähriges Kind, und ich dachte, ich würde sie retten."
    Mattie riss sich zusammen. Sie wollte nicht hören, dass seine Motive gut und anständig gewesen waren. Nicht im Entferntesten wollte sie daran denken, ihm zu verzeihen.
    "Ich war auch erst vierzehn, als mein Leben zerbrach", sagte sie, "aber du hast kein Mitleid mit mir."
    "Das ist nicht wahr."
    Vielleicht wollte sie, dass er mit ihr stritt. Sie wollte Wut, Zorn, Selbstverteidigung. Er ließ sie sich grausam fühlen, und das war nicht fair. Er war nicht fair. Er kämpfte nicht wie ein Mann.
    "Du musst mir das nicht glauben", sagte er, "doch ich habe versucht, sie so lange von Billy fernzuhalten, bis ich die Sache mit ihm geregelt haben würde. Leider habe ich den Kampf verloren. Billy hat mich k. o. geschlagen, ich war für den größten Teil des Tages außer Gefecht gesetzt."
    Kühl sah Mattie ihn an. "Das war, als die Flut eingesetzt hat?"
    Er nickte. "Keiner wusste, wo sie war, und ich konnte es ihnen nicht sagen."
    Die Tragweite dieses Ereignisses machte Mattie einen Augenblick lang sprachlos. Dann kehrte der Zorn zurück. "Das spricht dich nicht von der Schuld frei!"
    "Jesus, meinst du, das weiß ich nicht? Ich hätte dafür durch die Hölle gehen können, aber mein Vater hatte mächtige Freunde. Also habe ich Bewährung gekriegt und musste Gemeindearbeit leisten."
    Dass sie kaum verheilte Wunden aufriss, spürte Mattie. Trotzdem konnte sie nicht an sich halten. Vielleicht waren es all die Jahre, in

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