Das Internat
und sah ihm direkt ins Gesicht.
"Ich möchte mit dir reden", sagte sie. "Wir können es hier tun, aber ich schlage vor, dass wir es drinnen machen. Es geht um etwas, das du die Nachbarn vielleicht nicht wissen lassen möchtest."
Er kniff die Augen zusammen und blinzelte, genau wie Mattie. Sein Blick bohrte sich in ihren, und sie starrte zurück. Sie würde sich nicht mehr einschüchtern lassen, das sollte er merken. Einlenken würde sie nicht.
Schließlich trat er von der Tür zurück und machte Platz, damit Mattie eintreten konnte. Das tat sie, indem sie wachsam an ihm vorbeiging, so als betrete sie feindliches Territorium. Ein einziges Licht brannte in dem höhlenartigen Raum, weit entfernt von seinem Büro und der riesigen Bibliothek.
Während er ihre Taschen hereintrug, ging sie auf die Lampe zu. Sie wollte ihm nicht im Dunkeln gegenübertreten, was ihm als nächtlicher Verfolger wahrscheinlich am liebsten war. Kaum hatte Mattie den Gedanken beendet, entdeckte sie zahlreiche Titelblätter von Detektivmagazinen, die ordentlich gerahmt als Trennwand zu seinem Schlafzimmer dienten.
Jamesons geschätzte Sammlung. Davor hatte David Grace sie gewarnt. Ihr Magen drehte sich, als sie die alten Titel betrachtete, als Poster vergrößert, mit den abscheulichsten Zeichnungen, die sie je gesehen hatte. "Frauen in Not" schien das wiederkehrende Thema zu sein. Die meisten Models trugen zerrissene Kleider, es gab nicht viele Ausnahmen. Eine verzweifelte Blondine fiel Mattie auf. Die abgebildete Frau presste sich eine rote Decke an die Brust und versuchte, ein riesiges Gewehr zu verdecken, das sie in der Hand hielt. Der lässige Kerl im Türrahmen musste der Detektiv sein. Wer sonst?
Ein anderes Poster erregte ihre Aufmerksamkeit, vielleicht weil das Rückgrat der Frau Mattie an einen Bogen erinnerte. Hände und Füße der Frau waren hinter ihrem Rücken gefesselt und mit einem zweiten Seil verbunden, das um ihren Hals geschlungen war. Diese Pose strahlte eine bizarre Anmut aus. Mattie konnte sich das nur mit der Gelenkigkeit erklären. Aber vor allem drängte sich ihr die Bosheit auf. Dieses Bild war noch viel finsterer und verstörender als die anderen.
Mattie drehte sich weg. Sie hatte genug gesehen.
"Wie kommt es, dass der Sohn eines Pfarrers so viel Schund besitzt?", fragte sie Jameson in bester Anwaltsmanier.
"Was für den einen Schund ist, ist für den anderen Kunst."
Sein Achselzucken lenkte ihre Aufmerksamkeit auf seine Kleidung – und auf das, was er nicht trug. Blaue Boxershorts und einen schwarzen Kimono. Sonst nichts. Der Kimono stand offen, soweit Mattie sehen konnte, war Jameson schlank und muskulös. Wahrscheinlich ein Fitnessfan. Das passte zu einem Kontrollfreak wie ihm.
"Und du?", fragte er mit einem sarkastischen Tonfall. "Schon aus Europa zurück? Hast du dich um den Notfall kümmern können?"
"Auch wenn dich das etwas anginge, deshalb bin ich nicht hier. Ich will wissen, warum du so verrückte Drohungen aussprichst. Ich soll meine Unschuld in achtundvierzig Stunden beweisen? Würdest du mir erklären, wie ich das machen soll?"
"Machen sollte wolltest du sagen, oder? Die achtundvierzig Stunden sind um."
Einen Bogen um Mattie beschreibend, ging Jameson in die Küche, wo er eine Flasche aus dem Kühlschrank nahm.
Sie folgte ihm auf den Fersen und lehnte das Wasser ab, das er ihr anbot. "Was soll das heißen? Hast du den Artikel abgegeben? Uns den Wölfen vorgeworfen? Uns alle drei, oder nur mich?"
Langsam nahm er einen Schluck Wasser und verschränkte die Arme. "Ich muss keine Erklärungen abgeben, Mattie. Ich werde nicht des Mordes verdächtigt."
"Das stimmt, du bist kein Verdächtiger." Sie stellte sich auf die andere Seite des Tresens. "Aber du bist ein Mörder."
Seine einzige erkennbare Reaktion war, dass er die Augen etwas zusammenkniff. "Ich wäre vorsichtig mit solchen Unterstellungen, Euer Ehren. Das könnte nach hinten losgehen."
"Das ist keine Unterstellung, das ist eine Tatsache."
"Und diese Tatsache wirst du mir erklären.
Jetzt."
Sie schenkte ihm ein kühles Lächeln. "Sieht so aus, als müsstest du dich jetzt winden, Jameson – mir war das bis jetzt gar nicht klar, aber der Gedanke hat was."
Bevor sie sich dazu entschlossen hatte, ihn direkt damit zu konfrontieren, hatte Mattie das Risiko abgewägt. Sie bedauerte die Entscheidung nicht. Aus verschiedenen Gründen musste sie so handeln. Wenn er sie allerdings als eine Bedrohung seiner Karriere oder seines Rufes oder sonst
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