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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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Ungeweinte Tränen brannten ihr in den Augen, und sie musste sich räuspern. Sie hatte keine andere Familie. Hier war sie: ihre Freundinnen aus einer längst vergangenen Zeit, verbunden durch die Narben der Kindheit und durch einen starken Überlebenswillen.
    Als sie sich losließen, wurde Mattie schlagartig klar, dass sie froh sein sollte, Jane helfen zu können. So oft hatte Jane sie unterstützt, sie und Breeze, und sie die meiste Zeit ihres Lebens beschützt.
    "Ich bin bereit", sagte Mattie in dem Bewusstsein, dass ihr Lächeln nichts als eine Grimasse war. Sie war bereit, aber als sie ihre Tasche hochhob, hörte sie das Handy dreimal piepsen. Sie hatte eine Nachricht.
    "Eine Sekunde", sagte sie und entfernte sich ein paar Schritte, um ungestört zu sein. Die Mailbox enthielt eine Aufzeichnung von Jaydee, der sie wissen ließ, dass es im Fall Langston keine Veränderung gebe. Keine gute Neuigkeit, aber wenigstens auch nicht noch eine schlechte. Die restlichen Nachrichten wollte Mattie auf dem Weg zum Flughafen abhören. Für den Moment checkte sie nur, ob sie Jamesons Namen entdecken konnte, und fragte sich, warum sie das Telefon nicht hatte klingeln hören.
    Nichts. Er hatte nicht angerufen. Warum nicht? Vielleicht war er außer Reichweite. Über die Gründe durfte Mattie nicht nachdenken, sonst würde es sie lähmen. Plötzliche Wut verdrängte ihre Furcht. Wenn sie das alles hinter sich hatte, wenn sie Jameson jemals wiedersähe, würde sie ihm dafür die Hölle heiß machen, dass er sie so geängstigt hatte.
    Gerade wollte Mattie das Telefon wegstecken, da sah sie das Zeichen für einen E-Mail-Eingang auf dem Display. Zwar hatte Jameson ihr noch nie eine E-Mail geschickt, aber Mattie sah trotzdem nach. Als sie den Absender las, ließ sie die Schultern sinken. Das
Municipio
von Ravello hatte auf ihre Anfrage nach den Unterlagen geantwortet. Matties Enttäuschung war so groß, dass sie entschied, die Mail nicht sofort, sondern später im Auto zu lesen. Sie befürchtete, dass sie ihre Anfrage zurückwiesen. Und einen weiteren Tiefschlag konnte Mattie jetzt nicht ertragen.

43. KAPITEL
    I n der Ruhe der Limousine konnte sich Mattie endlich auf ihre neue Identität konzentrieren. Grace davon zu überzeugen, dass sie die Frau auf den Bildern sei, würde sie erst gar nicht versuchen. Aus verschiedenen Gründen konnte das nicht gelingen, aber das hieß nicht, dass sie ihm nicht einen Auszug aus seinem Leben in Erinnerung rufen konnte.
    Ihre größte Sorge bestand darin, von Grace als Mattie Smith erkannt zu werden, bevor sie die Chance haben würde, ihn mit seinen eigenen Fantasien zu verführen. Um ihn dazu zu bringen, seine Abwehrhaltung aufzugeben, würde Mattie Zeit brauchen. Dazu müsste sie ihn von einer Illusion überzeugen. Sie müsste ihn so verzaubern, wie ein Magier sein Publikum dazu verleitet, Dinge zu sehen, die es nicht gibt.
    Der Vibrationsalarm ihres Handys schreckte Mattie aus dem versunkenen Zustand auf. Sie fand das Telefon in ihrer Abendtasche und klappte sie in der Hoffnung auf, Jamesons Stimme zu hören. "Hallo?"
    Eine flüsternde Stimme lachte leise in ihr Ohr. "Jameson ist der Nächste."
    "Was?", fragte Mattie. "Wer ist da?"
    Der Anrufer antwortete nicht, und Mattie sah schnell auf das Display. Die Nummer war bereits verschwunden – und der Anrufer ebenfalls. Das Besetztzeichen dröhnte Mattie im Ohr, als sie die Anrufliste aufrief. Während sie die angezeigten Zahlenreihen durchging, wurde Mattie klar, dass die Nummer gesperrt gewesen sein musste.
    Außerdem drangen die Worte des anonymen Anrufers in ihr Bewusstsein.
    Jameson ist der Nächste. Er wird getötet werden.
    Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, hielt Mattie bewegungslos inne. Das war schlimmer als Chaos: ein Abgrund, eine tiefes, eisiges Nichts. Sie spürte ein schmerzhaftes Ziehen im Rückgrat, konnte sich aber nicht rühren. Wenn die Drohung echt war, dann erklärte das, warum Jameson nicht ans Telefon ging. Der Anrufer hatte ihn bereits in seiner Gewalt. Und Mattie hatte keine Ahnung, wo sie Jameson finden oder wie sie ihn retten sollte.
    Und was, wenn David Grace die Nachricht hinterlassen hatte?
    Mit zitternden Fingern tippte Mattie eine Nummer in ihr Handy. Obwohl sie wusste, dass er nicht antworten würde, versuchte sie, Jameson zu erreichen. Als Nächstes rief sie Breeze an und schilderte ihr schnell, worum es ging. "Setz deine Leute darauf an", wies sie sie an. "Als ich das letzte Mal mit Jameson gesprochen habe,

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