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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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perfekt zu Ivys märchenhaftem Guinevere-Look passte. Außerdem hatte sie Kontaktlinsen in einer Farbe aufgetrieben, die dem Smaragdgrün von Ivys Augen ähnelten.
    Das Make-up hatte für den Rest gesorgt, und Breeze war ein Genie, was das anging. Sie hatte sich selbst übertroffen. Mattie war jetzt Ivy White, erwachsen und bereit, auszugehen.
    "Kommen Sie mit", sagte Grace und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
    Sie betraten einen Raum, der zwar kleiner als die Halle, dafür nicht weniger atemberaubend war. Die Decke war gewölbt, die Wände mit verschiedenen antiken Spiegeln behängt. Den Blickfang bildete ein Kamin aus glänzendem schwarzem Glas. Mattie erinnerte sich an all das Glas in Grace' Villa in Amalfi, und fragte sich, was dahintersteckte.
    "Ich habe die Angestellten heute Abend bereits nach Hause geschickt", sagte Grace, "aber ich denke, ich schaffe es noch, uns einen Drink einzuschenken. Möchten Sie einen?"
    Er hob eine Augenbraue und wartete verschmitzt lächelnd auf ihre Antwort. "Vielleicht sollte ich fragen, ob Sie alt genug sind."
    Einen Augenblick lang spielte sie mit dem Kragen ihrer Bluse, dann ließ Mattie den Finger an ihrem Hals entlanggleiten. "Alt genug wofür?"
    Sein schwaches Lächeln veränderte sich nicht, als er zur Bar hinüberging und dort einen Drink einschenkte. "Was hätten Sie gern?"
    Sie nahm das als Zeichen, weiterzumachen. David Grace pflegte vielleicht Fantasien von Schulmädchen. In Breezes Spa hatte er nie nach einem Schul
mädchen
verlangt. Stattdessen hatte er immer nach einer Frau gefragt, die wie eines aussah, also hoffte Mattie, dass es funktionieren würde. Sie spielte weiter mit ihrer Bluse und schlenderte auf ihn zu. Als sie nah genug war, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, begann sie, sich die Bluse aufzuknöpfen.
    Als Grace ihr einen Blick zuwarf, wich das Lächeln aus seinem Gesicht. Matties Versuch, ihn zu verführen, schien ihn abzustoßen.
    "Was für ein kranker Scherz soll das denn sein?"
    Mattie stellte fest, dass sie sich verkalkuliert hatte. Entweder waren ihre Verführungskünste so schlecht, wie sie befürchtete, oder sie hatten sich alle verschätzt. Seine Besessenheit von Ivy war vielleicht nicht sexueller Natur.
    Niedergeschlagen entschuldigte sie sich. "Es ist so warm heute Abend", sagte sie. "Ich wollte mich nur abkühlen."
    "Was für einen Duft tragen Sie da? Ivy hat nie irgendwelches Parfum getragen."
    "Mögen Sie
J'Adore
nicht? Ich wasche es ab."
    "Ist schon in Ordnung", sagte er, aber seine Stimme klang immer noch kühl. "Lassen Sie mich die Drinks machen. Ich trinke einen Gin Tonic. Was ist mit Ihnen?"
    "Das nehme ich auch." Mattie fand sich mit einem großen eisgekühlten Drink in ihrer Hand wieder und hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Auf die verführerische Tour würde sie nicht an die Informationen kommen, die sie brauchte. Möglicherweise konnte sie eine Reaktion provozieren. Nur erschien es ihr so riskant, dass es schon fast lebensmüde war. Es konnte nur funktionieren, wenn er sich wegen Ivy so öffnete, dass er die Abwehrhaltung vergaß. Auch wenn das nicht zu ihrem ursprünglichen Plan gehörte, wollte Mattie alles über Miss Rowes Baby und den Tod seiner Frau wissen.
    Um einen belastenden Beweis aufzutreiben, war Mattie nach Napa Valley gekommen – und vielleicht sogar wegen des Videos. Ein gefährlicher Plan, zum Glück war sie verkabelt. In Gestalt von John Bratton und einem seiner Männer hatte Mattie die Unterstützung des Secret Service. Einen Kilometer entfernt warteten sie, außerhalb der Tore dieses gigantischen Anwesens.
    Den unangerührten Drink ließ Mattie auf dem Kaminsims stehen und ging zu einem der Spiegel hinüber, ein venezianisches Meisterstück mit einem Rahmen, der aussah, als sei er aus purem Gold gefertigt. "Sammeln Sie antike Spiegel?"
    "Meine Frau. Sie hat sie gesammelt."
    Seine Frau. Er hätte ihr eine andere Antwort geben können. Mattie musste achtgeben, sie wollte nicht zu forsch sein und es verderben. Einen weiteren Fehler durfte sie sich nicht leisten.
    "Die Spiegel sind wunderschön. Der Kamin auch." Sie wandte sich Grace gerade rechtzeitig zu, um zu bemerken, dass jemand den Raum betreten hatte.
    Eine junge Frau trat aus dem Schatten hinter Grace. In dem Bruchteil einer Sekunde hatte Mattie sie taxiert. Die Frau sah Ivy verblüffend ähnlich. Aber sie besaß nicht Ivys lockiges rotes Haar oder ihre verwunschene Schönheit, sie trug eine Kurzhaarfrisur; schwarze Wellen umrahmten ihr hageres Gesicht.

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